Bereitschaftsbeitrag

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8. September 2014

Obamas Dichotomie

Obama meinte in seiner Tallinner Rede, daß die Welt, und insbesondere Estland, beweisen müsse, daß Menschen unterschiedlicher Zungen und Herkunft friedlich mit einander zusammenleben können.

Ich meine, die Welt muß nur, wessen sie bedarf.

Die Frage, ob man ein friedliches Zusammenleben von Menschen mit einander erwarten darf oder nicht, muß in jedem einzelnen Fall separat behandelt werden. Denn sonst stünden wir vor dieser Monstrosität.
  1. Entweder du verzichtest auf jeglichen Anspruch wesensbasierter Gemeinschaftsbildung oder
  2. du erklärst jegliche bürgerliche Übereinkunft zwischen Menschen unterschiedlicher Zungen und Herkunft für unmöglich.
Die Diskussion lebt zwar vom Gegensatz der Pole, nicht aber vom Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es ist das buchstäbliche Ausufern des diskutierten Gegenstands, wo sich nichts Greifbares mehr findet, keine Rahmenbedingung, an welcher sich eine Argumentation entlang hangeln könnte.

Wer allgemeingültige Antworten verlangt, sagt nichts anderes, als daß ihn keine konkrete Gegebenheit des speziellen Falls interessiert. Und damit recht eigentlich, daß ihn Diskussionen nicht interessieren.

Manfred Kleine-Hartlage hält diese Forderung für liberalismusimmanent.

Aber ist es nicht eher so, daß diejenigen, welche diese Forderung erheben, den Liberalismus nur anrufen, um ihre Angriffe gegen ihn vor ihm zu schützen? So wie sich andere auf christliche Werte beziehen, um ihre Demontage des Christentums reibungsfreier voranzutreiben?

Die Strategie ist doch transparent genug: Seht, ich mache nur, was ihr wollt!

Was immer Liberalismus oder Christentum auch gerne sähen, es existiert nicht losgelöst von anderen Erscheinungen, und jeder Liberale oder Christ müßte zu jeder Frage, in welcher ein universaler Anspruch einen anderen auf spezielle Weise berührt, die Diskussion speziell führen. Und kein Liberaler und kein Christ würde jemals behaupten, im Besitz einer allgemeinen Formel zu sein, aus welcher heraus sich alle Spezialfälle ableiten ließen. Doch genau das scheint aus den Worten desjenigen zu sprechen, welcher nicht nach Universalismen greift, um sie im speziellen gegen einander abzuwägen, sondern immer nur nach einem, um ihn als Schild gegen alle relevanten Fakten über sich zu heben.

Eine Diskussion zu gestalten ist auch eine Tat. Und eine, an welcher sich die Gestalter unschwer erkennen lassen. Wer suggeriert, er kenne eine abstrakte Formel zur Erlösung der Menschheit, ist entweder irre, oder er lügt und führt anderes im Schilde. Aber jeder wahre Christ kann einen angeblichen bloßstellen und jeder wahre Liberale einen angeblichen Liberalen. Es muß nur geschehen.

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