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12. März 2012

Die Färse

Ich werde mich einmal der längsten Sure des Korans annehmen, so wie ich mich im allgemeinen der Sachen annehme, das festhaltend, was mir bei ihrer Betrachtung auffiel.

Die Überschrift der Sure bezieht sich auf die Verse 67 bis 74. Die Färse ist offenbar ein Sinnbild der Gläubigen, Gott geweiht, um die ansonsten zu Unrecht Erschlagenen vor dem Tode zu bewahren. Zugleich schimmert an dieser Stelle durch, daß sie das Vorbild des Goldenen Kalbes ist, ohne daß dies explizit gesagt würde. Die Färse selbst ist nicht heilig, sondern nur Werkzeug. Sie erweckt den Erschlagenen nicht aus ihrer Kraft wieder zum Leben.

Diese Aufgabe der Gläubigen wird noch an zwei weiteren Stellen bekräftigt.
Vers 251. Also verjagten sie sie mit Gottes Erlaubnis und David erschlug Goliath, und Gott gab ihm Königreich und Weisheit und lehrte ihm von dem, was Er will. Und wenn Gott nicht einige Männer durch andere abgewehrt hätte, wäre die Erde korrumpiert worden. Aber Gott ist den Geschöpfen ein Herr der Güte.
Vers 216. Euch ist Kriegsführung auferlegt, obwohl ihr sie haßt, aber es mag sich begeben, daß ihr etwas haßt, was gut für euch ist, und ihr etwas liebt, was schlecht für euch ist. Gott weiß, ihr wißt nicht.
Das deckt sich soweit mit dem, was ich bereits zuvor sagte, daß es dem Islam um die Militarisierung der Suchenden geht, damit sie den Materialisten Einhalt gebieten, eine Notwendigkeit, welche sich aus der Zusammensetzung der arabischen Bevölkerung ergibt.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Weichheit, um nicht zu sagen Phlegmatik, welche von den Gläubigen sowohl angenommen wird, als auch ihnen angeraten. Die Färse hat als solche noch nicht gekalbt und gearbeitet hat sie auch nicht. Während der Fastenzeit nicht mit seiner Frau zu schlafen ist offenbar zu viel verlangt, aber wenigstens während dieser Zeit sollte man es nicht tagsüber tun. Zweimal heißt es eindringlich, daß es schlimmer sei, aus seiner Heimat vertrieben worden zu sein als tot. Was auch immer es für religiöse Regeln gibt, stets werden demjenigen, welcher einen guten Grund hat sie zu brechen, Ausnahmen gestattet, einschließlich der Änderung eines Testamentes, wenn dadurch Streit vermieden wird. Reichtum erwirbt man ganz offensichtlich ja nur durch Handel, also nicht durch eigene Leistung, und deshalb darf der Gläubige sich auch um ihn bemühen, dabei aber nicht vergessen, daß es sich nur um eine oberflächliche Annehmlichkeit handelt, welche leichten Herzens an jene weiter geleitet werden sollte, welche sie so gar nicht kennen und genießen können.

Das alles ist deswegen interessant, weil es einerseits meine These stützt, daß der Koran eben annimmt, es mit Phlegmatikern zu tun zu haben, welchen man Beine machen muß, damit sie für Recht und Ordnung sorgen und andererseits, weil seinem Autor, ob dies nun Gott oder jemand anders ist, offenbar klar ist, daß das islamische Herrschaftssystem kein Vergnügen wäre, wenn seine Eliten nicht auf geistigem Opium wären.

