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9. September 2017

Plan B

Der Mensch folgt seiner Erwartung, aber zugleich besitzt er die zweifelhafte Freiheit, Vorkehrungen auch für jene Ereignisse zu treffen, an deren Eintreten er nicht glaubt, und sich also einen Plan B zuzulegen.

Sozialer Druck besteht überwiegend gerade darin, diese Freiheit dahingehend auszunutzen, Konformität auch in solchen Situationen einzufordern, in welchen sie sinnlos scheint, aber nicht immer werden derartige Durchhalteparolen von außen an uns herangetragen, oftmals sind wir es auch selbst, welche uns zum Weitermachen zwingen, weil wir eine Hoffnung, auch wenn sie uns unrealistisch erscheint, nicht aufgeben mögen.

Aber fragen wir zunächst, warum etwas denn unrealistisch sei. Dafür gibt es zwei grundverschiedene Gründe, nämlich
  1. daß wir ungeeignet sind und
  2. daß unsere Lage ungeeignet ist.
Auch wenn es trivial ist, ist unbedingt festzuhalten, daß ein Plan B im ersten Fall keinerlei Nutzen haben kann, denn dazu müßte sich unsere Eignung, für welche wir doch selbst verantwortlich sind, unerwartet ändern.

Wer also beispielsweise etwas Unethisches tut, weil er sich selbst für zu schwach hält, braucht keine Gedanken daran zu verschwenden, was er tun würde, wenn er stark genug wäre. Vielmehr muß er sich nur einmal ernsthaft fragen, ob er wirklich nicht stark genug ist.

Und um diese beiden Fälle soll es mir in diesem Beitrag konkret gehen:
  1. daß wir zu schwach sind und
  2. daß unsere Lage aussichtslos erscheint.
Meine schulische und akademische Bildung war für mich stets ein Plan B in vermeintlich aussichtsloser Lage, und jetzt mit 43 Jahren kann ich wohl sagen, daß ich die Dinge mit 12 Jahren durchaus richtig eingeschätzt hatte, soweit es die Verfaßtheit der Gesellschaft betrifft. Die interessante Frage ist hingegen:
Was war die ganze Zeit über mein Plan A?
Ich sah jüngst The Gamers: Hands of Fate, und da ich selbst mit 17 Jahren Fantasy-Rollenspiele gespielt habe, kenne ich die Scham, welche darin besteht mitanzusehen, wie man es sich in einer Phantasiewelt so gemütlich gemacht hat, daß man gar nicht mehr recht zurück möchte.

Nur... Zurück zu was?

Kann man daran glauben, mit geschärften Sinnen zu leiden?

Nein, durchaus nicht. Aber hier liegt ein Geheimnis von mechanischer Einfachheit:
Wer seine Verbundenheit mit dem Göttlichen nicht kennt und sich darum verwirft, sich also für zu schwach für ein richtiges Leben hält und sich damit auch des Sinnes jedes ethischen Plan Bs beraubt, dem gewährt Gott einen Blick auf seine wahre Stärke.
Ich gab mit 3 Jahren auf, und mit 30 wieder. Über das letztere Ereignis möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen, aber was das erstere betrifft: Bevor mir dies widerfuhr, ein Aufwallen all dessen, was Schönheit erfaßt, in mir, kannte ich den Verrat an der Suche nicht, welche durchlebt, um Einsicht zu finden, und daran kann man glauben, daß sich Gottes Herrlichkeit entfalte.

Daß Erkennen nicht alles sein kann, erkennt man auch irgendwann, aber bevor man diesen Pfad betritt, sollte man das Erkennen hinreichend erfahren haben, um seine Bedeutung erkannt zu haben.

Und so schließe ich denn, daß der Plan B wohl für das Kind taugt, sich gegen dasjenige zu wappnen, was die Älteren aus ihrer Erfahrung heraus fürchten, das Kind aber schon rein konzeptuell nicht erwarten kann, nicht aber für den Erwachsenen, sich die Tür zu einem sinnerfüllten Leben offenzuhalten, denn es ist gerade die scheinbare Sinnlosigkeit, welche sowohl die Möglichkeit als auch die Notwendigkeit zur Verbindung mit dem Göttlichen begründet, so daß ein Plan B nur entweder die dazu nötige Auseinandersetzung verhindert oder, wenn de Verbindung bereits erfolgte, zu Lasten eines Plan As geht, aus welchem der Sinn allen Lebens sprießt:
Alle Dinge sind durch denselben gemacht, und ohne denselben ist nichts gemacht, was gemacht ist.
Im Übrigen steht der zur Verbindung nötigen Auseinandersetzung der Hochmut im Weg, welcher sich zusätzliche Rechte zu jenen, in welche man durch seinen Körper hineingeboren wurde, ausbittet, denn solche garantiert der eigene Schöpfer nicht, so daß die Hochmütigen sich folgerichtig auch nicht an ihn wenden.

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