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21. Oktober 2017

Die Weltgeschichte gemäß dem I Ching

Ich habe einmal die zuletzt geklärten Hexagramme des I Chings in das Vajrayogini-Vajravarahi Mandala eingetragen. Zusätzlich dazu finden sich dort noch die Glaubenszykel der Hochkulturen, um welche es in diesem Beitrag geht.

gold: Geist (Dharma), weiß: Schicksal (Karma), grün: Auflagen, hellblau: Herrschaftsprinzip
Offensichtlich hat sich die europäische Zivilisation aus dem Stadium der Herrschaft der Achtung, vergleiche die Hexagramme
in das Stadium der Herrschaft der Unvernunft, siehe
weiterentwickelt. Wenn man nun die Hexagramme der Herrschaft der Achtung daraufhin ansieht, welches Umformungspotential sie besitzen, so stößt man zunächst auf das Hexagramm Der Vulkan, in welchem die Erneuerung der Kultur in einer Kolonie beschrieben wird. Indes liegt in diesem Hexagramm lediglich die Möglichkeit zur Umformung und nicht der Wille zur selben. Der Wille zur Umformung liegt im Hexagramm Die Zisterne. Und soweit es die europäische Zivilisation angeht, stimmt es auch, daß gesammeltes Wissen in einer Zisterne, welches sich einer Kolonie bemächtigt hat, die Herrschaft der Achtung durch die Herrschaft der Unvernunft ersetzt hat; anders würden die Freimaurer selbst ihren Siegeszug in Nordamerika wohl auch nicht darstellen.

Aber um bei der allgemeinen Situation zu bleiben: Die Zisterne wird laut Hexagramm 60 von Leuten gebildet, welche sich um die Erneuerung von Richtschnuren bemühen und von den Regeln der bestehenden Herrschaft frustriert werden. Anstatt nun aber ihre eigenen unausgereiften und unerprobten Vorstellungen in staatliche Form gießen zu können, haben sie lediglich das Potential, die bestehenden Vorstellungen hinreichend zu stören, um der gesamten Gesellschaft ein Interesse daran zu verschaffen, eine neue Richtschnur zu finden.

Das ist der Witz an der Sache:
Diejenigen, welche die Herrschaft eines Prinzips beenden wollen, werden sie dadurch beenden, daß das Volk ihr Problembewußtsein übernimmt. Sie sind in gewisser Weise schlicht Sensoren für die Probleme eines Prinzips.
Daraus folgt ein Gesetz für die Übergänge der Herrschaftsprinzipien, nämlich daß die Herrschaft jedes Trigramms, Sorge, Achtung, Lust, Unvernunft (Mangel an Sorge), Rücksichtslosigkeit (Mangel an Achtung) und Abgemessenheit (Mangel an Lust), von der Herrschaft desjenigen Trigramms abgelöst wird, welches sich gegen sie auflehnt.

Das einzige Trigramm, welches sich gegen die Herrschaft eines Mangels auflehnt, ist das Trigramm der Verschreibung zu dem, woran es mangelt. Mit anderen Worten können wir mit Sicherheit davon ausgehen, daß die Herrschaft
  • der Sorge stets auf die Herrschaft der Unvernunft,
  • der Achtung stets auf die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit und
  • der Lust stets auf die Herrschaft der Abgemessenheit
folgt. Wir können diese Paare von Herrschaftsperioden also als Erneuerungen eines der drei Seelenteile zusammenfassen.

Aber welche Seelenteile werden erneuert?

Ich behaupte:
Hochkulturen erneuern die beiden Seelenteile, welche sie ehren, und nur diese.
Falls es so ist, ist für jede Hochkultur ein Erneuerungszykel mit vier Phasen eindeutig vorgegeben, nämlich für
  • die indogermanische der Zykel: Achtung, Unvernunft, Sorge, Rücksichtslosigkeit,
  • die semitische der Zykel: Lust, Unvernunft, Sorge, Abgemessenheit und
  • die tibeto-japanische der Zykel: Lust, Rücksichtslosigkeit, Achtung, Abgemessenheit.
Dies sind die Zykel, welche in den entsprechenden Sektoren des Vajrayogini-Vajravarahi Mandalas ebenfalls eingetragen sind.

Mit anderen Worten muß es im Hexagramm der Herrschaft jedes anwesenden Prinzips, von welchen ich persönlich nur mit dem der Achtung Bekanntschaft habe, zwei Trigramme geben, welche aus ihm hinausführen, nämlich die der Fundamentlegung der beiden anderen Seelenteile.

Im Falle der Achtung sind das die beiden Hexagramm Die Zisterne und Das Geheul, die Zisterne führt in die Unvernunft und das Geheul in die Abgemessenheit, erstere in indogermanische Kulturen und letzteres in tibeto-japanischen.

Und stimmt das?

Die erste These konnten wir anhand der Freimaurer verifizieren. Aber es gibt einen weit stärkeren Beweis, wenn wir die Geschichte Irans betrachten, wo türkische Fremdherrscher regelmäßig in die Unvernunft abglitten und durch geistige Erneuerungsbewegungen ordensmäßigen Charakters abgelöst wurden. Und dort sehen wir auch, daß der Herrschaft der Sorge stets die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit in Form der Verpflichtung türkischer Hilfstruppen folgte.

Dieses Beispiel ist auch insofern interessant, als es zeigt, daß es nicht auf den Geist einer Religion ankommt (semitisch im Falle des Islams), sondern auf den Charakter eines Volkes, beziehungsweise im Falle Irans der Schnittmenge der Charaktere zweier Völker, denn obwohl sie keine indogermansiche Sprache sprechen, ist der Charakter der Türken ebenfalls indogermanisch, also von Sorge und Achtung dominiert.

