Zur Historizität bei Spengler
Spengler stellt der ahistorischen Betrachtung der Gegenwart die historische Betrachtung der Vergangenheit und Zukunft gegenüber, ohne einzusehen, daß dieser Gegensatz der Gegensatz zwischen der Betrachtung der Welt als Wille und Vorstellung ist.
Hätte er das eingesehen, so wären viele seiner Konzepte in sich zusammengefallen, deshalb erwähne ich es hier auch.
Wenn wir die Welt betrachten, so fassen wir sie entweder als äußere Einkleidung von uns Gleichem, aber Abgeschiedenem auf oder aber als etwas Fremdes, wobei sich beim Fremden die Frage nach einem subjektiven Kern aufgrund mangelnder Erkenntnis erübrigt.
Es gibt keine weiteren Möglichkeiten, und diese beiden Möglichkeiten sind auch nicht gleichwertig, sondern unterscheiden sich in ihrem Anspruch, die Welt zu erklären. Und wie immer, wo das der Fall ist, üben jene, welche den höheren Anspruch stellen, Druck gegenüber jenen aus, welche, ob nun gewollt oder ungewollt, dazu beitragen könnten, daß sich dieser Anspruch auflöst.
Daher die Sorge der Griechen um die endliche Welt. Das Erschauern in Ansicht der unendlichen Weiten ist exakt das, was die Griechen vermeiden wollten. Wer sich beispielsweise die goldenen Verse des Pythagoras durchliest, findet dort den bedingungslosen Willen sich einem Ideal zu unterwerfen, so lange an seiner Haltung zu feilen, bis man es unerschütterlich verkörpert. Ein Stern am Himmel zu werden, eine mythische Gestalt.
Den Griechen war klar, daß Gedeih und Verderb aus dem Willen der Menschen entspringen, sich die Welt untertan zu machen, ihr die eigenen menschlichen Vorstellungen aufzuprägen. Deshalb steht bei ihnen der Mensch im Zentrum, weil er es ist, welcher alle menschlichen Werke wirkt.
Die zentralen Herausforderungen eines griechischen Lebens bestehen darin, aus sich herauszukommen, sich als Streiter für ein Prinzip zu etablieren und die eigene Zuversicht zu bewahren. Äußerungen einer arischen Kriegerkultur, wobei der zweite Schritt der spezifisch arische ist.
Die ehrfurchtheischenden Naturgewalten, sie sind der erste Feind, das, was es unternimmt, den Menschen auszulöschen, das, wem man unerschrocken entgegentreten muß.
Die Griechen verstanden sehr wohl die Zeit, aber ihre Grundhaltung zu ihrem Dasein, daß sie sich erweisen mußten, strafte sie, indem sie zur Anschauungsform degradiert wurde, überall mit Mißachtung. Das Sein ist nur in der Gegenwart, und die Gegenwart ist nicht in der Zeit, sondern die Zeit ist im Bewußtsein und damit in der Gegenwart.
Natürlich kann man dies betrachten und sagen, daß man auf diese Weise schlicht ein Verständniswerkzeug ausschaltet, aber diese Dämmung hat einen tieferen Sinn, nämlich zu verhindern, daß das grelle Licht der Anschauung der Welt die Erkenntnis der eigenen Seele ausblendet.
Und genau so ist es ja auch gekommen. Keine Zeit betrachtet die Welt in grellerem Licht als die unsere und keine hat die Seele der Menschen mehr vergessen.
Nun gut, wie gesagt stellt sich das bei Spengler nicht so dar. Er ist, man muß es sagen, ja sehr zeitgemäß, gänzlich postmoderner Kulturrelativist, und so etwas wie eine Wahrheit der Seele, welche mal mehr und mal weniger verfolgt und verstanden wird, gibt es für ihn nicht. Deshalb sagt er auch nicht über Schopenhauer, was er über Schopenhauer sagen müßte, nämlich daß Schopenhauer ahistorisch ist und die Geschichte keineswegs in Klassik, Mittelalter und Neuzeit einteilt. Er bringt es irgendwie fertig, Schopenhauer als einen typischen Nordeuropäer darzustellen, welcher einfach keinen Bock hatte, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.
Dabei sagt Schopenhauer explizit, daß die Zeit für ihn punktförmig ist.
Und wenn Schopenhauer es unternommen hätte, die Geschichte zu beschreiben, so wäre seine Beschreibung, und das ist nun wirklich offensichtlich, wenn man seine Naturbeschreibung betrachtet, ganz von Spenglers Art gewesen, womit sich auch für Spengler selbst die Frage stellt, welche Seele er nun hat.
Historisch oder ahistorisch? Faustisch oder entelechisch? Spengler scheint nicht ganz zu verstehen, daß es ohne Entelechie keinen Spengler gibt.
