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21. Oktober 2012

Zum Caesarismus bei Spengler

Bevor ich auf den Caesarismus bei ihm eingehe, möchte ich mich kurz mit Spenglers Bild von der Philosophie beschäftigen.

Nach ihm ist es die Aufgabe der Philosophie, die Menschen einer Zeit zu begeistern. Nun, wenn man es so ansieht, dann gibt es freilich keine überzeitliche Philosophie. Daß er dabei vieles verkennt, wie beispielsweise Platons Einfluß auf den Islam oder Augustinus' Einfluß auf das Mittelalter, das will ich hier gar nicht weiter behandeln. Auch nicht den Rang von Jesus Christus in einer solchen Betrachtungsweise. Aber Spenglers Inbrunst, mit welcher er die Mode vergöttert, nun, auf sie möchte ich noch einmal als Ausdruck des zweiten geistigen Horizonts, den des Gemüts, hingewiesen haben - und darauf, daß er explizit Stolz darauf ist, den Postmodernismus als europäische Variante des Skeptizismusses angeschoben zu haben.

Nur, es will mir scheinen, daß keinem Menschen mit einer Anleitung zum zeitgemäßen Sterben gedient ist.

Und dann gibt es da noch etwas, etwas von der allergrößten Wichtigkeit, nämlich daß der Caesarismus, so wie Spengler sich ihn vorstellt, heute gar nicht mehr vollzogen werden kann. Zu Recht erkennt er sein Wesen in der Ausdehnung. Aber die Welt ist kleiner geworden, wohin soll sich die europäische Kultur denn überhaupt noch ausdehnen?

Da hat Spengler nicht gerade weit in die Zukunft geschaut und nach seinen eigenen Maßstäben ist er damit ein weit unbedeutenderer Philosoph als Thedore John Kaczynski, welcher nicht nur eine Mode in die Welt gesetzt hat, wie Spengler ja immerhin auch, und darüberhinaus sowohl als Mathematiker als auch als Briefbombenversender ein Mann der Tat war, sondern welcher vor allem die Einzigartigkeit unserer Lage im industriellen Zeitalter erkannt hat.

Angenommen die Vereinigten Staaten würden einen Kontinent zwecks eigener Übernahme entvölkern, wie lange bräuchten sie, um ihn anschließend wieder zu bevölkern?

Mehr als 50 Jahre?

Ich glaube es nicht.

Wie kann es unter solchen Umständen einen durch Expansion gekennzeichneten Caesarismus geben?

Sauerstoff ist kein weiterer mehr da, das Feuer erstickt sich selbst.

Unsere Aufgabe in dieser Lage ist es, eine Luftblase in einem Glas Wasser mit uns zu nehmen und vor dem Feuer zu bewahren. Vielleicht nicht das beste Bild, aber gerade die Zwangsläufigkeit, mit welcher eine Zivilisation altert, zwingt uns dazu.

Wenn nur der Tod möglich scheint, muß man das unmögliche Scheinende versuchen. Es gibt auf diesem Planeten kein umfassenderes Gleichgewicht mehr, welches die Lage für uns bereinigen würde. Besser sich als Mensch Gott anzuvertrauen, denn als Marionette der Sachzwänge zu herrschen. Und selbstverständlich ist alles schon längst zum Sachzwang geworden. Nur wer sein Leben als Werkzeug verstehen und gebrauchen lernt, wird dem Tod entgehen können.

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