Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

3. April 2023

Phantomschmerzen

Im Geist zu leben, die Erfahrung mit Anderen zu koordinieren, heißt, sein Handeln Anderen zu Gute kommen zu lassen, aber es heißt nicht, das Gute an konkreten Menschen zu messen. Wo letzteres geschieht und Gott aus der Gleichung verschwindet, verschwindet zugleich die Bedeutsamkeit der Geschichte und das Ziel, welchem sie zustrebt. Konkret koordinieren wir unser Handeln immer nur mit einer kleinen Gruppe von Kontakten, welche unseren Wirkungskreis bilden, und wenn wir das Gute an ihm messen, so können wir den Gedanken nicht ertragen, durch den Tod von ihm geschieden zu werden. Messen wir das Gute hingegen an den allgemeinmenschlichen Aspirationen, so scheint eine gewisse Trennung von unserem Wirkungskreis durch den Tod sogar notwendig, so daß es in jenem Fall kaum einen Unterschied macht, ob wir konkret alleine handelten oder als Teil einer erfahrungskoordinierenden Gruppe.

Freilich, innerhalb unserer Familie messen wir das Gute, wenn auch nicht uneingeschränkt, so doch oftmals an konkreten Menschen, und so suchen wir die Nähe zu unseren Ahnen auch mehr als jene zu anderen Verstorbenen.

Es ist wichtig, sich dies vor Augen zu halten, um sich nicht einreden zu lassen, daß das Mögliche unmöglich oder das Unmögliche möglich sei.

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