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15. November 2022

Kronos frißt seine Kinder


Heute eine kleine Betrachtung zu Matthäus 10:21.
Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider die Eltern und ihnen zum Tode helfen.
Jede Organisation steht auf einem Fundament und wächst nur bis an die Grenzen, welche es tragen kann. Weiteres Wachstum gefährdete sie nur, so daß sie sich asymptotisch an den optimalen Effizienzgrad annähert, welchen ihr Fundament zuläßt, augenfällig an alten Bäumen zu beobachten, welche den Bereich der eingefangenen Sonnenstrahlen nurmehr wiederherstellen.

Und dies begegnet auch dem Menschen, sowohl allein, als auch seinen Gesellschaften. Die Bildung des Menschen wächst an Entwicklungsmustern, Vorschriften (Behandlungen) und Beherrschungsweisen (Abzielungen), doch während er sich zunächst daran erfreut, gar stolz darauf ist, beginnt er ab einem bestimmten Alter, das Wachstum als solches, insbesondere jenes der Bildung Jüngerer, als Bedrohung seiner aufzufassen, und so kommt es, daß der Mensch bis zu diesem Alter darauf sinnt, die Bildung der nächsten Generation zu fördern, ab ihm aber, sie zu kontrollieren.

Nun fällt dies aus natürlichen Gründen nicht so ins Gewicht, aber in einer Hochkultur, welche den generativen Zykel duchläuft, begegnet es eben auch, nämlich indem in der sich im weiteren Sinne ausliefernden Phase nur noch Neuerungen entstehen, welche die Beherzigung gefährden, und sich die Verantwortungsträger von der Entwicklung der Kultur (im üblichen, nicht im technischen Sinne) ab- und ihrer Kontrolle zuwenden.

Und das hat Platon in seinem ausgehenden Zeitalter der Wacht beobachtet und in den Nomoi anthropomorph beschrieben, also indem er es den Interessen von Greisen zuschrieb: daß alles beim Alten bleibe und daß die an Bildung Überlegenen (Handwerker) in abhängiger Stellung gehalten würden, in welcher sie nach Belieben ausgetauscht werden können. Und da nun unser Zeitalter der Werke ausgeht, kommt es alles wieder: Wanderarbeit, Kunstzensur, die militärische Befestigung der Heimstatt (nur die zweitbeste Lösung nach Platon, die beste bestünde in 5040 zugleich auf Land und Stadt verteilten Familien, aber wenn das eben zu utopisch ist, dann in einer Stadt, in welcher die Mauern der Häuser zu einem Festungswall verschmelzen, wie man es auch heute noch in manch einer weißgetünchten Stadt am Mittelmeer beobachten kann, wobei die heutige Technologie allerdings einen größeren Formenreichtum bedingt.)

Und das ist der Grund, warum wir nicht nur eine technologische Stagnation beobachten, sondern auch eine sittliche, also weil es am einfachsten ist, eine fördernde Bildung durch eine kontrollierende zu ersetzen, wenn man mißliebige technologische Entwicklungen unterbinden möchte, weil die kulturelle Entwicklung, wenn man so will, geistiges Greisentum induziert, und was ist das Gerede von den Rechten Transsexueller und so weiter anderes als geistiges Greisentum, also der verknöcherte Hohn über die Formbarkeit der Jugend, mit dem einzigen Ziel, sie zu traumatisieren, damit sie die Sicherheit des ihr zugedachten Platzes sucht? Zwar unterstelle ich Klaus Schwab, den ganzen Zirkus nur zur Abschreckung zu veranstalten, aber nicht, daß er es aus diesem Kalkül tut. Nur Wenige dürften dieses Kalkül verfolgen, zu stark ist der Glaube an die dialektischen Kräfte im hegelschen Sinn (die progressive Kraft des Geistes), aber genau da täuschen sich die Vielen eben, weil sie die spiralförmige Entwicklung des Geists nicht verstehen und auf einer Ebene einen linearen Fortschritt erwarten, auf welcher ein zyklischer stattfindet, und was sie als bloßes Schreckgespenst hingemalt haben, hat seinen natürlichen Platz in der gegenwärtigen Entwicklung, welche also nicht einfach an ihm abprallt, sondern ihre Lehren ziehend durch es hindurchführt, nicht treibt die Jugend von neuem aus dem Stock der Kultur aus, weil er zurückgeschnitten wurde, sondern das Gift seines Alters zwingt sie, abzufallen und neu Wurzeln zu schlagen.

Sie sind Gärtner und spielen Theater, aber das Leben kennen sie nicht - oder verdrängen es jedenfalls.

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