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13. November 2022

Versicherungen, Vergewisserungen und Verortungen

Ich möchte die holistischen überzeitlichen Antizipationen fortan als Versicherungen, Vergewisserungen und Verortungen bezeichnen, insofern uns
  • die Gnade in der gelobten Abhängigkeit versichert,
  • das Los in der anerkannten Gültigkeit vergewissert und
  • der Segen in der übernommenen Verantwortung verortet.
Es gibt dabei drei Arten der Versicherung, Vergewisserung und Verortung, nämlich die Selbst-, Neigungs- und Folgeversicherung, -vergewisserung und -verortung, jedenfalls grundsätzlich betrachtet, konkret an meinen Erfahrungen belegen kann ich nur 5 der 9 möglichen Fälle und von den übrigen 4 Fällen ist immerhin noch einer äußerst plausibel, nämlich die Folgeversicherung, welche ich vielleicht auch noch erfahren werde, wenn ich Verwandte auf der Bahn zum Verhießenen finde.

Die
  • Selbstversicherung tritt ein, wenn wir die Bedeutsamkeit von etwas erfassen, was im Zusammenhang mit der gelobten Abhängigkeit steht, in welchem Fall wir uns fragen, welche Abhängigkeit genau sie betrifft und zu welcher Anteilnahme oder Gnade diese führt,
  • Selbstvergewisserung tritt ein, wenn wir die Sinnhaftigkeit von etwas erfassen, was sich aus der von uns anerkannten Gültigkeit (den von uns anerkannten Indizien) ergibt, in welchem Fall wir uns fragen, aus welchen Indizien genau sie sich ergibt und zu welcher Wertschätzung oder welchem Los sie führen,
  • Selbstverortung tritt ein, wenn wir die Aufgerufenheit zu etwas erfassen, zu was uns unsere Verantwortlichkeit aufruft, in welchem Fall wir uns fragen, welche Verantwortlichkeit genau uns aufruft und zu welcher Liebe oder welchem Segen sie führt.
Alle genannten Beispiele der Gnade sind Selbstversicherungen und alle genannten des Loses Selbstvergewisserungen, mit Ausnahme des am 6. April dieses Jahres antizipierten. Für die Selbstverortung habe ich kein Beispiel angegeben, aber das heißt nicht, daß ich keines kennen würde, man denke etwa an den Fluch, welchen man auf sich lädt, wenn man in der Schule die Zügel schleifen läßt, wann man bemerkt, daß es leichter ist, eine 2 zu halten als eine 4, wobei die Verantwortlichkeit darin besteht, durch die Schule zu kommen.

Die
  • Neigungsversicherung tritt ein, wenn wir eine Abhängigkeit erwägen,
  • Neigungsvergewisserung, wenn wir eine Gültigkeit erwägen und
  • Neigungsverortung, wenn wir eine Verantwortlichkeit erwägen.
Alle vor dem gerade eben genannten Beispiel des Segens sind Neigungsverortungen, Beispiele der Neigungsversicherung oder -vergewisserung kenne ich hingegen nicht, und es gibt sie vielleicht auch nicht, da wir zeitweilig geloben oder anerkennen können, ohne großen Schaden anzurichten, wohingegen die Verantwortungsübernahme zu schwer wiegt, um eine zeitweilige Abirrung dulden zu können, so daß wir uns also bereits beim Hinüberneigen zu einem neuen Ort Aufschluß über ihn geben.

Bei den Folgeversicherungen, -vergewisserungen und -verortungen handelt es sich um Antizipationen der Gnade, des Loses und des Segens, welche sich infolge von ideellen transzendenten Akten einstellen, indirekt, nicht weil um sie gebeten wurde, sondern weil sie zu dem gehören, worum gebeten wurde. Genauer gesagt besteht die
  • Folgeversicherung in der Gnade der Verwandtschaft gelobenden Bahn,
  • Folgevergewisserung im Los der anerkennenden Erfahrungsweise (Gnade) und
  • Folgeverortung im Segen des verantwortungsübernehmenden Amts.
Für die Folgevergewisserung habe ich ein Beispiel angegeben, nämlich daß ich bei der Mitteilung der Bedeutung des Johannesevangeliums beschützt bin, weil mein Verständnis auf einer Erfahrungsweise beruht, um welche ich Gott unter Bereitstellung meines Lebens gebeten habe. Übrigens beschreibt auch Fjodor M. Dostojewskij in den Brüdern Karamasow so eine Folgevergewisserung, nämlich daß Alexej Fjodorowitsch dabei beschützt ist, Starez Sossimas Auftrag zu erfüllen, weil er, indem er sich auf die Erde warf, um sie zu küssen, um die Gnade bat, Sossimas Erfahrungsweise zu teilen.

Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich möglicherweise auch eine Folgeverortung erfahren, als ich mich eines Abends angenommen fühlte, was mich bewog, den Beitrag Jenseitserfahrungen zu schreiben, wahrscheinlich infolge des zuvor verfaßten Beitrags Gewidmetheit als geistige Erwartung, in welchem ich die Gewidmetheit als den speziellen überzeitlichen Begriff des Eintauchens in die lineare Zeit beschrieben habe, mehr oder weniger mit den jüngeren Ausführungen übereinstimmend. Doch welches Amt, welche Wirkungsweise läge dem zugrunde? (Mir fielen schon welche ein, unmittelbar zuvor für sie gebetet hätte ich aber nicht, aber das ist auch nicht nötig, ein möglicher Ausgangspunkt ist dieser Beitrag hier.)

Abschließend möchte ich aber noch die Orte, auf welche sich die Verortungen beziehen, genauer unter die Lupe nehmen. Wenn man die Sache ganz grundsätzlich betrachtet, übernehmen wir für unsere Besinnungen Verantwortung, indem unsere
  • Verfolgung dem Umgang folgt,
  • Einlösung der Vorhaltung und
  • Auslösung den Bestrebungen,
also indem wir uns vornehmen, uns an unsere Haltung zu halten. Die erste dialektische Unterscheidung besteht darin, ob dies tatsächlich geschieht oder nicht. Wenn es nicht geschieht, so gibt es uns als denkenden Geist gar nicht. Das weitere ist nicht a priori ableitbar, sondern muß beobachtet werden, aber ich habe es beobachtet. Der erste Ort ist der des bewußten Gefäßes, in welchem ein anderer Geist denkt. Und bei diesem Geist handelt es sich um den richtenden Geist, wobei hier richten nach der Logik der deutschen Sprache als recht machen zu verstehen ist. Allerdings wird dieser Geist nicht gleich als richtender Geist erkannt. Die erste Ahnung, welche wir von ihm haben, ist die eines unterrichtenden Geists, was daran liegt, daß wir uns zunächst darum bemühen, das Rechte zu erfassen, bevor wir uns darum bemühen, es herbeizuführen. Während wir uns also darum bemühen, es zu erfassen, ahnen wir einen Geist, welcher es uns zu unterrichten vermag, und es ist zumindest denkbar, daß wir uns zu ihm hinüberneigen, doch habe ich dies in diesem Stadium nicht getan.

Daß es einen Geist geben mag, welcher die Welt richtet, habe ich zuerst geahnt, als ich auf die delikate Bestimmtheit meines Gewahrseins aufmerksam wurde und zu dem Glauben fand, daß alles in der Welt auf dieselbe delikate Weise bestimmt wird. Und also habe ich gelobt, mich von dieser Bestimmung abhängig zu machen, und dadurch änderte sich meine Auffassung des unterrichtenden Geists zu einem richtenden.

Indem ich dies also beschrieben habe, habe ich zugleich zwei weitere Orte erwähnt, nämlich den des lernenden und den des verwaltenden Geists. Beide zeichnen sich dadurch aus, daß sie sich auf ihre Weise von Gott abhängig machen, als welcher der (unter-)richtende Geist gewöhnlich bezeichnet wird. Allerdings ist dies nicht so leicht einsehbar, und ein besseres Kriterium, um zu erkennen, woran man ist, besteht darin, danach zu fragen, ob jemandem daran gelegen ist, den Fluß (gleich welcher) Zeit überzeitlich zu kontrollieren, in welchem Fall er ein lernender oder ein verwaltender Geist ist, oder ob es ihm darum geht, in bestimmten innerzeitlichen Umständen zu leben, in welchem Fall er ein ausnutzender Geist ist, also einer, welcher sich nicht von Gott abhängig macht, sondern lediglich von den Gegenständen, welche er ausnutzt.

Natürlich führt auch die Kontrolle des Flusses der Zeit dazu, in bestimmten Umständen zu leben, und das Kriterium ist also logisch gesehen nicht wohldefiniert, aber praktisch gesehen erlaubt es, bereits vierjährige Kinder mit hoher Zuverlässigkeit zu unterscheiden, indem diese an dem kleben, was sie zuvor erfahren haben, und jene an dem, was ihnen aus unerfindlichen Gründen vorschwebt. (Dreamer, you know you are a dreamer, well can you put your hands in your head? Oh no!)

Und damit ist die Dialektik der Orte abgeschlossen:
  • der Schrecken des richtenden Geists,
  • die Bescheidenheit des lernenden Geists,
  • die Genügsamkeit des verwaltenden Geists und
  • die Haltlosigkeit des ausnutzenden Geists,
und zu all diesen Orten kann sich unser Bewußtsein zu unseren Lebzeiten hinüberneigen. Über das darüber hinaus gehende möchte ich hier, wie auch bisher stets, nicht spekulieren.

Post Scriptum vom folgenden Tag. Nach den jüngsten Charakterisierungen der Zeitformen scheint es vernünftig,
  • die Bahn als Entfaltungsweise zu begreifen,
  • die Gnade als Erfahrungsweise und
  • das Amz als Wirkungsweise.

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