Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

15. Juni 2011

Von der Ersatzlosigkeit direkter Verantwortungsübernahme

Das höchste Gut einer Gemeinschaft ist ihre Gestaltungsfähigkeit.

Dieselbe wird stets dadurch bedroht, daß partikulare Ansprüche gegen sie geltend gemacht werden, wobei es weniger ein Problem ist, daß jemand seinen Privatbesitz nicht gesellschaftlichen Zwecken opfern möchte, beispielsweise seinen Acker auch gegen Entschädigung nicht dem Straßenbau zur Verfügung zu stellen bereit ist, dafür aber um so mehr, wenn erworbene Rechte, Lizenzen etwa, oder auch nur die erfolgreiche Anpassung an bestehende Verhältnisse gefährdet erscheinen.

Dieses nun tritt aber immer auf, wenn solche Rechte gewährt werden, oftmals durch bloße Anstellung oder Aufnahme in ein öffentliches Amt, oder auch nur implizit beschlossen wird, sich gebildet habende ökonomische oder politische Verhältnisse bestehen zu lassen.

Aus diesem Grund ist es abzulehnen, daß gesellschaftliche Aufgaben aus der Hand der Menschen selbst genommen werden. In jedem Falle, in welchem dies geschieht, muß es langfristig dazu führen, daß die Ausgestaltung dieser Aufgabe erstarrt. Aber niemand hat das Recht, die Gestalt der Erfüllung gesellschaftlicher Aufgaben festzulegen, außer der Gesellschaft selbst und die Gesellschaft selbst kann es nur, wenn sie nicht durch partikulare Interessen gelähmt wird.

Die Führung eines Staates mag eine Weile im Sinne seiner Bürger handeln, aber selbst wenn die Führung kommunistisch ist und darauf erpicht, die Gestaltungsfähigkeit des Volkes auszubauen, kann sie doch nicht ihre eigene Leiblichkeit aufheben, also die Beschränkungen des Volkes, welche sich aus der von der Partei übernommenen Verantwortung ergibt. Eine solche Regierung sägt zwar nicht den Ast ab, auf welchem sie sitzt, aber sie versucht einen Ast aufzuheben, auf welchem sie steht.

Wenn hingegen Menschen ihre politischen Geschicke direkt bestimmen, kommt es zu einer viel reineren Befolgung des öffentlichen Interesses, als man denken könnte. Es ist der Bürgermeister von Kleinkleckersdorf, welcher verlangt, daß der überregionale Zug auch bei ihm halten möge, die Menschen, welche das Bahnnetz später nutzen wollen, stimmen sicherlich nicht dafür, wobei die Vernunft sogar ganz ungetrübt regierte, wenn niemand Angst um seine wirtschaftliche Existenz hätte und von Natur dem Allgemeinwohl zugeneigt wäre. Es ginge aber auch gegen einigen Widerstand noch gut genug, so lange die gesamtgesellschaftliche Lage diesbezüglich nicht gar zu schlecht wäre.

Wie ich schon sagte, jeder Stand, welcher sich innerhalb einer Gesellschaft zusätzlich bildet, hat partikulare Interessen, welche die Möglichkeiten Gleichgesinnter, ihre eigenen Verhältnisse selbst zu bestimmen, beschneidet. Heute in dem Ausmaß, daß noch nicht einmal mehr ihre Selbstorganisation gelingt. Deshalb wird in der westlichen Zivilisation nichts Interessantes mehr geschehen.

Übrigens, auch wenn es intellektuell nicht wirklich weiterhilft, nur so als Stimmungsfingerzeig, es kann doch keinen größeren Unterschied geben als den zwischen einer Gesellschaft, in welcher die Menschen um Privilegien buhlen oder sich zum Zwecke gemeinsamer Erlangung von Privilegien verschwören und einer Gesellschaft, in welcher jeder versucht, dem anderen von Nutzen zu sein und sich zugleich über jeden Mitmenschen als einen potentiellen Helfer freut.

Es hilft deswegen nicht weiter, weil eine geliebte Stimmung zwar Kraft gibt, aber keine individuelle Kraft groß genug ist, um sich den sich systembedingt anhäufenden Hindernissen in den Weg zu stellen.

Jeder Mensch, welcher es gut meint, sollte wissen, daß sein Erfolg letztlich davon abhängt, daß die Regeln des Spiels, welchem er beitritt, für ihn gemacht sind.

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