Und was die zweite These angeht, so scheint sie jedenfalls ebenfalls zu stimmen, denn in Fernost besteht die Gefahr der Achtung nicht darin, zu dekadent zu werden, sondern darin, zu kultiviert zu werden und das Kämpfen zu verlernen, wie es die chinesische Geschichte jedenfalls nahelegt.

Der tiefere Grund dafür ist der, daß Gestimmten, oder auch Suchenden, Prinzipien wichtig sind und Zisternen also einen gewissen Nachdruck entwickeln, wohingegen Erregten, oder auch Ringenden, Genüsse wichtig sind und damit zusammenhängende kulturelle Einrichtungen also eine gewisse Eigendynamik gewinnen.

Daß dies in Europa nicht so ist, kann man beispielsweise daran ablesen, daß kein deutscher Arbeiter nach dem Ende des dritten Reiches die klassischen Konzerte zurückhaben wollte, welche die Nationalsozialisten der deutschen Arbeiterschaft kredenzten. Und man mache sich da nichts vor: Es ist keine Frage des Geschmacks, der deutsche Arbeiter frißt sogar buchstäblich, was auch immer die Kantine anbietet, von Film und Fernsehen ganz zu schweigen, wohingegen diese spezielle Selbstlosigkeit den Asiaten eher fremd ist.

Was die übrigen Übergänge angeht, so kann ich einstweilen nichts dazu sagen, weil ich die entsprechenden Hexagramme bisher noch nicht verstanden habe, und wahrscheinlich auch schlechte Chancen habe, sie jemals so gut wie die Hexagramme der Herrschaft der Achtung oder der Unvernunft zu verstehen, da ich die zugehörigen Herrschaften weder miterlebt habe, noch aus jüngerer Vergangenheit sozusagen immernoch im Hinterkopf hätte.

Indes, halten wir einfach mal die verbliebenen Behauptungen fest:
  • Der Sorge folgt bei Indogermanen Rücksichtslosigkeit, bei Semiten hingegen Abgemessenheit.
  • Der Lust folgt in Ostasien Rücksichtslosigkeit, bei Semiten hingegen Unvernunft.
Zu letzterem könnte man sagen, daß sich die Semiten verführen lassen, wo die Mongolen erzürnt dreinschlagen. Und zu ersterem, daß die Semiten glauben, den Frieden gefunden zu haben, wo die Indogermanen die Notwendigkeit zur Erfüllung eines Auftrags sehen.

Und um auch den zuvor beschriebenen Unterschied zwischen Indogermanen und Ostasiaten so zu beschreiben: Die Indogermanen ersticken am Mief, wo sich die Ostasiaten ein Gerüst aus Extrawürsten bauen.

Aber um wieder etwas ernster zu werden. Die vorigen Betrachtungen legen also den Schluß nahe, daß der gegenwärtigen Herrschaft der Unvernunft die Herrschaft der Sorge folgt, und sollte das I Ching im Laufe der Jahrhunderte geschrieben worden sein, so ist es immerhin möglich, daß in den Hexagrammen Berg über ... die Auflagen dieser Herrschaft stehen, wofern es sich wahrscheinlich lohnte, sie zu verstehen zu versuchen, eingedenk dessen, daß das I Ching die beiden Herrschaften, welche ich kenne, in großer Klarheit beschrieben hat.

Und was den behaupteten Zusammenhang zwischen den hier betrachteten Erneuerungszykeln und dem Glaubenszykel angeht: für den indogermanischen Glaubenszykel besteht er jedenfalls.

Die erste Phase des Glaubenszykels besteht in der ideologischen Fixierung, dies ist die Herrschaft der Sorge. Die zweite Phase besteht in der sozialen Fixierung. Dies ist zu Beginn die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit und dann der Achtung. Und die dritte Phase besteht in der persönlichen materiellen Fixierung, und dies ist die Herrschaft der Unvernunft.

Im Falle der Semiten müssen wir offensichtlich wieder mit der Sorge beginnen. Die soziale Fixierung ist dann aber nicht ein Gesellschaftsentwurf in der Weise Karls des Großen, sondern die Befriedung der Gesellschaft, und deren persönlich materielle Ausgestaltung resultiert nicht in allmählich zunehmender Unvernunft, sondern in Potentatentum, welches schließlich ebenfalls in Unvernunft versiegt.

Und wie man sieht: Die zweite Phase des indogermanischen Glaubenszykels ist lang, die dritte kurz, wohingegen bei den Semiten die zweite Phase kurz ist und die dritte lang.

Bleibt also noch die tibeto-japanische Hochkultur. Hier können wir offensichtlich nicht mit der Sorge beginnen. Was also herrscht während der Phase der ideologischen Fixierung?

Es ist die Rücksichtslosigkeit. Die ideologische Fixierung ist kein organischer Prozeß der tibeto-japanischen Kultur, sondern ein administrativ verordnetes Trauma. Es ist bemerkenswert, daß Trotzki und Lenin die Russen auf diese Weise zu Kommunisten machen wollten. Es legt nahe, daß ihr Verständnis der Russen mit dem Himmlers übereinstimmte.

Die soziale Fixierung erfolgt dann wie bei den Indogermanen unter der Herrschaft der Achtung, sowie in der sich anschließenden Herrschaft der Abgemessenheit. Und die persönlich materielle Ausgestaltung des Glaubens äußert sich schließlich wie bei den Semiten in Potentatentum.

Wie bei den Indogermanen ist die zweite Phase des tibeto-japanischen Glaubenszykels lang und die dritte kurz.

Wir sehen also, daß die Geschichte der Welt durchaus im Sande verlaufen mag.

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