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4. Mai 2021

Gestaltungsweisen des Schicksals

Ich sprach gestern davon, daß wir uns als von Schicksalsströmungen geleitet empfinden mögen, und daß dies ein Halt für uns ist, und das ist es auch, unabhängig davon, ob wir an eine Zukunft für uns in einer Strömung glauben oder nicht, denn allein die Tatsache, daß wir eine Strömung als bestimmend für unser Schicksal erkannt haben, hilft uns dabei, unser Schicksal zu gestalten.

Es gibt im wesentlichen nur zwei Gestaltungsweisen des Schicksals:
  • entweder wir glauben an eine Zukunft für uns in einer das Schicksal bestimmenden Strömung, dann bringen wir uns in sie ein,
  • oder wir glauben nicht an eine Zukunft für uns in einer das Schicksal bestimmenden Strömung, dann verfremden wir sie.
Verfremden bedeutet ganz wörtlich, daß wir die Fremdheit der betroffenen Strömung zu uns und unserergleichen herausarbeiten, sie also zunehmend fremd werden lassen, um sie zu überwinden.

Propaganda besteht gerade darin, dafür zu sorgen, daß sich die Zielgruppe in eine bestimmte Strömung einbringt und andere Strömungen als fremd betrachtet. Dabei geht Propaganda selbstverständlich vom Zukunftsglauben einer bestimmten Gruppe aus, und die Verbreitung entsprechender Propaganda ist auch ein ganz natürlicher Prozeß der Selbstorganisation. Problematisch wird es immer, wenn Gruppen ihren Glauben nicht diskutieren wollen, denn dann wird Propaganda zunehmend pathologisch: unsachlich und einschüchternd.

Die Strömung, welche ich für die bestimmende unserer Zeit halte, und von welcher ich mich geleitet fühle, ist die zunehmende Konzentration der Macht in Werkzeugen. Ich sehe keine Zukunft für mich in ihr, und mein Schreiben dient dem Ziel, den ganzen Menschen herauszuarbeiten, um seine Unverträglichkeit mit einer Welt, in welcher wir unsere Produktivität in Maschinenform gegossen haben, in welcher sie nun an allen unseren Fäden zieht, zu erkennen. Dabei ist es genauso wichtig zu verstehen, was alles von uns auf Maschinen übertragen werden kann, was sie also übernehmen können und uns dadurch zwingen, ihnen hinterherzulaufen, als auch, was sich nicht übertragen läßt, und also vom übertragenen Rest isoliert in uns verkümmerte. Mein Ziel wird ganz eigentlich erreicht sein, wenn die herrschenden Einrichtungen als monströse Auslagerung unseres Fleißes in automatische Entscheidungsprozesse erkannt werden.

Ich weiß, daß ich Recht damit habe, daß diese Strömung unser Schicksal bestimmt. Deshalb betrachte ich andere Strömungen auch als weniger wichtig. Ich wünsche mir keine Zuchtpolitik, ich betrachte die Menschenzucht als Privatangelegenheit. Unterschiede zwischen den Menschen sind für mich einerseits dasjenige, was den Menschen überhaupt erst ganz werden lassen, und zum anderen dasjenige, welches gesellschaftliche Institutionen zu berücksichtigen haben. Scherzend könnte ich wohl bemerken, daß es dem Rassisten, wenn er sogar die Unterschiede zwischen verschiedenen menschlichen Rassen erkennt, leichtfallen sollte, auch den Unterschied zwischen einem Menschen und einem Faksimile eines Menschen zu erkennen, und daß sich umgekehrt das allgemein Menschliche nicht von einem Chatbot unterscheiden läßt: Mögen wir auch alle von demselben Ausgang nehmen, wir gehen doch unterschiedliche Wege. Und im Ernst glaube ich nicht, daß es einen bedeutenden Prozentsatz der Bevölkerung gibt, welcher Zuchtpolitik will. Eine solche Strömung wird den Meisten zu jeder Zeit fremd sein und versucht sich entsprechend auch stets heimlich einzuschleichen. Und was den Frieden angeht: Er muß die Lebendigkeit des Menschen aushalten.

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