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24. Mai 2022

Fremde Geister

Unser Bewußtsein besteht aus Formen, womit ich etwa Farben, räumliche Lagen, Klänge und Gerüche meine, und Inhalten, welche durch die Formen erfaßt werden.

Unser Körper ist, soweit wir ihn verstehen, für die Inhalte unseres Bewußtseins mitverantwortlich, aber nicht für seine Formen, womit ich nicht gesagt haben möchte, daß er es nicht wäre, sondern lediglich, daß es uns bisher nicht gelungen ist, durch Verabreichung von Drogen oder andere Mittel neue Bewußtseinsformen zu erzeugen, sondern lediglich Bewußtseinsinhalte zu beeinflussen. Daß sich ältere Menschen beispielsweise des öfteren verlesen, liegt daran, daß die Erkennung einzelner Buchstaben in Form abgestorbener Nervenbahnen in unserem Gehirn gespeichert ist und für eine bestimmte Dichte an Sehnerven optimiert wurde, so daß, wenn die Dichte der Sehnerven sinkt, die Erkennung des öfteren fehlschlägt, so daß wir meinen, ein Zeichen vor uns zu sehen, was dort gar nicht steht.

Die Form, um welche es in diesem Beitrag vorrangig geht, ist jene, durch welche wir Geister erfassen, also etwa unsern eignen oder den von andern Menschen auf der Straße. Wie bei allem ist unsere Erfassung auch dieser Inhalte zweckmäßiger Art: Wir wollen mit Geistern umgehen, und dafür müssen wir wissen, was ihnen wie viel wert ist, um möglichst günstige Handel einzugehen. Und also erfassen wir Geister als Bestrebtheiten.

Die Erfassung geschieht augenblicklich ohne großes Studium, wofür Schopenhauer die Übereinstimmung des Körpers mit dem Willen verantwortlich gemacht hat, also daß sich letzterer an ersterem ablesen ließe, aber ich möchte das gar nicht weiter erklären, mir genügt, daß wir Geister augenblicklich erfassen.

Und damit gewappnet betrachte ich nochmals die Frage, um was es sich bei den in Offenbarungen und beim (Nicht-)Einwilligen begegnenden fremden Geistern handelt, also wessen wir uns in diesen Fällen bewußt sind.

Jede Wahrnehmung eines fremden Geistes beruht auf der Erfassung eines fremden Bestrebens im Zusammenhang mit einer Besinnung, welche sich natürlicherweise mit unserem Bestreben verbinden sollte, im Rahmen einer Rückschau, nämlich im Falle der Rückschau auf
  • die Verantwortlichkeit mit ihrem Erwachen,
  • die Abhängigkeit mit ihrem Erwachen, aber
  • die Gültigkeit mit ihrer Reflexion.
Da das Erwachen im Dunkeln liegt, wundert es uns nicht sonderlich, wenn sich auf einmal Bestrebungen bemerkbar machen, welche wir nicht als unsere eigenen betrachten, wiewohl der Eindruck, daß ein anderer Geist für eine unserer Taten verantwortlich ist, beunruhigender ist, als daß eine plötzliche Abhängigkeit, welche wir empfinden, auf einen anderen Geist zurückgeht.

Bei der Reflexion ist es anders: Wir wissen, was wir reflektieren, wir wissen, wie wir reflektieren, und wir wissen, daß die Reflexion stimmt. Ein fremder Geist kann uns nicht einfach etwas eingeben. Was passiert ist das folgende:
  • Wir wissen nicht, was reflektiert wird.
  • Wir wissen zwar, wie reflektiert wird, welche Begriffe in Anschlag gebracht werden, aber diese Begriffe mögen auf Dinge verweisen, welche uns unbekannt sind, sich also in unserem Denken lediglich zu das so Genannte auflösen.
  • Wir wissen nicht, daß die Reflexion stimmt, aber wir haben schon den Eindruck, daß etwas reflektiert wurde, womit sie stimmen sollte.
Da hier eine erhebliche Störung des gewöhnlichen Besinnungsverlaufes vorliegt und die Logik (Handhabung der Begrifflichkeit) des reflektierenden Geistes nicht unsere ist, ist es, denke ich, angemessen, davon zu sprechen, daß wir uns eines Teils des einen Geistes bewußt werden, welcher für gewöhnlich nicht in unserem Bewußtsein liegt.

