Der Glaube der Ungläubigen
Was vertrauen die Menschen, wenn nicht Gott?
Eine Herrschaft wird bei dieser Betrachtungsweise dadurch gekennzeichnet, ob die Herrschenden arm oder reich sind und ob sie sich zu einem regenerativen oder zu einem konstruktiven Gesetz bekennen, und beruht dann auf diesen beiden Kriterien, sowie auf ihrer militärischen Überlegenheit.
Besprechen wir kurz die Unterhöhlbarkeit dieser Grundlagen. Die Herrschaft der Reichen führt durch den Prozeß der Konzentration des Kapitals zur Herrschaft der Armen, wie von Platon beschrieben, und die Herrschaft der Armen mündet in die Tyrannei, wiederum wie bei Platon. In der Tyrannei tritt der wirtschaftliche Aspekt dann hinter dem militärischen zurück.
Da es sich bei einem regenerativen Gesetz lediglich um eine Veredelung des Gesetzes des Stärkeren handelt, kann es, eine gewisse Edelkeit der Bürger vorausgesetzt, nicht im eigentlichen Sinne unterhöhlt werden. Außerdem, selbst wenn wir das nicht voraussetzen könnten, unterscheidet es sich in funktionaler Hinsicht nicht vom Gesetz des Stärkeren. Allerdings ist es möglich, daß ihm ein konstruktives Gesetz den Rang abläuft.
Ein konstruktives Gesetz wird hingegen dadurch unterhöhlt, daß die Bürger weitgehend von der Akkumulation, welche es fördert, ausgeschlossen werden, wie etwa bei der bereits erwähnten Herrschaft der Reichen.
Es lohnt sich wahrscheinlich nicht, einen nicht mit dem Übergang in die Tyrannei zusammenhängenden Angriff auf die menschliche Verständigung zu besprechen: so lange die Armen nicht die nötige Macht dazu haben, sich ihre Wünsche selbst zu erfüllen, werden sie sich nicht zerstreiten. Nun, Platon erwähnt in den Nomoi eine Möglichkeit, nämlich Sklaven aus möglichst vielen Nationen zusammenzuwürfeln, aber in dem Sinne, wie er es meint, daß sich die Sklaven gar nicht erst besprechen können, weil sie einander nicht verstehen, läßt es sich heute wohl nicht umsetzen.
Allerdings sehen wir zurzeit einen Angriff auf die freie Umwandelbarkeit der Güter, welcher nicht mit dem Übergang in die Demokratie zusammenhängt. Der Grund dafür besteht darin, daß ein wesentlicher Teil des weltweiten Kapitals an China gebunden ist und die chinesische Regierung ihn also regulieren kann: Selbst ohne Verstaatlichungen unterliegt ein zunehmender Teil des menschlichen Produktionsvermögens chinesischer Aufsicht. Mittelfristig ließe sich diese Abhängigkeit durch Investitionen entscheidend abmildern, doch kurzfristig nicht.
Bleibt also nur noch die militärische Überlegenheit selbst zu besprechen. Diese hängt offensichtlich vom technischen Fortschritt ab, aber was für unsere Zeit weiterhin für Überraschungen sorgt, ist die fortgesetzte Entgrenzung des Krieges. Die Kirche hatte den Krieg bewußt auf Ritter und Kriegsknechte begrenzt, aber seit dem Englischen Bürgerkrieg wird er entgrenzt. Napoléon war ein erster Höhepunkt, Hitler ein zweiter, aber entscheidend sind nicht einzelne Führer, sondern die Kriegsphilosophie entscheidet. Und diesbezüglich ist festzuhalten, daß Tabus weiterhin abgebaut werden.
Alles ist der militärischen Überlegenheit unterzuordnen. Indem dies immer mehr zum Standard wird, hängt der Kriegserfolg von immer mehr ab. Und weil das so ist, wachsen die Ansprüche des Militärs an die Zivilgesellschaft, womit die militärische Überlegenheit also auch zunehmend durch gesellschaftliche Entwicklungen unterhöhlbar wird, was seinerseits wieder das Schlachtfeld ausweitet.
Die drei Säulen der amerikanischen Herrschaft, freie Umwandelbarkeit der Güter, öffentliches Bekenntnis zum Gesetz als konstruktivem gesellschaftlichen Rahmen und militärische Überlegenheit, sind also durchaus Angriffen ausgesetzt, und ihre Verteidigung wird die kommende Zeit bestimmen, wie auch sonst das Verhalten von Staaten und Privatpersonen um die obige Tafel kreist.
arm | reich | |
Versicherung durch | menschliche Verständigung | freie Umwandelbarkeit der Güter |
militärisch unterlegen | militärisch überlegen | |
regeneratives Gesetz | Nützlichmachung | Beherrschung |
konstruktives Gesetz | persönliche Einrichtung | Regelung |
Eine Herrschaft wird bei dieser Betrachtungsweise dadurch gekennzeichnet, ob die Herrschenden arm oder reich sind und ob sie sich zu einem regenerativen oder zu einem konstruktiven Gesetz bekennen, und beruht dann auf diesen beiden Kriterien, sowie auf ihrer militärischen Überlegenheit.
