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18. Oktober 2012

Erweiterungen des Bewußtseins des Wollens

Ich bin mit meinem Beitrag Die drei Zeugen nicht zu Frieden und werde ihn an dieser Stelle berichtigen.

Wer jenen Beitrag liest, bemerkt wahrscheinlich eine geradezu kuriose Weigerung, die drei Zeugen mit den drei Teilen der Seele, Sorge, Ich und Lust, zu identifizieren, wie ich sie im Beitrag Das Ich beschrieben habe.

Diese Weigerung ist strukturell bedingt, die drei Teile der Seele stehen in keinem unmittelbar erfaßbaren Verhältnis zu einander. Die drei Zeugen müssen hingegen in einem linearen Verhältnis der Erweiterung zu einander stehen.

Wie gesagt, unmittelbar erfassen läßt sich da nichts, aber anhand der Welt, wie sie sich uns darstellt, haben wir gute Gründe das folgende zu vermuten.

Bewußtsein heißt wiegen, und was man wiegt ist stets Wollen. Dieses kann indes innerhalb verschiedener intellektueller Rahmen geschehen. Die elementarste Form des Bewußtseins des Wollens besteht ausschließlich in einer zu überwindenden Anstrengung zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll. Es ist dies der Rahmen, in welchem die Lust wirkt, und wir vermuten wohl zu Recht, daß genau dies das Bewußtsein der einfachsten Tiere ist.

Die erste Erweiterung dieses Rahmens besteht darin, neben der Anstrengung auch die Entscheidung zu ihr zu sehen, was man ganz richtig absichtsvoll nennt, womit die Wahl der besten Alternative zu einem Aspekt des Wollens wird. Dieser Rahmen ist das Ich, in ihm wirkt das Wertgefühl, und wir nehmen ihn wohl zu Recht bei höheren Tieren, wie etwa Katzen oder Raben, an, bei welchen kaum ernsthafte Zweifel daran bestehen dürften, daß sie zur Absicht, wenn auch nicht zur Reflexion all ihrer Folgen, fähig sind; für eine Handlungsweise entscheiden sie sich jedenfalls augenscheinlich. Übrigens habe ich da auch bei Rindern keine Zweifel, denn entgegen dem, was für gewöhnlich so gesagt wird, wissen Rinder recht genau, wenn sie zum Schlachter gebracht werden und zeigen alle Anzeichen von Angst, was ich weiß Gott oft genug miterlebt habe, um es mit Sicherheit sagen zu können, was freilich nicht ausschließt, daß man sie, wenn man es darauf anlegte, durchaus auch täuschen könnte, ebenso wie Menschen allerdings.

Die zweite Erweiterung des Bewußtseins des Wollens besteht schließlich darin, das Wollen in einem begrifflich erfaßten und logisch verbundenen Zustandsraum zu verstehen, also als fortdauernde Existenz in der Welt gemäß ihren Gesetzen (sowohl jenen, welche a priori gelten, also den geometrischen, als auch jenen, welche es a posteriori tun, also den physikalischen), wobei fortdauernd hier eigentlich gar nicht anders denn als ewig gedacht werden kann. Diesen Rahmen nun nehmen wir wohl zu Recht nur beim Menschen an. Ich bezeichne ihn für gewöhnlich als Vernunft, in welcher die Sorge wirkt.

Damit wäre das Nötige gesagt, aber ich gönne mir noch einmal einen kleinen Abstecher in das letzte eigentlich. Wer die äußere Welt als seine Welt annimmt, begeht natürlich einen Fehler. Es ist ein bißchen, als wenn jemand nicht bemerkt, daß eine Bank ausgeraubt wird, weil vor ihrer Eingangstür eine nackte Frau steht. Die unendliche Ausdehnung der Zeit gehört zu dieser äußeren Welt, womit ich die Anschauungsform meine, also eine a priori feststehende Aussage getroffen habe. Und also läßt sich das Ich in ihr nur ewig denken, und wenn es rein materialistisch geschähe, gestützt auf den Energieerhaltungssatz.

Aber das ist natürlich Unsinn, nicht die äußere Welt ist unsere, sondern unser Bewußtsein selbst. Und in ihm ist die äußere Welt nur ein, nun, nicht gänzlich, unbedeutender Winkel. Unser Bewußtsein aber ist im Kern zeitlos, was wir auf seine Waagschale legen ändert sich zwar, aber nicht die Waagschale selbst. Zeit ist, von diesem Standpunkt aus betrachtet, nicht mehr als ein Datenformat.

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