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25. Dezember 2018

Gottesdienst

Es will mir scheinen, daß der Gottesdienst heutzutage die Funktion hat, das Bewußtsein, eine Gemeinde von Brüdern in Christus zu bilden, zu unterbinden. Es ist meine eigene Natur, welche von mir verlangt, diese Veranstaltung aufzusuchen, in welcher der Beziehung des Menschen zu Gott gedacht wird, aber genau darauf beschränkt sich die Veranstaltung auch, des abstrakten Gedenkens der Beziehung des Menschen zu Gott, eine konkrete gemeinschaftliche Ausgestaltung dieser Beziehung gibt es gerade nicht im heutigen Gottesdienst.

Solange wir diese Veranstaltung aufsuchen, werden wir durch sie auf uns selbst zurückgeworfen, es ist ganz und gar so, als ob wir gemeinschaftlich von verschiedenen Seiten gegen eine Gummisäule rennen würden. Aber so muß es durchaus nicht sein. Das Vaterunser an diesem Ort gesprochen ist bedeutsam. Jedenfalls wenn man von der Bedeutung der eigenen Gebete überzeugt ist, welche man im Vaterunser gelobt, auf bestimmte Ziele hin auszurichten, also das Reich Gottes herbeizubeten und darauf zu verzichten, seine Schuldiger mit Flüchen zu belegen.

In Paulus' reichlich seltsamer Rede zum Gottesdienst, in welcher er sich ausgiebig mit dem Unsinn der Zungenrede, sowie seiner eigenen Gewohnheit, genau diesem Unsinn zu fröhnen, beschäftigt, redet er auch vom Prophezeien und sagt, es errichte die Kirche (1. Korinther 14). Wie soll man diese Worte anders verstehen, als daß uns das Reich Gottes durch das, was uns Gott zu offenbaren bereit ist, und sei es bloß durch Einsicht, näher kommt, und daß wir den Gottesdienst dazu nutzen sollten, derart auf es zuzuhalten?

Und wir könnten dies auch tun. Wenn wir bereit wären, an dasselbe zu glauben und uns gemeinsam auf den Weg zu machen. Der Gottesdienst könnte die Schmiede sein, in welcher wir unser Schicksal als Glaubensgemeinschaft schmieden. Und selbstverständlich müßten Frauen dann die Klappe halten, es ist schon viel, sie dabei überhaupt zugegen sein zu lassen, wie sie heute ja auch nirgends zugegen sind, wo dies noch geschieht. Werden wir eines schönen Tages die Versprenger aus den Kirchen treiben und zusammenkommen?

In den Angelegenheiten, welche unser Schicksal bestimmen? Aus natürlichem Trieb, in natürlicher Form? Und doch der christlichen Lehre verpflichtet? Direkt unmöglich ist es weiß Gott nicht. Und doch ist es noch eine Weile hin, und nur über die Ruinen der Götzen der Moderne führt der Weg, als welche die Menschen in ihren Dienst zwingen. Die Verantwortung muß zurückerobert werden, aber nicht Verlangen, sondern Mißbrauch ebnet diesen Weg. Doch wenn es soweit ist, werden wir vielleicht zu unserem Erstaunen feststellen, wie kurz die Strecke ist.

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