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30. Mai 2011

Charakteristische Ärgernisse der Jugend und des Alters

Nachdem ich gestern über den Aspekt des Alt-Geboren-Werdens gestolpert bin, möchte ich dieses Thema gerne noch etwas weiter im allgemeinen betrachten.

Wie gesagt, ich glaube, daß es unterschiedliche Grade solchen ursprünglichen Altseins gibt oder anders ausgedrückt, daß einem in verschiedenem Ausmaß bereits bei der Geburt Sachverhalte klar sind. Entsprechend ärgert man sich über die Trantüte, welcher etwas nicht klar ist, was einem selbst offensichtlich ist oder über die oberflächliche Borniertheit dessen, welcher zu verstehen glaubt, was einem selbst tief und unerforscht erscheint.

Ich sage das bewußt so, zu oft nur hat derjenige Recht, welcher sich ärgert. Es liegt am Wesen der Natur, daß kein allgemeines Urteil über den Wert solcher angeborenen Überzeugungen möglich ist, allerdings, wie bereits gesehen, ist eine zu weit reichende Überzeugtheit von den Dingen des Lebens eine Sackgasse, ein Zustand, in dem man die verändernden Kräfte der Welt nur noch fürchtet. Andererseits ist zu große geistige Offenheit praktisch kaum von Idiotie zu unterscheiden, was auch der Grund dafür ist, warum geistig Behinderten oftmals eine Tiefe zugeschrieben wird, welche sie ganz und gar nicht besitzen und wenn schon ihnen, dann natürlich gewöhnlichen dummen Menschen erst recht. Aber natürlich werden andererseits auch tiefe Geister aus solchen Gründen verkannt, die Angelegenheit ist ein zweischneidiges Schwert.

Daß es sich indes bei diesen Dingen um etwas Erbliches handeln könnte, hatte ich schon vor längerer Zeit geschrieben, als ich nämlich über die allgemeine Lebenssituation schrieb, von den Aufgaben, welche vor einem liegen, und den Dingen, welche man entweder bereits entschieden hat oder aber als unwesentlich fallen gelassen, ein Prozeß, welcher, wie ich schrieb, darin gipfeln könne, daß man in die Welt geboren wird, ohne an ihr auch nur das Geringste verändern zu wollen, was auf den Weg der zufriedenen Resignation führte. Nun, das amerikanische Beispiel ging in eine andere Richtung. Offenbar kann das Endstadium auch darin bestehen, sich hart gegen sich selbst an der Welt festzuklammern. (Natürlich gewöhnt man sich an die Härte und subjektiv mag das eigene Leben so paradiesisch erscheinen, was aber erstens wohl eher selten zutrifft und mich zweitens auch nicht weiter interessiert, weil ich nicht der Meinung bin, daß der Sinn des Lebens der Genuß ist. Freilich, in Thailand beispielsweise wird das wohl konsequent anders gesehen, wobei dort andererseits aber auch der Weg zur zufriedenen Resignation offen steht, man könnte sagen, eine Gesellschaft am Ende aller Zeiten.)

Ich allerdings bin durchaus ein Freund steter Verjüngung, bei allen vorherigen Leistungen, doch auch immer wieder das Neue zu finden und anzugehen. Daß man dabei auf dem falschen Wege ist, wird man daran erkennen können, daß mit der Zeit nicht immer mehr, sondern immer nur das Gleiche oder sogar immer weniger klar ist, ohne daß sich dabei das eigene Verständnis vertieft hätte. Nun, das sind nunmal die Schwierigkeiten, welche es im Leben zu meistern gilt.

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