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14. Dezember 2019

Die Anthropomorphie der Physik

Ich beschrieb im vorigen Beitrag das Gestalt Annehmen als
Bezüge × Ergreifung = Gänze, beziehungsweise
Woraus × Wodurch = Bestehen,
und konkret beschrieb ich es als
  • Erweckung × Stärke = Aufdeckung,
  • Umstände × Verfassung = Erfahrung und
  • Gegebenheiten × Begrifflichkeit = Erfassung.
Allerdings sind Auffassung, Erfahrung und Erfassung nicht die besten Antworten, wenn wir danach fragen, welche Gänze wir ergreifen. Deutlicher sind folgende:
  • die Stärke ergreift die Gänze einer Erweckung,
  • die Verfassung ergreift die Gänze ihrer Strecke,
  • der Begriff ergreift die Gänze seiner Gültigkeit.
Die Gänze der Anstrengung in der Quantenmechanik

Was Teilchen genannt wird, sind Erweckungen.

Erweckungen entstehen durch Ergreifung und ermöglichen neue Ergreifungen. Sinnhaft ist jene Ergreifung (Auslösung), welche das Gelingen weiterer Ergreifungen erwarten läßt. Wenn wir beispielsweise die Anspannbarkeit unserer Finger wahrnehmen wollen, so müssen wir uns zunächst auf sie besinnen. Gelingt die Besinnung, so können wir eine bestimmte Anspannung ergreifen und unsere Finger bewegen. Die Bewegung kann aber nur in dem Rahmen erfolgen, welcher von dem Eindruck der Erweckung vorgegeben wird.

Und dies alles ist in der Quantenmechanik ganz genauso. Statt Ergreifen sprechen wir von Messen. Jede Messung erzeugt einen Zustand eines Teilchens, welcher weitere Messungen gestattet. Und dieser Zustand wird dann beispielsweise als eine komplexwertige Funktion über dem Raum dargestellt, deren Realteil die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Teilchens an einem Ort darstellt, was natürlich nichts anderes heißt, als daß die Ortsmessung diesen Ort mit der entsprechenden Wahrscheinlichkeit ergibt, oder, um dies alles richtiger zu sagen, die Messung erzeugt eine Erweckung, Erweckungen sind von Natur aus ergreifungsermöglichend, sowohl in unserem Bewußtsein, als auch in der Quantenmechanik, und also werden sie selbstverständlich als Wahrscheinlichkeitsdichten über den Meßergebnissen formalisiert.

Nehmen wir einmal an, wir hätten völlige Kontrolle über unsere Nerven, von welcher ein untersuchender Arzt aber nichts weiß. Wenn er dann also mit der Nadel unsere Fingerspitzen piekst, werden wir manchmal reagieren und manchmal nicht. Angenommen, er sagte zu uns zuvor ein bestimmtes Reizwort, welches uns unsere Fingerspitzen mit festgelegter Wahrscheinlichkeit betäuben ließe. Dann kann er durch wiederholtes Pieksen diese Wahrscheinlichkeiten in Erfahrung bringen und dadurch die Erweckung bestimmen, welche das Reizwort in uns auslöst.

Ich sage nicht, daß wir so funktionieren, also daß Erweckungen in uns ihnen innewohnende Wahrscheinlichkeiten besäßen, welche unser Ergreifen bestimmten, aber ein Arzt könnte es durchaus annehmen und wohl gar auch in manchen Fällen bestätigt finden. Mir geht es nur darum, daß dieser Widerhall in unserem Bewußtsein, was das Reizwort erweckt, von einem Quantenmechaniker ein Teilchen genannt würde, was natürlich zu höchst seltsamen Schlußfolgerungen über die Natur dieses Teilchens führte.

Die Gänze der Anschauung in der klassischen Mechanik

Hier stellt sich die Angelegenheit natürlich sehr klar dar: Eine Strecke ist tatsächlich eine Strecke, und zwar jene, welche zunächst einmal der Massenträgheit folgt.

Wie wir selbst Strecken abhängig von unseren Umständen und unserer Verfassung ergreifen, so tun es auch die Kräfte in der klassischen Mechanik, welche auf die Bahn einer Masse einwirken. Dringend ist die Verfolgung ja auch nur deshalb, weil die Zeit läuft und wir uns in jedem Fall auf einer Bahn befinden.

Die Gänze der Reflexion in der Metaphysik

Die Bedeutsamkeit eines Begriffs liegt wie die seiner Einlösung in seiner Gültigkeit.

Indem wir Gültigkeiten ergreifen, versetzt uns das in Reflexionen der Gegebenheiten. Beispielsweise, wenn es Gott gibt, so ist unsere Existenz heilig. Wenn unsere Existenz heilig ist, dann ist alles, was gemacht ist, nach dem Begriff des Heiligen gemacht.

Transzendente Akte nun beruhen auf der Modellannahme, daß was wir ergreifen Gültigkeiten begründet, etwa so, daß einer seinen Frieden ergreift und ein anderer sich von dessen Gültigkeit eingeholt fühlt. Ich meinte zuvor, daß einer immer nur von der Gültigkeit seines eigenen Friedens eingeholt werden könnte, aber das stimmt nicht: Gott erfäßt unser Ergreifen und wie Er es erfäßt, letztlich bewertet, bestimmt, was im Rahmen der Gültigkeit dieser Bewertung eintritt (wie Gott in einem verherrlicht wurde, so verherrlicht Gott einen in Sich). Freilich, das gilt auch alles in schwarz: Wenn einer die Zerstörung ergreift, so mag sich ein anderer auch davon eingeholt fühlen. Nur an Gottes Gerechtigkeit ändert das nichts, denn im ersten Fall folgt Segen für den Friedlichen, und im zweiten Verfluchung für den Zerstörer.

Freilich kann sich der Mensch alles nur nach seinen Begriffen vorstellen, doch in der hier beschriebenen Analogie liegt mehr als das: Wir haben wirklich an Allem teil.

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