Bereitschaftsbeitrag

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19. Mai 2011

Müssen und Können, Segen und Fluch.

Ist es wünschenswert, etwas Annehmbares zu tun, weil man es kann?

Ist es das in einer Welt unendlicher Wahlmöglichkeiten?

Man trägt keine Verantwortung für das, was man muß, aber für jede freie Wahl trägt man eine.

Sich ohnmächtig zu fühlen hat auch seinen Charme, da man eh nichts erreichen kann, tut man nur, was man muß, wobei ja noch hinzu kommt, daß wir nicht leben, um bedient zu werden, sondern um zu wirken, und nur der ist wirklich mit seinem Wirken im Reinen, wer spürt, daß er es muß.

Freilich, man lernt natürlich zu müssen. Man lernt es, wenn man zum ersten Mal eine Möglichkeit sieht. Irgendeine Möglichkeit, es sind ganz verschiedene, gemein ist ihnen nur das Ungewisse, denn was man kann, daß muß man nicht mehr müssen.

Müssen ist ganz anders als Sollen. Sollen verletzt einen oder es schmeichelt einem. Müssen richtet einen auf oder zu Grunde. Aber wie gesagt, es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten an denen wir uns müssend versuchen. Es ist leicht möglich, in einem Bereich zu resignieren und sich dafür an andere zu halten, indes versiegelt die Resignation diesen Bereich für immer.

Größe und Starre gehen Hand in Hand, ein Junge wird dadurch zum Mann. Und doch, wer mehr muß als er kann, der kann sein Müssen auch zu dessem Ursprung zurück tragen, er kann sich für es opfern. Tun wird er das aber nur, wenn es ihm das Teuerste ist, und nur dabei kann er auf Gottes Hilfe hoffen, die Geschichte Abrahams, nur weniger profan.

Was diese Schwere nicht besitzt, das muß man darum nicht gleich töten, doch mehr als ein geistiges Wesen wird es einem nicht werden, wenn nicht durch anderer Bemühungen. Es ist aber durchaus sinnvoll Geister mit sich zu führen, denn auch sie wachsen und man in gewisser Weise mit ihnen, bis man sie vielleicht eines Tages gesättigt entläßt.

Post Scriptum vom 22.5.2011. Üblicherweise, wenn man zu müssen lernt, sieht man nicht nur eine Möglichkeit zum ersten Mal, sondern auch eine Reihe von Unmöglichkeiten.

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