Ignatius von Loyola: Geistliche Übungen (Regeln über die kirchliche Gesinnung)
Loyola hat doch tatsächlich auch Regeln über die Skrupeln aufgestellt, allerdings bleibt er da wohlweislich so vage, daß mein diesbezügliches Vorurteil weder bestätigt noch widerlegt wird, also daß, wer über Skrupel schreibt, zur Skrupellosigkeit erziehen will.
In Fragen der kirchlichen Gesinnung andererseits läßt er nichts an Klarheit zu wünschen übrig, Numerierung wiederum wie bei Loyola.
10. Die Ansicht ist nicht unvernünftig, eine Kirche muß ihre Probleme selber lösen und sollte nicht das Volk dazu verwenden, Druck auf unliebsame Teile ihrer selbst auszuüben.
11. In gewisser Weise selbstverständlich, daß eine Kirche sowohl ihre Gründer als auch ihre späteren Ausgestalter ehrt, aber zugleich auch gefährlich, denn die Gründer liegen ferner und brauchen wohl ein Übermaß an Verehrung, um diese Ferne auszugleichen.
12. There we go. Grundlos sagt Loyola das ja sicher nicht. In Spanien hielten sie sich seinerzeit also alle für besser als die Kirchenväter, und rein technisch gesehen stimmte das wohl auch, genauso wie es heute an mathematischen Fakultäten 'zig unbekannte Professoren gibt, die Weierstraß haushoch überlegen sind. Aber darum geht's nicht, es geht um die Verantwortlichkeit für die gemeinsam verfolgte Form.
13. Keine Gewissensfreiheit in der Kirche. Was soll der Blödsinn? Nichts, außer meinem Gewissen, könnte mich dazu bringen, mich dem Urteil meiner Kirchenoberen zu beugen. Es wäre also vernünftiger die Gründe für den Gehorsam aufzuzählen als den Gehorsam zum Prinzip zu erklären. Freilich, wie im Parlament mag es hier einzig um die Akzeptanz solchen Verhaltens seitens anderer gehen. Aber wozu so schwere Geschütze? Ein hierarchischer Orden muß sich seiner Hierarchie doch nicht schämen. Ich neige hier eher dem Geist der preußischen Armee zu, in welcher ein Offizier schonmal einen Befehl ignorieren konnte und anschließend Pardon erhielt, wenn er dadurch erfolgreich war. Freilich, Pardon kann es in einer Kirche nicht geben, nur postume Rehabilitierung.
14. Hier wird Loyola selbst des Redens in Andeutungen schuldig. Der Punkt ist ganz einfach, und die Inder haben es schön ausgedrückt: Nicht wählt der Guru Brahman, sondern Brahman wählt den Guru. Was gibt es daran mißzuverstehen? Außer Gott weiß doch niemand, wem er wann seine Gnade schenken wird.
15. Wiederum kein großes Problem, wir haben die Wahl, aber Gott weiß im Voraus, was wir wählen werden. Hat der Heilige Augustinus schon so geschrieben, und ich bin im Alter von sechs Jahren auch selbst drauf gekommen.
16. Verzeihung, aber das heißt entweder, daß Loyola nicht weiß, was Glaube ist, oder, daß er nicht glaubt.
17. Das ist quasi der Offenbarungseid. Die Katholiken sind zu große Gnade gewöhnt und arbeiten nicht hart genug.
18. Wenn man Haare spalten wollte, könnte man sagen, daß man Gott selbst lediglich vertrauen sollte - und das, was er einem zeigt, lieben oder fürchten. Im Falle der Liebe ist es freilich nicht weiter schlimm, wenn man das nicht so genau nimmt, im Falle der Furcht hingegen mag es schon schlimm sein, und eingedenk Loyolas Absicht, die Katholiken härter arbeiten zu lassen, weil er sich vor dem Fleiß der Protestanten fürchtet, wobei sich die Frage stellt, vor wem er sich da eigentlich fürchtet, muß man wohl davon ausgehen, daß die anempfohlene Furcht auch schlimm gemeint war.
Der Punkt ist allerdings subtil, und ich sollte ihn klären. Wer Gott vertraut, der fürchtet Gott allgemein, als Richter der Welt, er fürchtet ihn nicht speziell. Und umgekehrt, wenn in jemandem eine spezielle Furcht vor Gott erwächst, daß Gott sich also gegen irgendetwas Bestimmtes richten könnte, was demjenigen, welcher Gott vertraut, ganz egal ist, weil er weiß, daß Gott dadurch nur sein Urteil spricht, so verliert dieser durch seine Furcht sein Vertrauen in Gott, denn er hat sich gedanklich aus Gottes Hand begeben und seine Seele erschrickt davor und verliert ihren Halt.
