Bereitschaftsbeitrag

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11. Mai 2012

Lügen und Macht

Es liegt in der menschlichen Natur, Macht nur unter Bedingungen abzutreten, also für sich selbst eine Gegenleistung für die eigene Unterordnung auszuhandeln.

Und das führt dazu, daß Menschen, welche über größere Macht verfügen, sich üblicherweise in der Lage befinden, mehr tun zu können als sie tun dürfen, da die Bedingungen für die volle Ausschöpfung ihrer Macht nicht gegeben sind.

Und das wiederum veranlaßt sie dazu zu lügen, um den Anschein zu erwecken, daß die Bedingungen, unter welchen sie ihre volle Macht ausschöpfen können, entgegen den tatsächlichen Verhältnissen gegeben sind.

Dieses gilt ganz allgemein für alle Menschen, aber insbesondere für Regierungen.

Jene werden immer mehr als ihre Subjekte lügen, doch auch unter ihnen gilt, daß eine Regierung um so mehr lügen wird, desto mächtiger sie ist. Und umgekehrt werden ihre Subjekte um so mehr lügen, desto ohnmächtiger sie ist.

Ab einer gewissen Schwelle der Ohnmacht der eigenen Regierung erwächst den Subjekten der systemische Zwang, Lügen zu entwickeln, unter sich zu verbreiten und als Wahrheit anzunehmen, um die Bedingungen dafür zu schaffen, daß ihre Regierung überhaupt noch handlungsfähig bleibt.

Dieses tritt bei eigentlich dysfunktionalen Regierungen ein, also solchen Regierungen, welchen erstens der Rückhalt in der Bevölkerung fehlt und welche zweitens intern unfähig sind, auf rationaler Grundlage Entscheidungen zu treffen, Regierungen also, welche sowohl gestutzt, als auch zerstritten sind.

Weder in einer direkten Demokratie, noch in einer Tyrannei kann das passieren, was aber nicht heißt, daß es überhaupt nicht passieren kann, wie die Gegenwart beweist.

Mit anderen Worten geht die schlimmste Verlogenheit weder mit der schlimmsten, noch mit der besten Regierung einher, sondern mit einer spezifischen Entartung derselben, welche für gewöhnlich die Vorstufe des Wechsels der Regierungsform ist.

Die Macht greift zur Lüge und die Lüge greift nach der Macht, die Lüge bewegt und transformiert die Macht.

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