Bereitschaftsbeitrag

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28. Dezember 2016

Von den beurteilenden Gefühlen

In Lust und Anschauung manifestiert sich die Ausgesetztheit des Lebens, in Achtung und Verstand seine Regelhaftigkeit und in Sorge und Vernunft seine Erfahrenheit. Also beziehen wir uns auf Widerstände, Lagen und Fährnisse und beurteilen sie nach dem Willen des jeweiligen Seelenteils,
  • die Widerstände danach, ob wir erwarten sie zu brechen,
  • die Lagen danach, wie nah sie unseren Zielen liegen, und
  • die Fährnisse danach, wie zufrieden wir mit ihnen sind.
Letzteres habe ich in den Beiträgen Anhänglichkeit zu Ur- und Abbildern, Ermessungen des Erfolgs und Die richtende Vierteilung des Denkens beschrieben. Sich von der Berücksichtigung dieser Urteile, wie geglückt, wert, lieblich oder angemessen etwas ist, leiten zu lassen, stellt den philosophischen Lebensweg dar, wie er im Beitrag Die Weltenlieferanten der drei Seelenteile beschrieben wurde, Unzufriedenheit stellt die Aufgabe, das Zufriedenstellende zu gewahren.

Offensichtlich wird der konkrete Lauf der Sorge also durch die Fährnisse eines Lebens bestimmt, ebenso wie der konkrete Lauf der Lust durch Widerstände und der konkrete Lauf der Achtung durch die Lage bestimmt wird, von welcher die Zielstrebigkeit ausgehen muß, um dem Ehrgeiz zu genügen.

Gewahrung und Ehrgeiz sind indes Begriffe, welche ich nicht weiter systematisch verwenden möchte, neben der Erwartung als Beurteilung der Widerstände mögen fürderhin Zielstrebigkeit und Zufriedenheit stehen, und während zur Erwartung nichts weiter zu sagen ist, muß die Zielstrebigkeit doch genauer betrachtet werden.

Bei der Beurteilung der eigenen Lage gibt es zwei im menschlichen Geist verankerte Gesichtspunkte:
  1. ob eine Lage die Fortsetzung der Verfolgung der eigenen Ziele erlaubt,
  2. ob sich von einer Lage ein Ziel in einer Folge von weiteren Schritten absehbar erreichen läßt.
Im ersteren Fall nimmt die Zielstrebigkeit die Form von Ver- oder Mißtrauen an, im letzteren die Form von Eifer oder Verdruß.

Und damit ist die Liste der beurteilenden Gefühle dem Umfang nach vollständig, jedes weitere beurteilende Gefühl* stellt eine Spezialisierung eines der folgenden dar.

Widerstandsbeurteilend:
  • Erwartung.
Lagebeurteilend:
  • Zielstrebigkeit.
    • Vertrauen,
    • Mißtrauen,
    • Eifer,
    • Verdruß.
Fährnisbeurteilend:
  • Zufriedenheit,
    • Glück,
    • Wertschätzung,
    • Liebe,
    • Stolz.
  • Unzufriedenheit.
    • Unglück,
    • Zuwiderheit,
    • Haß,
    • Schmach.
* etliche ihrer finden sich in der Tabelle der Sieben Feuer des Gerichts, wobei Stolz dort enger gefaßt ist, Genugtuung und Freude fallen ebenfalls unter Stolz im weiteren Sinne.

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