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17. Juni 2015

Geschlechtsverkehr

Bemerkung. Als ich meinen Rechner einschalten wollte, um diesen Beitrag zu schreiben, mußte ich feststellen, daß die Sicherung herausgesprungen war, weil die Steckdose für den Stecker für die Pumpe im Brunnen naß geworden war. Ich sehe darin aber keinen Grund, diesen Beitrag mit anderen Worten zu beginnen als mit den folgenden.

Die Hauptschwierigkeit beim Geschlechtsverkehr ist die Nässe, der Schweiß auf der Haut und die Gleitflüssigkeiten in der Scheide. Denn wenn es so richtig flutscht, muß man arg aufpassen, daß es einem nicht entflutscht: Vor den Orgasmus der Frau hat Gott ihre Weite gesetzt, und sie weitet sich wie der Ozean, und man weiß nicht, wo in ihm sie schwimmt, und während man scheinbar ins Vakuum stößt, vorausgesetzt, sie sagt nicht gerade: Aua! Das ist zu tief!, doch das ist auch zu vermeiden, muß man die Spitze seines Schwanzes zur Mitte des Ozeans machen, indem man alle Gedanken der Welt auf ihn lenkt, bis sie hoffentlich kommt und man das ganze mit ein paar weiteren Stößen abschließen kann, eventuell wieder unter Wehklagen, wenn der Gedanke allein, es vollbracht zu haben, nicht zum Samenerguß reicht.

Die Wahrheit ist, der Akt ist für beide zutiefst widerwärtig. Physisch, das Brennen des Salzes auf der Haut, als auch psychisch. Dem Mann graut es vor der Frau, welche ihm da begegnet, welche alles fallen läßt und ihm die größte denkbare Aufgeblasenheit abverlangt, indem sie ihn zwingt zu sagen: Meine Eichel ist dein Gott!, und der Frau graut es vor dem Mann, welcher ihr da begegnet, welcher alle Rücksicht vergißt und sie dazu nötigt, alles aufzugeben, indem er sie zwingt zu sagen: Ich bin dein Acker!

So ist es stets, und wenn Mann und Frau nicht noch stärkere Bande verbinden, zeigt sich ihnen diese Widerwärtigkeit auch ungeschminkt. Andernfalls aber zwingen sie sie in das Geschirr der Liebe.

Dennoch, beide bezahlen. Ein Mann der fickt, wird willkürlicher, eine Frau die fickt, geschäftsmäßiger. Beide verlieren an Moral, er an Rücksicht, sie an Anspruch. Und Kinder bemerken diesen Schwund, und er ist ihnen unheimlich.

Auch aus gutem Grund. Es zeichnet eine Kultur aus, wenn sie Mann und Frau dazu bringt, in ihre geschlechtlichen Rollen hinein- und auch wieder herauszuschlüpfen, sich Rücksicht und Anspruch weitestmöglich zu erhalten, denn eine Gesellschaft, in welcher der Sog des Akts unwiderstritten zerrt, ist die Hölle. Man bedenke nur, daß Josef Fritzl samt Frau und Tochter immernoch zum gesunden Ausdruck dieses Sogs gehört, genau wie Lot samt Frau und Töchtern.

Aber es gibt auch eine pathologische Seite dieses Sogs, nämlich die Akzeptanz der Widerwärtigkeit, wenn ein Mann fickt, um zu erniedrigen, und eine Frau, um zu verderben. Diese sind Monster, und als Monster sollten sie dargestellt werden, was die Künste hingegen nur selten tun, meistens spinnen sie ein Geflecht scheinbar erklärender Gedanken, anstatt wie Dostojewski in Verbrechen und Strafe oder Tišma in Treue und Verrat das Inadäquate, das sich der Ordnung der Welt Widersetzende ans Licht zu zerren.

Freilich, nicht jede Vergewaltigung hat diesen Ursprung, sie werden beispielsweise auch als Strafe begangen, aber kein Mann dürfte sein Geschlechtsleben mit einer Vergewaltigung beginnen, er muß die inhärente Widerwärtigkeit des Aktes kennen, um ihn als Ausdruck von Gewalt zu suchen. Wer seine erste Liebe haßt, bringt sie vielleicht um, aber er vergewaltigt sie nicht, wobei das bevorzugte Mittel der Genugtuung im Iran und in Pakistan zur Zeit Säure zu sein scheint, welche der Verschmähenden ins Gesicht geschmissen wird.

Die Erwachsenen also, sofern sie keine alten Jungfern sind, haben diesen Schleier gehoben und tun ihr Bestes, ihn wieder zu senken, was sie in Kinderaugen flatterhaft und prinzipienlos und in den eigenen schizophren macht. Aber so funktionieren sie als Eltern. Kinder sind nicht umsonst, auf keine Weise, aber sie sind es wert, wenn man die Anstrengung nicht scheut.

Ich denke, das ist die Wahrheit des Geschlechtsverkehrs. Wenn eine Frau ihren Kitzler rubbeln muß, um zu kommen, findet gar kein Geschlechtsverkehr statt. Dann handelt es sich um gemeinsame Selbstbefriedigung, das heißt gegenseitige Beschämung, wobei... unter Umständen wäre das gar nicht weiter schlimm - wenn einem die Natur der Sympathie schlicht ein Rätsel blieb, bis sie sich auf diese Weise aufklärt.

Bei dem, was die Heutigen unter Sex verstehen, muß man sich aber fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben oder schon mehrheitlich in der sehr pneumatischen Brave New World angekommen sind, wobei pneumatisch noch zu gut für sie ist!

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