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15. Dezember 2021

Wahrnehmungsrichtungen und Lebensziele

Wie ich im Beitrag Der Geist als Annehmendes, Berücksichtigendes und sich Verhaltendes ausführte, stoßen wir in unserem Denken auf zwei Unterarten der Wahrnehmung, nämlich die Aussichten (Aufmerksamkeit, Verständnis, Bedacht) und die Rückschauen (Abhängigkeit, Verhältnis, Verantwortung), erstere von Gefühlen der Adäquanz bewertet und letztere von jenen der Liebe im weiteren Sinne*. Diese Unterteilung ist indes unvollständig, denn wenn von Aussichten und Rückschauen die Rede ist, dann dürfen auch die Gegenwarten nicht fehlen. Indes ist die Gegenwart stets uniform, gleich ob sie in die Verfolgung, Einlösung oder Auslösung eingeht, so daß wir nicht drei Begriffe für sie prägen müssen oder auch nur sollten. Dennoch werden auch die eingehenden Gegenwarten durch drei verschiedene Gefühle bewertet, nämlich jene der Stimmung. Und somit ergeben sich für die Wahrnehmungsrichtungen Aussichten, Rückschauen und Gegenwarten die folgenden Bewertungen.
  • Aufmerksamkeit wird durch Aufgerufenheit bewertet,
  • Verständnis durch Bedeutsamkeit,
  • Bedacht durch Zuversicht,
  • Abhängigkeit durch Verbundenheit,
  • Verhältnis durch Liebe im engeren Sinne,
  • Verantwortung durch Zufriedenheit,
  • Gegenwart zur Aufmerksamkeit durch Heiligkeit,
  • Gegenwart zum Verständnis durch Geheuerheit und
  • Gegenwart zum Bedacht durch Stimmigkeit,
wobei Stimmigkeit von nun an etwas allgemeiner denn als logische Konsistenz verstanden werden muß, nämlich als das Passen der Erfassung der Gegenwart zur Absicht, also bei der logischen Konsistenz zur Anwendung logischer Schlußarten.

Wenn wir diese Bewertungen allgemein benennen wollen, so sprechen wir auch von
  • aussichtsvollen Aussichten,
  • erfüllenden Rückschauen und
  • bemächtigenden Gegenwarten,
womit also
  • das Adäquate gerade das Aussichtsvolle ist,
  • das im weiteren Sinne Geliebte das Erfüllende und
  • die Stimmung uns den Weg zum Bemächtigenden weist.
Ohne alles, was ich im eingangs verlinkten Beitrag gesagt habe, wiederholen zu wollen, ist es nun so, daß
  • die Gefordertheiten die Aussichten adäquat und aussichtsreich betreffen,
  • die Ehrbarkeiten die Rückschauen liebend und erfüllend und
  • die Gefaßtheiten die Gegenwarten gestimmt und bemächtigend,
und somit beten wir materiell um Geliebtes, während wir ideell um Adäquates beten, was sich auch so ausdrücken läßt, daß wir in Ermangelung der direkten Erkenntnis unseres Lebensziels, um dasjenige beten, was zu ihm hinführt. Funktional beten wir wie bereits beschrieben.

Die Lebensziele lassen sich aber dennoch angeben:
  • Aufgerufenheit führt zu Eingezogenheit,
  • Bedeutsamkeit zu Artung und
  • Zuversicht zum (generationalen) Kreislauf,
ebenso wie
  • Eingezogenheit Verbundenheit auslöst,
  • Artung Liebe im engeren Sinne und
  • der (generationale) Kreislauf Zufriedenheit,
und entsprechend ist
  • die Vorbestimmtheit, auf deren Bahn zu gelangen wir beten, die unserer idealen Eingezogenheit entsprechende, uns verbundene Aufmerksamkeit,
  • die Erfahrungsweise, um deren Gnade wir beten, das unserer idealen Art entsprechende, im engeren Sinne geliebte Verständnis, und
  • das Gesetz, um das wir für unser Amt beten, der unserem idealen (generationalen) Kreislauf entsprechende, uns zufriedenstellende Bedacht.
Wie uns Vorliebe, (subjektiver) Glaube und Gewissen als Wertschätzung, Liebe im weiteren Sinne und Anteilnahme durch die Bewertung beliebiger Ziele zu jenen unseres Lebens ziehen, so also immer auch die Gefühle der Adäquanz durch die Bewertung unseres Wegs, und auf letzteren beruht der Gott vorlegbare Befund. Aber noch eines ist zu bemerken:

