Verschwörungstheater
Theater besteht wie gesagt daraus,
Es bleiben zwei Fragen: Wer spielt es? und Was bewirkt es?
Zunächst einmal spielen natürlich Großmütter Verschwörungstheater: Die böse Welt! Du kannst gar nicht mißtrauisch genug sein! Das ist doch ein netter junger Mann! und ich habe schon daran gedacht, eine Satiresendung mit dem Namen Tante Alexandras Spökerstunde aufzuzeichnen, aber für sowas bin ich natürlich zu faul.
Indes spielen nicht nur Großmütter Verschwörungstheater. Fragen wir also weiter, wessen es bedarf, um Verschwörungstheater spielen zu können. Nun, offensichtlich Geheimnisse. Die an der Fleischertheke ist jetzt mit dem zusammen. Großmütter wissen sowas, und die katholische Kirche als mächtigster Intendant der Welt, ja, man könnte schon fast sagen, als Intendant der Welt, natürlich auch. Aber es ist nicht nötig, sie direkt hier mit hineinzuziehen, denn wir haben ja Beamte, deren Amt gerade darin besteht, Geheimnisse in Erfahrung zu bringen, nämlich in den Geheimdiensten.
Und wenn wir uns auf den Standpunkt stellen, daß neben Großmüttern lediglich noch Geheimdienste Verschwörungstheater aufführen, haben wir bereits ein Modell, mit welchem wir unsere Geschichte verstehen können.
Zu der zweiten Frage: Was bewirkt Verschwörungstheater? Nun, paranoides um sich Schlagen, wie man es bei auf ihre Großmütter hörenden Mädchen beobachten kann, oder, um es etwas sachlicher zu sagen, erratische Aggression.
Großmütter fühlen sich im Zentrum derselben sicherer, deshalb spielen sie Verschwörungstheater, aber wie steht es mit den Geheimdiensten?
Nun, Staaten weisen einander bisweilen militärisch zurecht, und wenn ihre jeweiligen Bürger den übrigen Staaten mißtrauen, insbesondere aber den zurechtzuweisenden, sind sie natürlich eher geneigt, die Militanz mitzutragen. Deshalb ist es also im Interesse eines Staates, wenn seine Bürger meinen, daß sich andere Staaten gegen ihn verschwören, aber zugleich haben Staaten auch ein Interesse daran, nicht zu erratisch und aggressiv auf der internationalen Bühne zu agieren.
Das Ziel des Verschwörungstheaters müssen indes nicht immer andere Staaten sein, es kann gegen fast alle Gruppen und Ideen gerichtet werden, und es hat eben zwei Effekte:
Beispielsweise hat Prigoschins Großmutter ihrem Enkel, wie so viele russische Großmütter, zu oft erzählt, daß er Staatsbeamten auf keinen Fall trauen darf, und jetzt hat er den Salat mit Putin.
Wer sowas von außen mitansieht, könnte natürlich auf den Gedanken verfallen, Verschwörungstheater des zweiten Effektes wegen aufzuführen, aber das ist nicht so einfach, denn er muß sich dabei mehr Gehör verschaffen als die Großmütter seines Publikums und dessen Geheimdienste.
Beispielsweise darf Martin Sellner nicht nach England reisen und David Icke nicht nach Österreich.
Und dennoch gibt es einen Fall, wo es möglich ist, nämlich wenn das Publikum im eigenen Staat lebt, doch dann stellt sich natürlich die Frage, wozu es irre gemacht werden sollte.
Nun, wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte, wenn Mißtrauen zwischen Teilen eines Blockes ausbricht, kann er in eine neue Form überführt werden.
Und so erklärt sich die weltumspannende Aufhetzung von Lagern, welche Außenstehenden die Nichtzurkenntnisnahme der Geheimnisse vorwerfen, in welche sie eingeweiht wurden: Wenn sich die zivilen Institutionen dem nicht gewachsen zeigen, wenn bisher belastbare Übereinkünfte zerbrechen, lassen sich neue etablieren. Daß bei dieser Weltumspannung dennoch das Wirkungsfeld einzelner Verschwörungstheoretiker eingeschränkt wird, zeigt nur, daß der Prozeß kontrolliert wird und die Meinungsschubladen möglichst klein gehalten werden, denn wenn man mit Menschen aus einem anderen Land spricht, werden sie immer Gesichtspunkte ins Spiel bringen, welche man bisher nicht kannte, und dadurch den Bereich des Öffentlichen zu Lasten jenes des Geheimen mit unabsehbaren Folgen ausweiten.
- das Unannehmliche durch Bestechung der Sittenwächter annehmlich erscheinen zu lassen,
- das Unwichtige durch Erhöhung zu Berühmtheiten (Stars) wichtig und
- das Beliebige durch geeignetes ins Licht Rücken natürlich,
- läßt es das Mißtrauen durch Bestechung der Sittenwächter annehmlich erscheinen,
- Säuberungen durch die Erhöhung von Sauber- zu Strahlemännern wichtig und
- das Absonderliche als allgegenwärtig und damit erklärungsbedürftig.
