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31. Januar 2021

Das grundsätzliche Dilemma der Beherrschung von Myriaden Myriaden

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ist es doch schwierig, bei mehr als 2800 Beiträgen den Überblick zu behalten, möchte ich doch angesichts der recht esoterischen Natur des vorigen Beitrags dessen abschließende Überzeugung oberflächlicher darstellen.

Die alten Griechen waren weise, die Zahlen nach den geraden Potenzen von 10 zu unterteilen und nicht nach deren vielfachen von 3, also von 100 zu sprechen und dann von einer Myriade und nicht von 1000 und dann von einer Million, denn 10000 hat eine grundsätzliche anthropologische Bedeutung: Es ist die Anzahl von Menschen, welche ein Mensch maximal kennen kann (der Größenordnung nach, versteht sich.)

Eine Myriade Myriaden, das heißt 100 Millionen, ist also die maximale Anzahl von Menschen, welche sich so in Gruppen einteilen läßt, daß sich die jeweils eindeutig bestimmten Vertreter der einzelnen Gruppen noch alle gegenseitig kennen können, und wie also zu erwarten ist diese Größenordnung von entscheidender Bedeutung für die Beherrschung von Gesellschaften.

Es gibt zwei grundverschiedene Aufgaben der Herrschaft, nämlich
  1. die Eröffnung von Möglichkeiten und
  2. die Wahrnehmung von Möglichkeiten.
Zur Eröffnung von Möglichkeiten kann sich die Herrschaft auf das Bekenntnis der Beherrschten stützen, von welchem sie zunächst einen Begriff gewinnen muß, an welchem sie dann ein Programm ausrichtet und anschließend das Einverständnis der Beherrschten mit der Ausführung dieses Programms auf der Grundlage ihres Bekenntnisses einfordern kann. Die Anzahl der Beherrschten spielt dabei keine Rolle, nur daß sie eine hinreichend ähnliche staatsbürgerliche Vorstellung bekennen. Diese Art der Herrschaft heiße programmatisch.

Die Wahrnehmung von Möglichkeiten erfordert hingegen die konkrete Kenntnis der Lage, und diese läßt sich für Myriaden Myriaden nicht mehr effektiv organisieren. Diese Art der Herrschaft heiße innovatorisch.

Wenn eine Gesellschaft also aus Myriaden Myriaden besteht, so bleiben der Herrschaft nur zwei Möglichkeiten, in welchen ihr grundsätzliches Dilemma besteht:
  1. rein programmatisch zu herrschen,
  2. die Herrschaft weitestgehend an Unterherrschaften abzutreten.
Entscheidet sie sich für das erstere, so ist sie davon abhängig, daß sich Möglichkeiten auch ohne ihre Beteiligung wahrnehmen lassen, was insbesondere von der Konjunktur abhängt, und entscheidet sie sich für das letztere, so läßt sie sich auf innere Spannungen ein.

Der heutige Ansatz ist der erstere und Kompetenz im Umgang mit Spannungen wird unter Bekenntnisdruck geradlinig abgebaut. Wie gesagt, ich bin sicher, daß dieser Ansatz scheitert.

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