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26. Januar 2021

Verdrängung, Utopismus und Regeneration am Ende der Zeitalter

Ein Zeitalter kommt an sein Ende, wenn die Besinnung, welche es sich zur Grundlage gewählt hat, erschöpft ist:
  • die Verfolgung im Zeitalter der Werke,
  • die Auslösung im Zeitalter der Wunder und
  • die Einlösung im Zeitalter der Wacht.
Entsprechend verliert das (gesellschaftliche) Leben im Zeitalter
  • der Werke seine Wesentlichkeit (Verbindendheit),
  • der Wunder seine Macht (Hirtlichkeit) und
  • der Wacht seine Schönheit (Ratsamkeit),
und indem das (gesellschaftliche) Leben
  • unwesentlich wird, finden wir kein Beschäftigungsfeld mehr,
  • ohnmächtig wird, keine Aneignungsfülle mehr, und
  • häßlich wird, keine Entgegnungsweise mehr.
Metaphysisch bedeutet dies, daß im Zeitalter
  • der Werke das gebietende Gebet an seine Grenzen stößt und in Form des Gebets für die eigene Bahn von der Welt auf die eigene Person zurückgezogen wird,
  • der Wunder das fügende (abschirmende) Gebet und in Form des Gebets für das eigene Amt zurückgezogen wird und
  • der Wacht das entlohnende Gebet und in Form des Gebets für die eigene Gnade zurückgezogen wird.
Gesellschaftlich gibt es drei verschiedene Weisen, mit dieser Erschöpfung umzugehen, nämlich
  • sie entweder zu verdrängen, oder
  • durch die Ausweitung von Beherrschungsmandaten den Grund zu Utopien zu legen, oder
  • einen Schritt im Eigenlauf des Ichs zurückzugehen und die entsprechende Besinnung zur Grundlage zu wählen, auf daß aus deren Leistungsformung eine neue Leistung der erschöpften erwachse,
also
  • von der Verfolgung zurück zur Auslösung, auf daß die Aneignungsfülle zu neuen Beschäftigungsfeldern führe (Aufrichtung),
  • von der Auslösung zurück zur Einlösung, auf daß die Entgegnungsweise zu neuen Aneignungsfüllen führe (Verschreibung), und
  • von der Einlösung zurück zur Verfolgung, auf daß das Beschäftigungsfeld zu neuen Entgegnungsweisen führe (Öffnung).
Diese Regenerationen ergeben sich gesetzmäßig, denn die Suche
  • nach immer seltenerer Wesentlichkeit verformt die Aneignungsfülle,
  • nach immer seltenerer Macht die Entgegnungsweise und
  • nach immer seltenerer Schönheit das Beschäftigungsfeld.
Verdrängung versucht, das letzte Kapitel zu verlängern, Utopismus, neue Kapitel über die Fülle des Zeitalters hinaus zu schreiben. Indem er sich dazu ausgeweiteter Beherrschungsmandate bedienen muß, macht er sich zum Feind der Selbständigkeit, welche das Lebensblut aller Entwicklung ist, denn nur wer sein eigenes Leben in den Griff zu kriegen sucht, hat die nötige Orientierung, um seine Umstände auf ein Ziel hin zu entwickeln.*

Der Zusammenhang zwischen dem Ende eines Zeitalters und seiner Wendung gegen die Selbständigkeit ist also gesetzmäßig und kann auch ohne Offenbarung der Zukunft vorhergesagt werden. Für die Gegenwart gewinnen wir zwar nichts, weil wir bereits über eine solche Offenbarung verfügen, aber hinsichtlich Gog und Magog schon. Und wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, gab es spätestens seit Tiberius ebenfalls systematische Angriffe auf die Selbständigkeit.

* Darin liegt letztlich das Grundgebrechen des Grundeinkommens: Es unterhöhlt den Geist, welcher es einzig zum Erfolg führen kann: Selbständigen die Mittel zu geben, ihr Leben selbst zu bestimmen, kann nur gelingen, wenn es proportional zur Selbständigkeit erfolgt, andernfalls die Verpflichtungen ins Kraut schießen und das genaue Gegenteil von Selbständigkeit erzeugen. Aber ein solches System, welches Selbständigkeit belohnt, haben wir bereits, wie gut auch immer ausgedacht, und wenn es wie jedes System schließlich versagt, liegt die Lösung nicht in der Einführung eines undifferenzierteren Systems, welches Garantien unter dem Mantel der Chancenverbesserung einführt.

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