Es bleiben zwei Fragen: Wer spielt es? und Was bewirkt es?
Zunächst einmal spielen natürlich Großmütter Verschwörungstheater: Die böse Welt! Du kannst gar nicht mißtrauisch genug sein! Das ist doch ein netter junger Mann! und ich habe schon daran gedacht, eine Satiresendung mit dem Namen Tante Alexandras Spökerstunde aufzuzeichnen, aber für sowas bin ich natürlich zu faul.
Indes spielen nicht nur Großmütter Verschwörungstheater. Fragen wir also weiter, wessen es bedarf, um Verschwörungstheater spielen zu können. Nun, offensichtlich Geheimnisse. Die an der Fleischertheke ist jetzt mit dem zusammen. Großmütter wissen sowas, und die katholische Kirche als mächtigster Intendant der Welt, ja, man könnte schon fast sagen, als Intendant der Welt, natürlich auch. Aber es ist nicht nötig, sie direkt hier mit hineinzuziehen, denn wir haben ja Beamte, deren Amt gerade darin besteht, Geheimnisse in Erfahrung zu bringen, nämlich in den Geheimdiensten.
Und wenn wir uns auf den Standpunkt stellen, daß neben Großmüttern lediglich noch Geheimdienste Verschwörungstheater aufführen, haben wir bereits ein Modell, mit welchem wir unsere Geschichte verstehen können.
Zu der zweiten Frage: Was bewirkt Verschwörungstheater? Nun, paranoides um sich Schlagen, wie man es bei auf ihre Großmütter hörenden Mädchen beobachten kann, oder, um es etwas sachlicher zu sagen, erratische Aggression.
Großmütter fühlen sich im Zentrum derselben sicherer, deshalb spielen sie Verschwörungstheater, aber wie steht es mit den Geheimdiensten?
Nun, Staaten weisen einander bisweilen militärisch zurecht, und wenn ihre jeweiligen Bürger den übrigen Staaten mißtrauen, insbesondere aber den zurechtzuweisenden, sind sie natürlich eher geneigt, die Militanz mitzutragen. Deshalb ist es also im Interesse eines Staates, wenn seine Bürger meinen, daß sich andere Staaten gegen ihn verschwören, aber zugleich haben Staaten auch ein Interesse daran, nicht zu erratisch und aggressiv auf der internationalen Bühne zu agieren.
Das Ziel des Verschwörungstheaters müssen indes nicht immer andere Staaten sein, es kann gegen fast alle Gruppen und Ideen gerichtet werden, und es hat eben zwei Effekte:
- das Ziel erleichtert angreifen zu können und
- den Aggressor auf eine erratische Bahn zu lenken.
Beispielsweise hat Prigoschins Großmutter ihrem Enkel, wie so viele russische Großmütter, zu oft erzählt, daß er Staatsbeamten auf keinen Fall trauen darf, und jetzt hat er den Salat mit Putin.
Wer sowas von außen mitansieht, könnte natürlich auf den Gedanken verfallen, Verschwörungstheater des zweiten Effektes wegen aufzuführen, aber das ist nicht so einfach, denn er muß sich dabei mehr Gehör verschaffen als die Großmütter seines Publikums und dessen Geheimdienste.
Beispielsweise darf Martin Sellner nicht nach England reisen und David Icke nicht nach Österreich.
Und dennoch gibt es einen Fall, wo es möglich ist, nämlich wenn das Publikum im eigenen Staat lebt, doch dann stellt sich natürlich die Frage, wozu es irre gemacht werden sollte.
Nun, wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte, wenn Mißtrauen zwischen Teilen eines Blockes ausbricht, kann er in eine neue Form überführt werden.
Und so erklärt sich die weltumspannende Aufhetzung von Lagern, welche Außenstehenden die Nichtzurkenntnisnahme der Geheimnisse vorwerfen, in welche sie eingeweiht wurden: Wenn sich die zivilen Institutionen dem nicht gewachsen zeigen, wenn bisher belastbare Übereinkünfte zerbrechen, lassen sich neue etablieren. Daß bei dieser Weltumspannung dennoch das Wirkungsfeld einzelner Verschwörungstheoretiker eingeschränkt wird, zeigt nur, daß der Prozeß kontrolliert wird und die Meinungsschubladen möglichst klein gehalten werden, denn wenn man mit Menschen aus einem anderen Land spricht, werden sie immer Gesichtspunkte ins Spiel bringen, welche man bisher nicht kannte, und dadurch den Bereich des Öffentlichen zu Lasten jenes des Geheimen mit unabsehbaren Folgen ausweiten.
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