Primär beruht die Erreichung der Lebensziele im fortgesetzten Kreislauf der Generationen (hier ist der tatsächliche Kreislauf gemeint und nicht die gleichbleibenden Verhältnisse, in welchen er sich vollzieht, also nicht das Nest, wie ich es zuletzt nannte) für
  • die Eingezogenheit auf Aufgerufenheit,
  • die Artung auf Liebe im engeren Sinne und
  • den (generationalen) Kreislauf, das Nest**, auf Stimmigkeit,
weshalb einerseits
  • bösartige Häme darauf zielt, die Aufgerufenheit des Auszurottenden abzutöten,
  • bösartiger Hohn darauf, seine Liebe im engeren Sinne zu ersticken, und
  • bösartiger Spott darauf, ihm Unstimmigkeit durch Vermittlung falscher Vorstellungen von der Welt zu erzeugen, insbesondere dadurch, alles so einzurichten, daß papierne, legale Ambivalenzen die realen Vorgänge verschleiern,
und andererseits
  • die im Zeitalter der Wacht entwickelte Partnerschaft als aussichtsreich wahrgenommen wird,
  • die in jenem der Wunder entwickelte Bildung als erfüllend und
  • die in jenem der Werke entwickelte Kultur als ermächtigend,
wobei der Unterschied zwischen bemächtigend und ermächtigend gerade darin besteht, daß letzterer Begriff eine intendierte Abgabe (hier von Macht, sonst von Wechselseitigkeit oder Zuträglichem) impliziert.

Unsere heutige Gesellschaft ist weit davon entfernt, die Lebensziele zu benennen und zu beachten, und entsprechend ungestört ist die Bösartigkeit in ihr am Werk, denn dadurch, daß sein Treiben nicht benannt wird, entzieht sich der Teufel noch stets der Mäßigung. Und was die Gebete betrifft, so vergißt die moderne Spiritualität die erfüllende Rückschau und die aussichtsreiche Aussicht und wendet sich ganz der bemächtigenden Gegenwart zu, so daß sie sowohl die transzendente Erlangung der Lebensziele, als auch die transzendente Gestaltung der Umwelt nach Maßgabe der Liebe im weiteren Sinne zu Gunsten reiner situativer Adäquanz vernachlässigt.

* es bestehen enge Beziehungen zwischen der Verbundenheit und der Wertschätzung, sowie zwischen der Zufriedenheit und der Anteilnahme: die ersteren unterscheiden sich von den letzteren dadurch, daß sie in der Reflexion des Allgemeinen, nicht auf den eigenen Wandel in der linearen Zeit Bezogenen auftreten, woher auch die Motivation zu meiner vorherigen Rede von der Vorzeitigkeit dessen, wem wir uns verbunden fühlen.

** um diesbezügliche künftige Mißverständnisse auszuschließen, ließe sich das entsprechende Lebensziel als Kreislaufsgerüst bezeichnen.

Post Scriptum vom folgenden Tag. Die Gefühle der Stimmung verhalten sich hinsichtlich ihres Auftretens im Eigenlauf des Ichs wie die Gefühle der Adäquanz: die heilige Stimmung geht, wie in Hypostasen und Holostasen beschrieben, mit der Verfolgung einher, die Geheuerheit hingegen mit der Einlösung und die Stimmigkeit mit der Auslösung.

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