In Fragen der kirchlichen Gesinnung andererseits läßt er nichts an Klarheit zu wünschen übrig, Numerierung wiederum wie bei Loyola.
10. Die Ansicht ist nicht unvernünftig, eine Kirche muß ihre Probleme selber lösen und sollte nicht das Volk dazu verwenden, Druck auf unliebsame Teile ihrer selbst auszuüben.
11. In gewisser Weise selbstverständlich, daß eine Kirche sowohl ihre Gründer als auch ihre späteren Ausgestalter ehrt, aber zugleich auch gefährlich, denn die Gründer liegen ferner und brauchen wohl ein Übermaß an Verehrung, um diese Ferne auszugleichen.
12. There we go. Grundlos sagt Loyola das ja sicher nicht. In Spanien hielten sie sich seinerzeit also alle für besser als die Kirchenväter, und rein technisch gesehen stimmte das wohl auch, genauso wie es heute an mathematischen Fakultäten 'zig unbekannte Professoren gibt, die Weierstraß haushoch überlegen sind. Aber darum geht's nicht, es geht um die Verantwortlichkeit für die gemeinsam verfolgte Form.
13. Keine Gewissensfreiheit in der Kirche. Was soll der Blödsinn? Nichts, außer meinem Gewissen, könnte mich dazu bringen, mich dem Urteil meiner Kirchenoberen zu beugen. Es wäre also vernünftiger die Gründe für den Gehorsam aufzuzählen als den Gehorsam zum Prinzip zu erklären. Freilich, wie im Parlament mag es hier einzig um die Akzeptanz solchen Verhaltens seitens anderer gehen. Aber wozu so schwere Geschütze? Ein hierarchischer Orden muß sich seiner Hierarchie doch nicht schämen. Ich neige hier eher dem Geist der preußischen Armee zu, in welcher ein Offizier schonmal einen Befehl ignorieren konnte und anschließend Pardon erhielt, wenn er dadurch erfolgreich war. Freilich, Pardon kann es in einer Kirche nicht geben, nur postume Rehabilitierung.
14. Hier wird Loyola selbst des Redens in Andeutungen schuldig. Der Punkt ist ganz einfach, und die Inder haben es schön ausgedrückt: Nicht wählt der Guru Brahman, sondern Brahman wählt den Guru. Was gibt es daran mißzuverstehen? Außer Gott weiß doch niemand, wem er wann seine Gnade schenken wird.
15. Wiederum kein großes Problem, wir haben die Wahl, aber Gott weiß im Voraus, was wir wählen werden. Hat der Heilige Augustinus schon so geschrieben, und ich bin im Alter von sechs Jahren auch selbst drauf gekommen.
16. Verzeihung, aber das heißt entweder, daß Loyola nicht weiß, was Glaube ist, oder, daß er nicht glaubt.
17. Das ist quasi der Offenbarungseid. Die Katholiken sind zu große Gnade gewöhnt und arbeiten nicht hart genug.
18. Wenn man Haare spalten wollte, könnte man sagen, daß man Gott selbst lediglich vertrauen sollte - und das, was er einem zeigt, lieben oder fürchten. Im Falle der Liebe ist es freilich nicht weiter schlimm, wenn man das nicht so genau nimmt, im Falle der Furcht hingegen mag es schon schlimm sein, und eingedenk Loyolas Absicht, die Katholiken härter arbeiten zu lassen, weil er sich vor dem Fleiß der Protestanten fürchtet, wobei sich die Frage stellt, vor wem er sich da eigentlich fürchtet, muß man wohl davon ausgehen, daß die anempfohlene Furcht auch schlimm gemeint war.
Der Punkt ist allerdings subtil, und ich sollte ihn klären. Wer Gott vertraut, der fürchtet Gott allgemein, als Richter der Welt, er fürchtet ihn nicht speziell. Und umgekehrt, wenn in jemandem eine spezielle Furcht vor Gott erwächst, daß Gott sich also gegen irgendetwas Bestimmtes richten könnte, was demjenigen, welcher Gott vertraut, ganz egal ist, weil er weiß, daß Gott dadurch nur sein Urteil spricht, so verliert dieser durch seine Furcht sein Vertrauen in Gott, denn er hat sich gedanklich aus Gottes Hand begeben und seine Seele erschrickt davor und verliert ihren Halt.
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