Ich möchte aber, nachdem ich dies nun eigens erwogen habe, keinen grundlegenden Unterschied zwischen Eingebungen und fremder Logik hinsichtlich der Frage machen, ob es sich um legitime Offenbarungen handelt, denn Visionen sind immer von ersterer Art und Johannes hatte offensichtlich legitime, ebenso wie seine Ohnmacht darauf hindeutet, daß er auch mit fremder Logik in Kontakt kam.

Damit wäre die rein phänomenale Seite behandelt. Ich möchte nun die Bestrebungen der Geister beschreiben, mit welchen ich im Laufe meines Lebens in Kontakt kam.
  • Das Erschrecken, welches ich in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag 2004 empfand, nachdem ich den Eindruck hatte, daß irgendetwas folgenschweres eingetreten sei, war mit den Eindruck eines Geistes verbunden, dessen Bestreben schlicht darin liegt, daß die Dinge so sind, wie sie sind, welcher sie also zu bestimmen trachtet.
  • Das Erschrecken, welches ich am Morgen des 15. Februars 2015 empfand, als ich ferngesteuert zu der Reflexion gelangte, daß Tariks Herrschaft begonnen habe, war mit dem Eindruck eines Geistes verbunden, dessen Bestreben darin besteht, daß die Bestimmung der Dinge durch den erstgenannten Geist aller Welt offenbar ist.
  • Und die Versicherung, welche ich empfand, nachdem ich meinen Beitrag vom 6. April dieses Jahres geschrieben hatte und mich innerlich vor Heiterkeit kugelte, weil ein Dummkopf wie ich doch auf die Nase fallen sollte, wenn alles mit rechten Dingen zuginge, gewiß, daß ich mich nicht darum sorgen muß, ging mit dem Eindruck eines Geistes einher, dessen Bestreben es ist, daß die Menschen die ihnen offenbare Bestimmung der Welt durch den erstgenannten Geist berücksichtigen.
In allen drei Fällen mag ein Gebet um die Gnade vorangegangen sein, im ersten mit Sicherheit, und die Erfahrungsweise zumindest des begegnenden Geistes hat sich in allen drei Fällen geändert.

Außerdem sind Gelübde, also uns dem anzuvertrauen, woran wir glauben, Zusagen, und somit sollten die veränderten Erfahrungsweisen mit der Koordination von Vorhaben in Zusammenhang stehen. Nun,
  • indem wir Gottes Bestimmung spüren, ohne sie zu verstehen, bilden wir ein von Ihm bestimmtes Ensemble,
  • indem wir sie benennen, eine Schule, und
  • indem wir sie berücksichtigen, werden wir so Gebildeten umgänglicher.
Der das Gebet um Gnade erhörende Geist ist letztlich immer Gott, aber den Bestrebungen nach, welche wir vom uns begegnenden Geist erfassen, stellt es sich uns so dar, daß Gott andere Geister mit untergeordneten Aufgaben beauftragt. Es ließe sich von Gesichtern Gottes sprechen, oder von Engeln. Allerdings, was den Geist betrifft, welcher die Umgänglichkeit der Gebildeten anstrebt, wie kann er unabhängig von der Schule gedacht werden, über deren Lehren sie übereinkommen? Die Schule ist Menschenwerk, und wenn sie einen Schutzgeist hat, so sollte sein Ursprung auch menschlich sein, er also aus ihren Heiligen erwachsen, was nicht ohne Gottes Segen geschieht, aber der sich um ihre Belange kümmernde Geist, wie sollte er älter sein als ihr Gründer?

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