Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

24. Juli 2012

Einige strategische Bemerkungen zur politischen Aufteilung Europas

Ursprünglich wollte ich die Grenzziehung, welche ich im Beitrag Eine mögliche Erschließung der rezivilisierbaren Welt vorgenommen hatte, nicht weiter strategisch begründen, da mir die entsprechenden Erwägungen vergleichsweise unwichtig erschienen. Und so erscheinen sie mir auch heute noch. Nur erscheint mir die Angelegenheit, wie es jetzt steht, unabgeschlossen, und deshalb äußere ich mich dazu nun an dieser Stelle.

Ich ging in jenem Beitrag von der Frage aus, wer noch hungrig ist, sozusagen, wer noch Visionen von einer Zukunft hat, welche sich noch nicht erfüllt haben. Wenn man sich ausschließlich an diesen Aspekt hält, mag dabei die bezeichnete Grenze herauskommen, aber nur diesem Aspekt folgend bin ich nicht zu ihr gekommen.

Einerseits spielten Fragen der territorialen Integrität eine Rolle, andererseits die Frage, wie ein Übergang zwischen zwei Extremen strategisch wohl am geschicktesten zu unterteilen ist.

Konkret ging es um die Frage, ob man eine Drei- oder eine Zweiteilung wählen sollte. Lassen wir den Balkan einmal außenvor, dann haben wir das romanisch geprägte Westeuropa, das germanisch geprägte Mitteleuropa und das slawisch geprägte Osteuropa. Alle germanischen Völker weisen eine relativ ähnliche Volkszusammensetzung auf und eine ähnliche Kultur sowieso. Sie ließen sich also ohne weiteres in einem Block vereinigen, und dieser Block wäre bevölkerungsmäßig auch alles andere als schwach mit etwa 150 Millionen Menschen.

Was spricht also dagegen?

Dagegen spricht
  1. daß dieser Block flächenmäßig viel kleiner ist als die anderen beiden Blöcke einschließlich ihrer Einflußsphäre
  2. die Mittellage dieses Blockes.
Das Vereinigte Königreich zähle ich dabei zu Westeuropa, und das muß man auch. Der westeuropäische Block besitzt somit wiederum eine innere Machtbalance zwischen romanischem und angelsächsischem Bereich, welche sich jenseits des Atlantiks fortsetzt.

Teilt man den germanischen Bereich entsprechend seiner Volkszusammensetzungstendenz, ergibt sich in etwa die bezeichnete Grenze, und für den Fall, daß man sich für die Zweiteilung Europas (ausschließlich des Balkans) entscheidet, ist es meines Erachtens strategisch günstiger, den mittleren Block zu teilen als ihn einer Seite ganz zuzuschlagen, und zwar weil
  1. nicht unerhebliche Widerstände daraus entstehen, daß ein Volk gegen seine Tendenz regiert wird
  2. bei einem Zuschlag zum östlichen Block der westliche territorial zu sehr unter Druck gesetzt wird und bei einem Zuschlag zum westlichen Block Rußland kein internes Gegengewicht besitzt
  3.  es befriedend wirkt, wenn Menschen auf beiden Seiten einer Grenze Sympathien für einander hegen.
In der Vergangenheit hatte Rußland mit Deutschland ein Gegengewicht in Osteuropa. Dieses ist ein durchaus wichtiger Punkt, für welchen sich Westeuropäer, und insbesondere die Vereinten Nationen, welche Österreich zu Westeuropa zählen und Tschechien zu Osteuropa, freilich nicht interessieren. Aber Wien und Riga waren wichtige ausgleichende Pole. Dieser ganze Raum benötigt zu seiner Belebung ebenso wie Westeuropa eine innere Machtbalance.

Dieser Punkt hat natürlich Vorrang vor einer lokalen Verletzung der Bevölkerungstendenz. Indes, bei der im erwähnten Beitrag von mir gewählten Grenzziehung umfaßt der osteuropäische Block an die 80 Millionen Nichtslawen, und dies scheint mir genug, um sich zu behaupten.

Nun, das sind meine Gedanken zu dem Thema.

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