Auch wenn er auf Augustinus zu sprechen kommt, fangen die Balken an sich zu biegen. Der habe ein dualistisches Weltbild gehabt, welches, wie er vorher schreibt, in sich ruhe. Nun ja, Augustinus konnte schlecht auf ein Mittelalter bezugnehmen, also tat er es auch nicht, aber es ist Augustinus, welcher die Vorstellung eines linearen geschichtlichen Forschritts im Gegensatz zu einem zyklischen entwickelt hat, und zwar ausgehend von der Unendlichkeit Gottes.
Keine antike Seele also. Und die Inspiration Karls des Großen. Das ist natürlich auch gänzlich wider Spenglers Vorstellung von der Landschaft, welche sich ein Volk züchtet und so weiter. Dabei stimmt es natürlich, daß Landschaften sich Völker züchten, aber die Geschichte ist mehr als das, und es ist auch nicht so, daß es jenseits des mathematischen Denkens irgendwo eine Sphäre gäbe, wo alles ein eigenes Sein besäße, welches es nur für sich hat und welches sich mit dem Sein von anderen nicht überschnitte. Vielmehr ist es so, daß sich unterschiedliche subjektive Welten aus der unterschiedlichen Verbindung verschiedener subjektiver Elemente ergeben, welche sich die Menschen, weitestgehend wenigstens, um nicht zu viel zu sagen, teilen.
Spenglers methodischer Anspruch ist eine Peinlichkeit, nichts anderes als das Eingeständnis, nicht über den zweiten geistigen Horizont hinausgekommen zu sein, Stimmungen kennt er, Begriffe nicht.
Der letzte Punkt ist immer wieder verblüffend, denn auch jene, welche Begriffe nicht kennen, meinen ja, sie verstanden zu haben. Sie vermuten wohl denselben Mechanismus wie bei Namen, also Assoziation, hinter ihrer Existenz, wobei es sozusagen systematische Namen wären oder irgendetwas von der Art. Daß es sich um in der Reflexion erfaßte Beziehungen zwischen Verstandesobjekten handelt ist ihnen nicht klar. Wäre es Spengler klar gewesen, so hätte er von der ihr eigenen Sicht auf die Geschichte Abstand genommen, denn das ist kein Begriff, sondern nur ein Name für die Freiheit zu phantasieren, was Spengler auch reichlich tut, wie ich es im obigen exemplarisch beleuchtet habe, und übrigens auch den Unterschied zu meiner Methode, welche stets nach den Begriffen fragt, welche den gemachten Unterscheidungen zu Grunde liegen.
Das ist keine Definition der Vertreter einer Klasse, sondern lediglich die Auffindung ihres charakteristischen Merkmals, um das an dieser Stelle noch einmal für die weniger Verständigen gesagt zu haben.
Hätte er das eingesehen, so wären viele seiner Konzepte in sich zusammengefallen, deshalb erwähne ich es hier auch.
Wenn wir die Welt betrachten, so fassen wir sie entweder als äußere Einkleidung von uns Gleichem, aber Abgeschiedenem auf oder aber als etwas Fremdes, wobei sich beim Fremden die Frage nach einem subjektiven Kern aufgrund mangelnder Erkenntnis erübrigt.
Es gibt keine weiteren Möglichkeiten, und diese beiden Möglichkeiten sind auch nicht gleichwertig, sondern unterscheiden sich in ihrem Anspruch, die Welt zu erklären. Und wie immer, wo das der Fall ist, üben jene, welche den höheren Anspruch stellen, Druck gegenüber jenen aus, welche, ob nun gewollt oder ungewollt, dazu beitragen könnten, daß sich dieser Anspruch auflöst.
Daher die Sorge der Griechen um die endliche Welt. Das Erschauern in Ansicht der unendlichen Weiten ist exakt das, was die Griechen vermeiden wollten. Wer sich beispielsweise die goldenen Verse des Pythagoras durchliest, findet dort den bedingungslosen Willen sich einem Ideal zu unterwerfen, so lange an seiner Haltung zu feilen, bis man es unerschütterlich verkörpert. Ein Stern am Himmel zu werden, eine mythische Gestalt.
Den Griechen war klar, daß Gedeih und Verderb aus dem Willen der Menschen entspringen, sich die Welt untertan zu machen, ihr die eigenen menschlichen Vorstellungen aufzuprägen. Deshalb steht bei ihnen der Mensch im Zentrum, weil er es ist, welcher alle menschlichen Werke wirkt.
Die zentralen Herausforderungen eines griechischen Lebens bestehen darin, aus sich herauszukommen, sich als Streiter für ein Prinzip zu etablieren und die eigene Zuversicht zu bewahren. Äußerungen einer arischen Kriegerkultur, wobei der zweite Schritt der spezifisch arische ist.
Die ehrfurchtheischenden Naturgewalten, sie sind der erste Feind, das, was es unternimmt, den Menschen auszulöschen, das, wem man unerschrocken entgegentreten muß.
