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1. April 2023

Der notwendige anthropomorphiebedingte Anschein von Bosheit eines allwissenden Geistes

Ein allwissender Geist ist sich über Voraussetzungen im Klaren, welche kein Mensch verstehen kann, und wenn er sich an einen Menschen wendet, so muß er Zusammenhänge vereinfacht darstellen, nämlich wenn er
  • eine mögliche Entwicklung beschreibt, so muß er sie beschönigen, das heißt darauf verzichten, Nebenwirkungen als solche kenntlich zu machen, wenn Menschen nicht in der Lage sind, sie als gerechtfertigten Preis der Entwicklung einzusehen, und wenn er
  • sie zu einer Handlung aufruft, so muß er sie vereinseitigen, das heißt darauf verzichten, ihnen die Einschränkungen vollumfänglich mitzuteilen, mit welchen sie nur angemessen ist.
Um dies an einem einfachen Beispiel zu verdeutlichen: Angenommen, wir wissen, daß eine Grippewelle im Anrollen ist, und wollen jemanden, der noch nie eine Grippe hatte, dazu bringen, ein Feuer anzuzünden, um es warm zu haben. Wir wissen aber auch, daß er lieber friert, als Bäume zu fällen. Wenn wir ihn dann für die Idee eines warm vor sich hin prasselnden Feuers gewinnen wollen, werden wir den Umstand, daß er anschließend einen Baum weniger zum Anschauen hat, unterschlagen. Und wenn er dann das Feuer anzündet und herausfindet, daß er sich nun nicht mehr an der Schönheit dieses Baumes erfreuen kann, wird er uns verklagen und uns vorwerfen, ihn dazu gebracht zu haben, die Hege seiner Bäume zu verdrängen. Und wenn er nun aber an der Grippe stürbe, und wir ihn retten wollen, so müssen wir ihm wohl gar sagen, daß das Verbrennen von Bäumen ein geheiligter Akt sei und eine innere Schönheit besäße, welche jene des Baumes überträfe. Gleichzeitig mußten wir aber aus ähnlichen Gründen Anderen, welche in einer Wüstenlandschaft leben und liebend gerne Schiffe aus Bäumen bauten, um Handel treiben zu können, sagen, daß das Fällen von Bäumen ein verruchter Akt sei, um zu verhindern, daß sich die Wüste ausbreitet. Und wenn das nun herauskommt, so werden wir doch als falscher Hund gelten, welcher den Menschen ihre Rechtschaffenheit durch Lügen austreibt und sie daran hindert, die Entdeckungen zu machen, welche ihnen vorherbestimmt sind.

Und so muß es also auch Gott gehen, wenn er sich an  Menschen wendet, er wird sich vorwerfen lassen müssen, daß er die Menschen durch Beschönigung betrügt und durch Vereinseitigung fanatisiert, und zwar auch noch dergestalt, daß sie durch ihre Fanatisierung aneinander geraten, also daß er sie gegeneinander aufbringt.

Christus gibt letzteres übrigens unumwunden zu:
Aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert. (Offb. 1:16)

Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert. (Offb. 2:12, an Pergamus gerichtet.)

Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht. (Lk. 12:51)

Und selig ist, der von mir nicht zum stolpern gebracht wird. (καὶ μακάριός ἐστιν ὃς ἐὰν μὴ σκανδαλισθῇ ἐν ἐμοί.) (Mt. 11:6)
Ich will es dabei belassen. Ich hatte ursprünglich die Befürchtung, daß der Beitrag zu einer höhnischen Satire ausarten könnte, aber jetzt empfinde ich wenigstens selber den diesem Thema gegenüber angemessenen Ernst.

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