Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

25. Mai 2011

Christentum heute

Wenn man etwas kann, so gibt man diese Fähigkeit auch gerne weiter.

Umgekehrt gehört indes einiges dazu, um sich für den Erwerb einer Fähigkeit zu interessieren. Freilich, es gibt solche, welche alles lernen wollen, aber danach ist dann auch das, was sie lernen. Dann gibt es solche, welche sich davon leiten lassen, was sie beeindruckt. Wieder andere sind praktisch veranlagt und lernen, was sie gebrauchen können. Und schließlich gibt es noch solche, welche lernen, von wem sie meinen, daß es ihnen zur eigenen geistigen Reife fehlt. (Letztere sind, obgleich von Geburt an höchst rational, für ihre Eltern eher schwierig, da sie, wenn sie erst einmal wissen, wo die Milch herkommt, die Meinung vertreten, daß damit nun erstmal alles wesentliche geklärt sei. Ihre Bereitschaft zu lernen ist im allgemeinen stark von der Gegenwart verständigerer Kinder abhängig. Allerdings erreichen sie irgendwann ein objektiveres Bewußtsein ihrer eigenen Reife und sind dann weit unabhängiger in ihren Studien als andere.)

Wenn man lebt, um anderen durch die eigenen Taten einmal geholfen zu haben, also seinen eigenen Beitrag zu einer als schöner empfundenen Welt leistet, so begegnen einem verschiedene Schwierigkeiten, nicht wenige von ihnen den Umgang mit Menschen anderer Art betreffend.

Zunächst einmal scheint man sich gegen jene wehren zu müssen, und das stimmt auch, sofern es sich um direkte Angriffe handelt, welche einen aus den verschiedensten ungerechtfertigten Gründen treffen können. Allerdings, was auch immer einem an Vorurteilen und Mißverständnissen begegnet, irgendwann wird es durch Kenntnis ersetzt, und wenn das geschehen ist, so hat man sich nur noch sehr kranker Menschen zu erwehren, welche es freilich auch gibt, aber nicht in genügend großer Zahl, um ihretwegen Strategien zu formulieren. (Es ist allerdings auch richtig, daß Kulturen in ihrem Endstadium ihre Mitglieder zwangsläufig krank machen, die Frage ist nur wie krank. Ab einem bestimmten Grad allgemeiner Krankheit ist die Auferstehung aus der Asche der einzige Weg, nur bedeutet das auch nicht, daß man selber Feuer legen sollte, Brandstifter gibt es unter solchen Umständen schon genug, man selbst macht sich besser aus dem Staub. Einzig wenn es trotz all dieser Mißstände noch zu äußeren Aggressionen reichte, müßte man sich doch mit Strategie beschäftigen, vorausgesetzt, man hätte ein Ganzes zu verteidigen. Ganze lassen sich indes auch immer wieder neu bilden, freilich, wenn Flucht aus zu weit fortgeschrittener allgemeiner Krankheit unmöglich geworden wäre, nurmehr nach Katastrophen. Letztere allerdings blieben dann nicht aus, das ist gewiß, und sie wären auch verheerend genug, was immer das unter den gegebenen Umständen auch konkret hieße.)

Für gewöhnlich wird man also doch nach einiger Zeit unter seinen Mitmenschen wenigstens so friedlich leben können, wie unter der sonstigen Natur. Aber damit hören die Schwierigkeiten mit ihnen ja noch nicht auf, denn es liegt ja im eigenen Interesse, möglichst viele von ihnen für den eigenen Weg zu gewinnen und ihnen, wie eingangs beschrieben, Möglichkeiten zu eröffnen. Wie am Beispiel der Fähigkeiten illustriert, ist eine solche Eröffnung mit mehr oder weniger Arbeit verbunden, je nachdem, wen man zu erreichen sucht. Wer beeindruckt werden will, den muß man erst einmal beeindrucken und wer einen praktischen Nutzen haben will, dem muß man erst einmal einen praktischen Nutzen geben. Nur wer meint, daß etwas zu seiner Vollständigkeit gehöre, kommt ohne weitere Lockmittel zur Tränke. Es stellt sich also ganz allgemein die Frage, wie sehr man sich anstrengen soll, um anderen Möglichkeiten zu geben.

Ich denke, man sollte sich nicht anstrengen. Warum sich beeilen? Wenn eine Möglichkeit, welche man dem gibt, wer zu ihr kommt, unter geeigneten Umständen auch für andere von Interesse ist, so mögen diese Umstände doch besser natürlich entstehen, als zum Zwecke der bloßen Verbreitung dieser Möglichkeit künstlich herbeigeführt zu werden.

Während es also im eigenen Interesse ist, möglichst viele für einen altruistischen Weg zu gewinnen, ist es bei rechter Erwägung der Sache nicht im eigenen Interesse, möglichst viele für den eigenen altruistischen Weg zu gewinnen, sondern weit besser, darauf zu vertrauen, daß Gott schon das rechte Maß an Nachfolgern ausschüttet.

Dann gibt es auch noch Schwierigkeiten anderer Art, Schwierigkeiten nicht mit anderen, sondern mit sich selbst. Wie kann man einen solchen Weg gehen, wenn man mit jedem Schritt fürchten muß, sich selbst unnötig in Gefahr zu begeben? Und das wird man fürchten, wenn man nicht sowohl sein Ziel kennt als auch die Natur der eigenen Existenz in der Welt. Letztere habe ich hier in der Bereitschaftsfront ja ausführlich beschrieben, ersteres muß ein konkret vorstellbarer Zustand sein, einschließlich der Innenwelten der betroffenen Menschen, was nicht heißt, daß jedes Detail beschrieben sein muß, aber doch alles, was für die Existenz dieses Zustandes in der vorgefundenen Realität wesentlich ist, denn erst wenn dieser Zustand sich selber trägt, kann er überhaupt ein Ziel sein.

Je mehr man ändern möchte, desto schwieriger wird die Konzeption des Zieles. Und je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es, bloßen Verheißungen zu folgen, ohne das Verhießene einzusehen. Mein Ziel, daneben, daß wir uns bemühen, uns Möglichkeiten zu eröffnen, was eine diesseitige und zurückhaltende Interpretation des Christentums ist, ist, daß genügend viele Menschen ihren Platz in der Welt erkennen, damit Leben bloße Schemen ersetze. Niemand muß mich dafür lesen, die Veröffentlichung meiner Haltung ist dennoch wesentlich, da eine Haltung konsistent sein muß.

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