Besprechen wir kurz die Unterhöhlbarkeit dieser Grundlagen. Die Herrschaft der Reichen führt durch den Prozeß der Konzentration des Kapitals zur Herrschaft der Armen, wie von Platon beschrieben, und die Herrschaft der Armen mündet in die Tyrannei, wiederum wie bei Platon. In der Tyrannei tritt der wirtschaftliche Aspekt dann hinter dem militärischen zurück.
Da es sich bei einem regenerativen Gesetz lediglich um eine Veredelung des Gesetzes des Stärkeren handelt, kann es, eine gewisse Edelkeit der Bürger vorausgesetzt, nicht im eigentlichen Sinne unterhöhlt werden. Außerdem, selbst wenn wir das nicht voraussetzen könnten, unterscheidet es sich in funktionaler Hinsicht nicht vom Gesetz des Stärkeren. Allerdings ist es möglich, daß ihm ein konstruktives Gesetz den Rang abläuft.
Ein konstruktives Gesetz wird hingegen dadurch unterhöhlt, daß die Bürger weitgehend von der Akkumulation, welche es fördert, ausgeschlossen werden, wie etwa bei der bereits erwähnten Herrschaft der Reichen.
Es lohnt sich wahrscheinlich nicht, einen nicht mit dem Übergang in die Tyrannei zusammenhängenden Angriff auf die menschliche Verständigung zu besprechen: so lange die Armen nicht die nötige Macht dazu haben, sich ihre Wünsche selbst zu erfüllen, werden sie sich nicht zerstreiten. Nun, Platon erwähnt in den Nomoi eine Möglichkeit, nämlich Sklaven aus möglichst vielen Nationen zusammenzuwürfeln, aber in dem Sinne, wie er es meint, daß sich die Sklaven gar nicht erst besprechen können, weil sie einander nicht verstehen, läßt es sich heute wohl nicht umsetzen.
Allerdings sehen wir zurzeit einen Angriff auf die freie Umwandelbarkeit der Güter, welcher nicht mit dem Übergang in die Demokratie zusammenhängt. Der Grund dafür besteht darin, daß ein wesentlicher Teil des weltweiten Kapitals an China gebunden ist und die chinesische Regierung ihn also regulieren kann: Selbst ohne Verstaatlichungen unterliegt ein zunehmender Teil des menschlichen Produktionsvermögens chinesischer Aufsicht. Mittelfristig ließe sich diese Abhängigkeit durch Investitionen entscheidend abmildern, doch kurzfristig nicht.
Bleibt also nur noch die militärische Überlegenheit selbst zu besprechen. Diese hängt offensichtlich vom technischen Fortschritt ab, aber was für unsere Zeit weiterhin für Überraschungen sorgt, ist die fortgesetzte Entgrenzung des Krieges. Die Kirche hatte den Krieg bewußt auf Ritter und Kriegsknechte begrenzt, aber seit dem Englischen Bürgerkrieg wird er entgrenzt. Napoléon war ein erster Höhepunkt, Hitler ein zweiter, aber entscheidend sind nicht einzelne Führer, sondern die Kriegsphilosophie entscheidet. Und diesbezüglich ist festzuhalten, daß Tabus weiterhin abgebaut werden.
Alles ist der militärischen Überlegenheit unterzuordnen. Indem dies immer mehr zum Standard wird, hängt der Kriegserfolg von immer mehr ab. Und weil das so ist, wachsen die Ansprüche des Militärs an die Zivilgesellschaft, womit die militärische Überlegenheit also auch zunehmend durch gesellschaftliche Entwicklungen unterhöhlbar wird, was seinerseits wieder das Schlachtfeld ausweitet.
Die drei Säulen der amerikanischen Herrschaft, freie Umwandelbarkeit der Güter, öffentliches Bekenntnis zum Gesetz als konstruktivem gesellschaftlichen Rahmen und militärische Überlegenheit, sind also durchaus Angriffen ausgesetzt, und ihre Verteidigung wird die kommende Zeit bestimmen, wie auch sonst das Verhalten von Staaten und Privatpersonen um die obige Tafel kreist.
Labels: 28, formalisierung, geschichte, gesetze, institutionen, sehhilfen, wahrnehmungen, zeitgeschichte, ἰδέα, φιλοσοφία