Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

19. Mai 2022

Widersetzung und Unterhöhlung

Gelingt ein Plan nicht, so scheitert er entweder beim letzten Schritt oder zuvor, und wenn wir annehmen, daß im letzten Schritt die Ambition steckt und die vorigen Schritte als verläßliche Stützen zur Erleichterung des letzten gewählt wurden, in was für Abschnitte man noch jeden Plan zerlegen kann, so sind die beiden Prozesse, welche zu seinem Scheitern führen Widersetzung beim letzten Schritt und Unterhöhlung von vorigen.

Wenn der letzte Schritt an Widersetzung scheitert, so wurde er unterschätzt. Als ein Krieg wird die Verfolgung zweier Pläne bezeichnet, zu deren beider Ambition es gehört, die Ambition des jeweils andern zu vereiteln, und also beweist jeder entschiedene Krieg, daß eine der beiden kriegsführenden Parteien die andere im Sinne der angegebenen Definition unterschätzt hat. Freilich gibt es Situationen, in welchen beide Seiten froh darüber sind, mit einander gekämpft zu haben, wie auch umgekehrt, daß es keine von beiden ist, aber hier interessiert mich nur, daß Kriege aus Unterschätzungen erwachsen und zutreffende Einschätzungen Kriege verhindern.

Die Einschätzung der industriellen Fähigkeiten einer Nation erfolgt auf natürliche Weise durch den Preis der Güter, welche sie herzustellen fähig ist, und wenn wir annehmen, daß es keine Skrupel bei deren Einsatz gibt, ist dadurch eine brauchbare Einschätzung ihrer militärischen Fähigkeiten gegeben, welche allenfalls dadurch verfälscht werden kann, daß Güter zurückgehalten oder verschenkt werden.

Indem Güter unter Preis verkauft, also quasi verschenkt, werden, ist es möglich, andere dazu zu bewegen, seine militärische Fähigkeiten zu unterschätzen, und ein schlagartiges Verlangen des wahren Preises führt bei mangelnder Vorbereitung auf ein solches Manöver schnell zu Problemen, insbesondere wenn es sich bei den Gütern um Nahrungsmittel handelt. Allerdings können Vorratshaltung und Investitionspolitik dieser Verfälschung Grenzen setzen.

Und die Einschätzung der bürgerlichen Unterstützung der etablierten Institutionen erfolgt durch Wahlen, welche, so lange sie angeboten und angenommen werden, ebenfalls brauchbar einschätzen.

Wenn nun die technische Entwicklung aus sich heraus zunehmend Probleme schafft, so sorgt die demokratische Verfassung dafür, daß die Institutionen ständig an den Druck aus der Bevölkerung angepaßt werden, zumal es sich um einen allmählichen Anstieg handelt, so daß zu keinem Zeitpunkt zu befürchten ist, daß sich die Leute den Institutionen widersetzen. Und also kann die Verwaltung nur daran scheitern, daß sie unterhöhlt wird.

Es ist aber zu erwarten, daß, wer auch immer die Verwaltung beerbt, den Überblick darüber verliert, wer sich ihm widersetzen wird, und seinen Gegner also unterschätzt.

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