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16. Dezember 2020

T R A N S Z E N D E N Z

Anläßlich des gestrigen Beitrags habe ich mein Verständnis der Transzendenz zum Zwecke seiner Erneuerung auf den Prüfstand gestellt. Dies ist das Ergebnis.

Ingo Swann sprach davon, daß es ein größeres Bewußtsein als unseres gäbe, in welches wir eintauchen könnten. Es gibt aber grundsätzlich gesehen zwei Arten solchen Eintauchens: Wenn etwas durchsickert, so kann es entweder aus unserem Bewußtsein aussickern oder in es einsickern. Swann hat sich nur mit dem Einsickern beschäftigt und ich habe mich, vom Begriff des Erwartens einmal abgesehen, nur mit dem Aussickern beschäftigt.

Einsickern und aussickern kennzeichnen die stattfindenden transzendenten Prozesse aber nicht am deutlichsten. Besser ist das Begriffspaar entgrenzen und mitteilen. Bei der Entgrenzung überwindet ein Teil unseres Bewußtseins die Grenzen des gegenwärtigen Augenblicks, wie etwa bei der Erwartung. Ich sprach davon, daß
  • die Verfolgung von einer Versetzung ausgeht,
  • die Einlösung von einem Begriff und
  • die Auslösung von einer Veranschaulichung.
Hier müssen wir die Angelegenheit aber etwas anders betrachten, nämlich nach dem, was uns in den unterschiedlichen Zeitformen begegnet, und da auch wiederum nicht allgemein, sondern im Hinblick auf das transzendent Relevante:
  • in der linearen Zeit begegnet uns unser Los,
  • in der netzförmigen das Heilige und
  • in der punktförmigen die Spannung.
Zwischen diesen bestehen Beziehungen, nämlich
  • versetzt eine Spannung in ein Los,
  • ruft ein Los ein Heiliges hervor und
  • fixiert ein Heiliges eine Spannung.
Im Eigenlauf des Ichs fixiert die Einlösung die Auslösung durch die Bildung einer Absicht, versetzt die Auslösung die Verfolgung und ruft die Verfolgung die Einlösung hervor. Die Schwammigkeit an dieser Stelle ist gewollt:
  • Los ist sowohl vor als auch nach der Verfolgung, die Verfolgung spezifiziert es, und eben so ist
  • Heiliges sowohl vor als auch nach der Einlösung und
  • Spannung sowohl vor als auch nach der Auslösung.
Wenn wir aber ein alles umfassendes Bewußtsein annehmen, so müssen wir von Verfolgung, Einlösung und Auslösung etwas abstrahieren, wenn wir die hier betrachtete Struktur zwischen Los, Heiligem und Spannung erhalten wollen. Statt von Verfolgung müssen wir von Anknüpfung sprechen und statt von Einlösung von Einspannung. Einspannung bedeutet dabei, daß der Auslösung ein sie lenkendes Gesetz vorgegeben wird. Und allgemein postulieren wir dann, daß es keine Abläufe in der Welt gibt, bei welchen nicht
  • die Einspannung die Auslösung durch das Heilige fixiert,
  • die Auslösung die Anknüpfung durch die Spannung versetzt und
  • die Anknüpfung die Einspannung durch das Los hervorruft.
Unser heutiges physikalisches Verständnis hat mit dem zweiten Punkt wahrscheinlich kein Problem, und wenn das Heilige nunmal die Naturgesetze sind, so auch nicht mit dem ersten. Der dritte Punkt aber, daß die Gesetze vom Los abhingen, dürfte nicht der gegenwärtigen physikalischen Sicht entsprechen.

Da wir das nun haben, können wir sagen, daß die (eigentliche) Erwartung darin besteht, das Los zu erfassen, in welches uns die gegenwärtige Spannung versetzen wird, es sich also um eine selbstlose Antizipation des Eigenlaufs der Welt handelt, um es einmal so zu sagen.

Mehr kann ich zu den entgrenzenden transzendenten Akten zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.

Kommen wir also zu den mitteilenden transzendenten Akten. Das Prinzip der Mitteilung ist das Folgende: Jede Besinnung (Verfolgung, Einlösung oder Auslösung) kann als anknüpfend, einlösend und auslösend betrachtet werden, insofern jede Besinnung
  • an ihre Argumente anknüpft,
  • einen Funktionswert einlöst und
  • eine Änderung unseres geistigen Zustands herbeiführt.
Also gibt es auch bei jeder Besinnung sowohl ein Los, als auch ein Heiliges als auch eine Spannung, und diese können wir mitteilen. Genauer gesagt wird
Dies sickert aus uns aus und in die Welt ein. Man kann auch von einem Zeittunnel sprechen: von unseren Zeitformen zu jenen der Welt. Indem wir der Welt
  • unser Los mitteilen, ruft es in ihr eine geänderte Einspannung hervor,
  • unsere Spannung mitteilen, versetzt jene sie in ein geändertes Los (Telepathie) und
  • unser Heiliges mitteilen, fixiert es in ihr eine geänderte Auslösung.
Den die Einlösung begleitenden ideellen transzendenten Akt, in welchem die Bedeutsamkeit der Einlösung einen Eindruck von unserem Los liefert, habe ich in das Gebet um die Gnade der Ordnung und das Gebet um die Gnade der Erkenntnis (oder Inspiration) unterteilt. Es ist nicht abwegig, unsere Erkenntnisfähigkeit als die Ordnung unseres Geistes zu bezeichnen. Mit anderen Worten wäre das letztere Gebet somit das Gebet um die Gnade unserer Ordnung, doch das möchte ich kurz sickertechnisch betrachten.

Wenn uns die Inspiration fehlt, so muß uns das ja nicht stören. Aber wir können uns die Bedeutsamkeit der Inspiration bewußt machen, und dann stört es uns. Indem wir so unser klägliches Los erkennen, hoffen wir, daß es ein Heiliges hervorrufe, welches wir durch Einlösung spezifizieren könnten, was selbstverständlich gerade die Inspiration ist. Wenn diese Hervorrufung aber aus irgendwelchen Gründen nicht eintritt, so können wir uns immer mehr auf unser klägliches Los konzentrieren, bis unsere Klage bis zu Gott durchsickert und Er gnädigerweise unsere Einsicht hervorruft, indem er unsere Besinnung entsprechend einspannt.

Heiliges, Los und Spannung sind übrigens die Gegenstände, welche sich in den unterschiedlichen Zeitformen entwickeln und zurückgesetzt werden:
  • das Heilige in der netzförmigen Zeit im ideellen Zykel,
  • das Los in der linearen Zeit im funktionalen Zykel und
  • die Spannung in der punktförmigen Zeit im materiellen Zykel.
Wenn wir aber einen Gegenstand auf seine Entwicklung hin ansehen, so verfolgen wir weder, noch lösen wir aus, sondern wir lösen ein, und deshalb handelt es sich bei den voranschreitenden und zurücksetzenden transzendenten Akten um einlösungsbegleitende transzendente Akte. Gestern, beispielsweise, besann ich mich auf die Berufenheit, in welcher sich die Spannung der Einlösung möglicher Entwicklungen des Loses der Menschen unserer Zeit ausdrückte. Und heute trage ich immanent zu eben jenen möglichen Entwicklungen bei.

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