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12. Juli 2019

Undankbarkeit als Folge des Kontrollbedürfnisses der körperlich Verstehenden unter der Herrschaft der Unvernunft

Der Mensch ist nur für das dankbar, was er nicht kontrolliert.

Menschen, welche einen höheren geistigen Horizont haben, sind für Menschen, welche einen niedrigeren geistigen Horizont haben, dankbar, weil sie sich lieber nicht mit den Geschäften der letzteren befassen würden, und umgekehrt sind Menschen, welche einen niedrigeren geistigen Horizont haben, für Menschen, welche einen höheren geistigen Horizont haben, dankbar, weil letztere ihnen oftmals vormals ungekannte Wege eröffnen.

Allerdings lassen sich neue Wege, insbesondere in unserem wissenschaftlichen Zeitalter, oftmals auch von Menschen des körperlichen geistigen Horizonts erlernen, so daß jene immer nur für die letzte Innovation dankbar sein müssen, wenn sie sich die erbrachten Innovationen immer nur zu eigen machen.

Dieses immer neue Zu eigen Machen hat zwei Voraussetzungen:
  1. daß die körperlich Verstehenden ihre Lage kontrollieren wollen,
  2. daß die Übrigen sie ihre Lage kontrollieren lassen.
Interessanterweise sind beide Bedingungen zu einer weiteren äquivalent, nämlich
  • daß die Menschen unter der Herrschaft der Unvernunft leben,
denn nur unter ihr wollen die Menschen des körperlichen geistigen Horizonts ihre Lage kontrollieren, und nur unter ihr werden sie gelassen.

Die beiden Hexagramme des I Chings, welche sich mit den körperlich Verstehenden unter der Herrschaft der Unvernunft befassen, sind 28. Der Schaum und 17. Die offenen Schleusen, wobei ersteres jenen gilt, welchen die Herrschaft der Unvernunft Probleme bereitet hat, und letzteres jenen, welche sie, jedenfalls anfänglich, als günstig wahrnehmen. Erstere wollen ihre Lage kontrollieren, letztere nicht. Und also beschreibt das erstere Hexagramm den Weg jener, welche ihre Lage zu kontrollieren trachten. Er endet damit, daß sie im Alter nur noch den Regeln der Machtmehrung folgen, weil sie davon überzeugt sind, daß alle früher oder später zum Saufen an die Tränke kommen, und sich also nicht um ihre Beziehungen zu den unter ihnen Stehenden kümmern, und schließlich verbohrt und verhärtet in den Aufgaben ihrer Zeit untergehen. Was sie in ihrer Jugend an Eigenem besaßen, ist im Alter wie Schaum verweht. Was bleibt, ist das Regelwerk der Macht, welchem sie sich unterwarfen, der Mantel der zahlungskräftigen Kundschaft, welche sich in reichen Städten konzentriert.

Daher also die Undankbarkeit und das Berechnende so vieler Städter. Daher der Mangel an Interesse an den Mitmenschen und der Alleingültigkeitsanspruch des verfolgten Weges. Und so mächtig das alles steht, für den Einzelnen ist es am Ende Schaum.

Alles ist nach seiner Art, und am meisten von dem, was man wahrnimmt, kann man sich erfreuen. So ist die Welt gemacht. Indem ein jedes so ist, wie es ist, hat es seinen Nutzen für den Rest der Schöpfung, und das meiste von dem, was wir wahrnehmen, für uns. Wenn wir unserer Lage nicht trauen, suchen wir Abhilfe, und wer körperlich versteht, versucht zu erzwingen, wird undankbar und verlacht alle Art außer der eignen.

Aber daß du nicht weißt, was dir frommt, des faßt ich nun dein Glück zum Pfand.

Ich weiß aber, daß nicht die ganze Welt sich gegen sich selbst erbosen kann.

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