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26. Dezember 2021

Genuß und gesellschaftliche Uniformität

Die Motivationen der Menschen nach den Wahrnehmungsrichtungen in die beiden Strömungen des Strebens nach
  • zurückschauendem Genuß in Form der Liebe im weiteren Sinne und
  • der Aussicht auf Beteiligung nach Maßgabe der Gefühle der Adäquanz
unterteilend, möchte ich mich in diesem Beitrag mit jenen befassen, welche ihr Dasein über ihr Genießen definieren.

Drei Klassen müssen wir betrachten,
  • die zufriedenstellende Routine,
  • das einem verbundene Spiel und
  • die im engeren Sinne geliebte Verkörperung,
und ganz allgemein läßt sich dazu sagen, daß, wenn ein Unternehmen nicht zum Zwecke der Beteiligung an etwas angegangen wird, es in praktischer Hinsicht der Vorbereitung auf eine Beteiligung dient, und zwar
  • die Routine zur Rüstung,
  • das Spiel zur Einübung und
  • die Verkörperung zur Einstimmung.
Da ich diesen Gegenstand bereits bei der letzten Betrachtung von Melancholikern am Wickel hatte und die Übereinstimmung mit dem hier Gesagten in einem Punkt nicht trivial ist, kurz dies: In melancholischer Stimmung ist nicht die physische Rüstung durch die zufriedenstellende Routine entscheidend, sondern die seelische Rüstung durch den erreichten Erfolg.

Rüstung, Einübung und Einstimmung, nun, mögen von einer Art sein, welche alle Menschen in gleicher Weise aufnehmen können, was im Falle ihrer Beteiligung an einem Unternehmen um ihrer Beteiligung willen ganz ausgeschlossen ist, da in dem Falle die schicksalhafte Aufgabe die Rollen in diesem Unternehmen vorschreibt und sie nicht uniform sein werden.

Und da dies so ist, bieten sich Rüstung, Einübung und Einstimmung also zur Homogenisierung (Gleichschaltung) einer Gesellschaft an. Konkret handelt es sich bei
  • der uniformen Rüstung darum, den eigenen Laden in Schuß zu halten (insbesondere den eigenen Rasen für das nächste Croquetspiel bereitzuhalten),
  • der uniformen Einübung darum, im durch die Sitte kodierten gesellschaftlichen Spiel zu punkten (etwa durch Witz, kritischen Sinn und womöglich auch Zuvorkommendheit) und
  • der uniformen Einstimmung um Corpsgeist.
Corpsgeist kann recht unterschiedliche Formen annehmen, ich greife einmal zwei recht interessante Fälle heraus:
  1. Kenneth Copeland predigt ein Christentum, welches darin besteht, sich fortwährend klar zu machen, daß Gott einen Bund mit uns geschlossen hat, wiewohl er es aus Gründen der Appetitlichkeit stets so ausdrückt, daß Gott einen Bund mit uns geschlossen hat.
  2. Leo Trotzki predigt einen politischen Aktivismus, welcher darin besteht, sich fortwährend klar zu machen, daß man es ist, welcher durch sein Auftreten den Geist der Massen formt.
Der sich über Genuß definierende Mensch ist also inhärent politisch form- und einsetzbar: ein staunendes Mondkalb zunächst, doch auf entsprechender Bahn bald ein Apparatschik. Die Warnung sei ausgesprochen.

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