Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

8. September 2014

Ein Rückgrat wozu?

Ich habe im letzten Beitrag die Frage gestellt und beantwortet, durch welche Hinwendung die Welt die Lehre aus der gegenwärtigen Situation zieht. Begründet aber habe ich die Antwort nicht. Stimmt sie denn überhaupt?

Daß die Achtung verdorben ist, daran besteht kein Zweifel, und auch nicht daran, daß der unmittelbare Feind der Achtung, dasjenige, was sie unmittelbar schädigt, achtungslose Schmeicheleien sind, denn was sich sozial definiert, kommt so und auch nur so an die falsche Leine.

Desinformation gilt der Sorge, welche sich ja um den wahrgenommenen Zustand der Welt sorgt, und Desinformation gibt es reichlich in der heutigen Zeit, aber die Sorge ist nicht verdorben, sie ist ihrer Aufgabe gewachsen, soll mit allen Mitteln verdorben werden, aber hält dem Angriff stand.

Und um die Lust muß man sich eh nicht sorgen. Die Restauration der Achtung ist so gesehen die einzige Richtung, welche die Welt überhaupt einschlagen kann, ein quartum non datur der Notwendigkeit der Hinwendung.

Aber was bringt diese Hinwendung? Worin besteht ihr Nutzen? Warum also dürften wir hoffen, daß sie hinreichend sei? Und was damit einhergeht: Wie sieht diese Hinwendung im Detail aus? Worauf ist bei ihr zu achten?

Bestünde die neuerliche Hinwendung zur Achtung lediglich in der Einklagung der gesellschaftlichen Fundamente, wie ich sie im Beitrag Kulturschwanken beschrieben habe, so gerieten wir nur wieder von einer chaotischen Zeit in eine erdrückende. Wie uns das weiterhülfe, sehe ich nicht.

Denn wir müssen es ja schaffen, als Gesellschaft den Folgen des geistigen Fokus' auf die Immanenz, also den Folgen des Machbarkeitsdenkens zu entkommen. Dazu muß die Achtung dienen, und tut es auch, alleine schon aus ihrer Gesundheit heraus, welche wie eine Schlingpflanze versucht, sich oben anzuhängen.

Es geht also in unserer Lage darum, daß die Achtung zum Schüler erzieht. Es mangelt der Welt an Schülern, ohne Schüler keine Schule, ohne Schule kein Konsens, ohne Konsens kein Aufbruch. Das ist eine formale Bedingung menschlichen Beisammenseins, welcher keine Entwicklung ausweichen kann.

Die Schule aber, welche hier von Nöten ist, muß von den Schülern selbst errichtet werden, zu so großen Schülern müssen sie erzogen worden sein, daß sie den Aufbau der Schule, in welcher sie ihre Klarheit einzig zu erlangen hoffen, selbst vorantreiben.

Es war schon einmal so, beim Anbruch der letzten Phase des Machbarkeitsdenkens. Aber es ist kein Merkmal der letzten Phase eines Denkens, jeder Anbruch einer Denkensphase erfordert die Selbstorganisation derer, welche es in sie führen.

Nichts ist ewig jung, die Jugend erwidert den Ruf ihrer Zeit, aber was wirkt, treibt die Zeit voran. Einzig, daß manches älter wird als anderes, indem es die Frage anhört, bevor sie zum Ruf wird. Doch wenn das Alte selber schreit, bricht es mit der Jugend, radikalisiert sie, wenn sie den Mißklang hört.

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