Bereitschaftsbeitrag

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9. Mai 2016

Der zweite Tag des bekleidenden Monds

Was meint mein Herz
im Zwielicht des Frühfrühlings?

Fahlzungs Sichel folgt der Sonne
durch den fließend dunkler werdenden Abendhimmel -
wolkenlos ist er, wie ein Stück Glas.

Die Mieren sind milchernen Tränen gleich über das alte Gras
und zwischen sich windendes, sternförmig ausstrahlendes Kraut gestreut,
bald wird sie das neue Gras, dessen Schwertspitzen schon blinken, ersticken.

Bald wird es überall wuchern,
Zecken auf Tritt und Schritt lauern
und das Geschwirr der Mücken die Luft erfüllen.

Doch noch ist es ruhig und eben,
noch wirkt die Schneelast nach,
und jedes Pflänzlein,
das sich schon regt,
hat für kurze Zeit die Bühne für sich,
eingerahmt von sprießendem Birkenlaub.

Der Blick schweift über das Land,
den Wildwuchs und den Streifen,
welchen die gärtnernde Hand ordnete -

schlimm hat er wieder unter Verbiß gelitten,
aber der Schaden wird heilen oder ausgeglichen werden
und der nächste Winter die Sprößlinge besser beschützt finden -

und plötzlich steht vor mir die künftige Kontur,
in der lauen, seltsam schmerzerfüllten Luft,
und der Schönheit Fülle drückt mich fast nieder,
und das Haus, zu welchem ich einkehre,
erscheint mir als ein Ding
unbegreiflicher, kalter Größe.

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