Die Griechen verstanden sehr wohl die Zeit, aber ihre Grundhaltung zu ihrem Dasein, daß sie sich erweisen mußten, strafte sie, indem sie zur Anschauungsform degradiert wurde, überall mit Mißachtung. Das Sein ist nur in der Gegenwart, und die Gegenwart ist nicht in der Zeit, sondern die Zeit ist im Bewußtsein und damit in der Gegenwart.
Natürlich kann man dies betrachten und sagen, daß man auf diese Weise schlicht ein Verständniswerkzeug ausschaltet, aber diese Dämmung hat einen tieferen Sinn, nämlich zu verhindern, daß das grelle Licht der Anschauung der Welt die Erkenntnis der eigenen Seele ausblendet.
Und genau so ist es ja auch gekommen. Keine Zeit betrachtet die Welt in grellerem Licht als die unsere und keine hat die Seele der Menschen mehr vergessen.
Nun gut, wie gesagt stellt sich das bei Spengler nicht so dar. Er ist, man muß es sagen, ja sehr zeitgemäß, gänzlich postmoderner Kulturrelativist, und so etwas wie eine Wahrheit der Seele, welche mal mehr und mal weniger verfolgt und verstanden wird, gibt es für ihn nicht. Deshalb sagt er auch nicht über Schopenhauer, was er über Schopenhauer sagen müßte, nämlich daß Schopenhauer ahistorisch ist und die Geschichte keineswegs in Klassik, Mittelalter und Neuzeit einteilt. Er bringt es irgendwie fertig, Schopenhauer als einen typischen Nordeuropäer darzustellen, welcher einfach keinen Bock hatte, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.
Dabei sagt Schopenhauer explizit, daß die Zeit für ihn punktförmig ist.
Und wenn Schopenhauer es unternommen hätte, die Geschichte zu beschreiben, so wäre seine Beschreibung, und das ist nun wirklich offensichtlich, wenn man seine Naturbeschreibung betrachtet, ganz von Spenglers Art gewesen, womit sich auch für Spengler selbst die Frage stellt, welche Seele er nun hat.
Historisch oder ahistorisch? Faustisch oder entelechisch? Spengler scheint nicht ganz zu verstehen, daß es ohne Entelechie keinen Spengler gibt.
Auch wenn er auf Augustinus zu sprechen kommt, fangen die Balken an sich zu biegen. Der habe ein dualistisches Weltbild gehabt, welches, wie er vorher schreibt, in sich ruhe. Nun ja, Augustinus konnte schlecht auf ein Mittelalter bezugnehmen, also tat er es auch nicht, aber es ist Augustinus, welcher die Vorstellung eines linearen geschichtlichen Forschritts im Gegensatz zu einem zyklischen entwickelt hat, und zwar ausgehend von der Unendlichkeit Gottes.
Keine antike Seele also. Und die Inspiration Karls des Großen. Das ist natürlich auch gänzlich wider Spenglers Vorstellung von der Landschaft, welche sich ein Volk züchtet und so weiter. Dabei stimmt es natürlich, daß Landschaften sich Völker züchten, aber die Geschichte ist mehr als das, und es ist auch nicht so, daß es jenseits des mathematischen Denkens irgendwo eine Sphäre gäbe, wo alles ein eigenes Sein besäße, welches es nur für sich hat und welches sich mit dem Sein von anderen nicht überschnitte. Vielmehr ist es so, daß sich unterschiedliche subjektive Welten aus der unterschiedlichen Verbindung verschiedener subjektiver Elemente ergeben, welche sich die Menschen, weitestgehend wenigstens, um nicht zu viel zu sagen, teilen.
Spenglers methodischer Anspruch ist eine Peinlichkeit, nichts anderes als das Eingeständnis, nicht über den zweiten geistigen Horizont hinausgekommen zu sein, Stimmungen kennt er, Begriffe nicht.
Der letzte Punkt ist immer wieder verblüffend, denn auch jene, welche Begriffe nicht kennen, meinen ja, sie verstanden zu haben. Sie vermuten wohl denselben Mechanismus wie bei Namen, also Assoziation, hinter ihrer Existenz, wobei es sozusagen systematische Namen wären oder irgendetwas von der Art. Daß es sich um in der Reflexion erfaßte Beziehungen zwischen Verstandesobjekten handelt ist ihnen nicht klar. Wäre es Spengler klar gewesen, so hätte er von der ihr eigenen Sicht auf die Geschichte Abstand genommen, denn das ist kein Begriff, sondern nur ein Name für die Freiheit zu phantasieren, was Spengler auch reichlich tut, wie ich es im obigen exemplarisch beleuchtet habe, und übrigens auch den Unterschied zu meiner Methode, welche stets nach den Begriffen fragt, welche den gemachten Unterscheidungen zu Grunde liegen.
Das ist keine Definition der Vertreter einer Klasse, sondern lediglich die Auffindung ihres charakteristischen Merkmals, um das an dieser Stelle noch einmal für die weniger Verständigen gesagt zu haben.
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