Bereitschaftsbeitrag

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22. Juni 2015

Das Schwingen des Pendels

Was geschieht mit den Menschen, welche an Gemeinsamkeit glauben?

Die Kirche hat sie erzogen, die Neuzeit ihnen versprochen, die Rahmenbedingungen ihres Zusammenlebens selbst zu gestalten.

Indes, wir sind alle Anfänger und wissen, daß unsere Meinung nur in einer neuen Disziplin von Belang sein kann. Deshalb muß jede politische Bewegung mit dem Versprechen antreten, einen Bereich des Lebens zu regeln, an dessen Regelung noch niemand zuvor gedacht hat, nachdem die Regelung der Kernbereiche einmal aus königlichen Händen entwunden wurde, oder aber, wie wir heute beobachten können, an die Neuregelung von Bereichen gehen, welche die Kirche für sich aussparte.

Aber dieser letzte Schritt ist eher symbolisch, das formale Eingeständnis, daß das Zusammenleben überreguliert ist und sich der Glaube an die Gemeinsamkeit der Menschen nicht mehr zu politischen Zwecken mobilisieren läßt, denn es ist ja offensichtlich unsinnig zu glauben, daß jene, in welchen die kirchliche Lehre noch stark ist, die Neuordnung des christlichen Fundaments der Gesellschaft gerne sehen.

Jene haben sich schon seit mehreren Jahrzehnten dazu mißbrauchen lassen, das Leben kaputtzuregulieren, so daß heute kaum einer mehr eigene Vorstellungen in seine Erwerbstätigkeit einfließen läßt, sondern in allen Geschäftsbereichen folgeleistet, ensprechend schwer die Mobilisierung zu weiterer Regulierung eben fällt.

Aber genau sie ist die Basis der revolutionären Ordnung der Neuzeit. Ohne sie gibt es keine parlamentarische Demokratie kontinentalen Zuschnitts.

Die trostlose Lage der Menschen unter den Rahmenbedingungen, welche sie selbst für sich selbst geschaffen haben, führt natürlich dazu, daß viele Menschen heutzutage entschieden nicht an Gemeinsamkeit glauben. Und es ist nach dem vorigen völlig klar, was mit jenen geschehen wird: Sie werden skrupellos in die autoritären Strukturen strömen, welche an Stelle der revolutionären Ordnung treten werden, beziehungsweise tun es schon.

Von denen aber, welche an Gemeinsamkeit glauben, haben heute diejenigen den größten Verdienst, welche verhindern, statt zu erschaffen. Aber wer nur Rückzugsgefechte führt, kann einen Krieg für gewöhnlich nicht gewinnen. Und irgendwann dann bricht der Damm, und niemand wird mehr organisiert Widerstand leisten.

Das heißt natürlich nicht, daß es dabei bleiben wird, aber der heutige Widerstand hat keine Zukunft - leider.

Deshalb, was geschieht mit den Menschen, welche an Gemeinsamkeit glauben?

Die Lage ist der Situation nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen nicht unähnlich. Auch damals führten die Freien einen aussichtslosen, aber dennoch erstaunlich zähen Kampf gegen den Feudalismus, 300 Jahre lang währte ihr Widerstand, und als er zur Neige ging, setzen sie in England die Magna Carta durch.

Nun, ich will nicht behaupten, daß die Sachsen die einzigen wären, welche an Gemeinsamkeit glauben, aber administrativ gesehen haben sich meine Vorfahren mehr um sie verdient gemacht als die Kirche, welche schon immer zu autoritären Staatsgebilden neigte.

Gut, aber bei allem, was ein solcher Vergleich vielleicht auch lehrt, heute begegnet uns doch etwas anderes, und ich würde gerne einmal ohne Rückgriff auf die Johannesoffenbarung die nächsten Stationen durchdenken, welche sie als
  1. Schürung globalen Hasses auf die in New York ansässigen Institutionen, bis zur Vernichtung New York's durch zwei Atombomben,
  2. Kanalisierung und anschließende Erstickung des daraus entstehenden Enthusiasmusses durch globalen Krieg gegen Israel, in welchem sich Israel behauptet.
angibt.

Nicht, daß ich nicht daran glauben würde, es scheint mir vielmehr nahezu unausweichlich, wenn ich die beiden großen Irrtümer der Gegenwart bedenke, nämlich daß die im Entstehen begriffene Ordnung oder sie militärisch zu besiegen gut wäre, aber es kann nicht schaden, die Zukunft aus den Augen des Vertrauten heraus zu betrachten.

Wenn alles vernünftig, wenn auch unfrei, geregelt ist, und das ist das kommende Ideal, getragen vom Interesse derer, welche ihre gegenwärtige Stellung gerne perpetuieren würden, müssen sich die an Gemeinsamkeit Glaubenden zwangsläufig ihrem Menschsein zuwenden, umso mehr, als die heutigen Eliten das Resultat einer Negativselektion sind, in welcher die Heranleitung an das und die Zurückführung zum Schönen herausgefiltert wurden, so daß all ihre Vernunft den ihr eigenen Seelenteil nicht berührt.

Falls Sie nach päpstliches Codes suchen: Rein instrumentelle Vernunft.

Es ist eine Trivialität, aber ich möchte sie an dieser Stelle zu bedenken geben: Nicht jede Maxime, welche im Wohlstand gut ist, ist es in der Not auch.

Wir werden uns daran erinnern müssen, irgendwann, wenn der Glaube an Gemeinsamkeit einer hinreichenden Menge in seiner Substanz, das heißt
  1. in seinem öffentlichen Begriff und
  2. in seinen klimatischen Verkörperungsbedingungen,
als gefährdet erscheinen wird, und dazu muß es unter den bestehenden Voraussetzungen zwangsläufig kommen, freilich nicht morgen, aber die Saat, welche ausgesät wurde, wird aufgehen, und je größer sie wächst, desto deutlicher ihr Wesen zeigen.

Ich schreibe dies ganz ruhig, ich fürchte die kommenden Übel nicht, mein Problem ist, daß andere kein Problem mit dem bereits bestehenden Übel haben, und dieses Problem wird sich bald lösen, und zwar gründlich, niemandem wird es gelingen, der derzeitigen Dynamik zu entkommen, welcher nicht bereit ist, alles bestehende Übel hinter sich zu lassen. Es mag dabei aber gut sein, daß dieses bald erst nach meinen Jahren beginnt, ja, ich wünsche es fast, dann kann ich nicht in die mißliche Lage geraten, mitansehen zu müssen, wie etwas schiefgeht und niemand auf meine Warnungen hört. Noch ist Zeit, noch kann ich schreiben und noch können andere lesen. Und welche Zeitverschwendung das Lesen doch ist! Wenn man die Klassiker liest, Romane von mehreren Hundert Seiten, und sich gedanklich durch ihre Welten bewegt, sich mit den Beobachtungen und Einfällen eines anderen Menschen beschäftigt, und dem Widerhall lauscht, welcher aus dem eigenen Gemüt aufsteigt.

Es ist schön, keine Frage, und es braucht seine Zeit. Sei also niemand unglücklich darüber, daß sich die Welt langsam bewegt, und ersetze niemand Muße durch Bedrängung. Gut, und jetzt werde ich The three investigators: The mystery of the purple pirate weiterlesen. Was für ein Vergnügen, auf diese Weise eine Welt zu erweitern, welche seit Kindertagen in mir lebt.

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