Kommen wir nun zu den eigentlich religiösen Aussagen. Wie schon im vorigen angedeutet vertritt der Koran keine übermäßig formale Auffassung religiöser Pflichten. Kern des Glaubens ist die Berücksichtigung des göttlichen Gerichts am jüngsten Tag. Und es ist hinreichend klar, daß Gott an diesem Tag all die Dinge beurteilen wird, welche einem auf dem eigenen Herzen liegen. Indes, es gibt eine Grenze dieses Prinzips, die Menschen danach zu beurteilen, ob sie ihrem Herzen treu waren oder nicht.
Verse 204 - 206. Und unter den Menschentypen gibt es einen, dessen Betrachtungen zum Leben dieser Welt Dir (Mohammed) gefallen, und er ruft Gott zum Zeugen dessen, was er im Herzen hat, und doch ist er der gefestigste Widersacher. Und wenn er sich abwendet, versucht er dem Land zu schaden und Früchte und Vieh zu zerstören, und Gott liebt den Schaden nicht. Und wenn ihm gesagt wird: Bedenke deine Pflicht Gott gegenüber, bringt Stolz ihn dazu sich zu versündigen. Die Hölle wird seine Rechnung begleichen, eine üble Bleibe.
Mit den Früchten und dem Vieh sind Werke und Menschen gemeint. Die Grenze verläuft also dort, wo die eigene Wahrheit zum Schaden für andere wird.

Diese Vorstellung des Jüngsten Gerichts unterscheidet sich in ihren Auswirkungen nicht vom Glauben an die Pflichten der Seele gegenüber, welche die Wiedergeburt mit sich bringt. Die Frage ist nur, welcher der sicherere Weg zum Glauben ist, denn was nützen die Auswirkungen eines Glaubens schon, wenn einen der Zweifel beherrscht?

Es gibt keinen Grund, warum man annehmen sollte, daß es einen jüngsten Tag gibt, aber es gibt durchaus Gründe anzunehmen, daß unser Wille nicht aus dem Nichts kommt und nicht in das Nichts übergeht. Deshalb scheint es mir, daß Affirmation alleine uns am Ende weniger hilft als eine Erwägung der Welt, wie sie sich uns darstellt.

Letzteres gehört übrigens zu den Merkmalen eines Gläubigen gemäß dem Koran.
Vers 26. Siehe! Gott ist sich nicht zu schade, selbst die Gestalt einer Mücke zu prägen. Die Gläubigen wissen, daß sie Wahrheit ihres Herren ist, aber die Ungläubigen sagen: Was beabsichtigt Gott mit dieser Gestalt? Viele führt Er so in die Irre, und viele leitet Er so, und nur Schurken führt Er so in die Irre.
Und ein Musterbeispiel der Affirmation ist im Vers zuvor gegeben.
Vers 25. Und bringe jenen Glücksbotschaften, welche glauben und gute Werke tun, daß sie Gärten haben, unter denen Flüsse fließen. So oft sie mit Nahrung und Früchten aus ihnen bewirtet werden sagen sie: Dies ist uns vor aller Zeit gegeben worden. Und es ist ihnen in Ähnlichkeit gegeben worden. Dort gibt es reine Gefährten für sie, dort bleiben sie für immer.
Es ist eine Frage des Eintauchens, wie auch beim Katholizismus. Halte dich daran, es wird schon gut für dich sein. Und das wäre es auch. Das, was man bereits hat, als Vorgeschmack dessen zu begreifen, was erst noch kommt, ist selbstverständlich eine Haltung, aus welcher sich wiederum die Stellung der Offenheit ergibt. Es ist nicht falsch, daß wir etwas brauchen, was uns Zuversicht gibt, uns fest im Glauben macht, und dieses muß nicht ausschließlich in gründlicher Erwägung unserer Existenz bestehen, sondern kann durchaus auch ästhetische Elemente umfassen. Aber es ist fraglich, wie weit ästhetische Elemente alleine wohl tragen.

Übrigens ist in den Versen 204 bis 206 recht unverhohlen ausgedrückt, daß Mohammed die Welt wie ein Misanthrop betrachtet, ohne einer zu sein. Es paßt natürlich zu allem anderen.

Nun, damit habe ich diese Sure rezensiert und dabei meine bisherigen Einschätzungen des Islams weitgehend bestätigt gefunden. Einzig der Aspekt der weitgehend freien Herzensprüfung hat mich leicht positiv überrascht, wobei die Früchte dessen allerdings durch die allgemein phlegmatische Kultur des Islams begrenzt werden.

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