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12. Oktober 2012

Tauchen

Ich rede hier vom Tauchen ohne Ausrüstung. Also das, was William Trubridge macht.



Und wenn Sie das jetzt nicht geil gefunden haben, dann verschwinden Sie von hier auf der Stelle!

Tiefer als 4 Meter bin ich noch nicht getaucht, ganz einfach, weil ich keinen Ohrenschutz habe, aber 50 Meter horizontal schaffe ich schon, jedenfalls ohne Wende, und vielleicht auch mal wieder mit, letztens waren es immerhin 45 Meter mit und selbstverständlich hätte ich beißen können, aber der Witz ist ja gerade nicht zu beißen. Locker und entspannt oder gar nicht.

Locker und entspannt trifft es natürlich nicht genau. Die Musik, welche Trubridge für sein Video ausgewählt hat, trifft es schon besser, aber ich denke, ich kann den geistigen Zustand, auf welchen es beim Tauchen ankommt, noch besser beschreiben.

Man muß die Welt wechseln. Theoretisch genügt es dazu, sich in einen Zustand der Liebe zum Bewußtsein zu versetzen, wie es ja auch im obigen Stück heißt, allerdings fürchte ich, daß die wahre Bedeutung dieser Worte so nicht recht rüber kommt. Und deshalb hole ich vielleicht etwas weiter aus.

Es scheint mir im Herbst und Winter leichter zu fallen, diesen Zustand ohne weiteres zu erreichen. Und deshalb habe ich im Sommer gewisse Hilfestellungen verwendet, über welche ich mich glücklicherweise unschwer verständlich machen kann.

Ich stellte mir Szenen vor, zuerst das Meer zwischen zwei indonesischen Inseln im Mondlicht, dann mehrere aus Holz und weißen Leinen gemachte horizontale Windmühlen in Form zweier über einander angebrachten und um 90 Grad zu einander versetzten Doppel-Ls (also die Figur, welche sich ergibt, wenn man ein L an seiner oberen Spitze punktsymmetrisch spiegelt), deutlich weiter als hoch und gegen den Uhrzeigersinn drehend, an einem Ort, der östlich Almerias liegen könnte, vom Meer aus gesehen, über der Steilküste, dann einen Gebirgsbach, welcher sich südlich von Rethimnon ins Libysche Meer ergießt und zuletzt das Schwimmbecken, in welchem ich schwamm, selbst. Wirklich gesehen hatte ich nur den Bach und das Schwimmbecken, östlich von Almeria war ich allerdings schon einmal, am Playa de los Muertos genauer gesagt.

Mit geschlossenen Augen sehen. Das bewußte Herbeiführen der Traumsequenz.

Und ja, natürlich sollte man beim Tauchen die Augen so viel schließen, wie es irgend geht. Das entscheidende Kriterium bei alledem, auch wenn man sich gar nichts vorstellt und sich nur dem Umstand des Bewußtseins hingibt, seiner eigenen Macht bewußt, zu lieben, denn das ist das Bewußtsein des Umstandes des Bewußtseins, daß man die transzendente Rolle der Liebe erkennt (oder, weniger poetisch ausgedrückt, auf der dritten Ebene der Existenz sein Bewußtsein und seine Liebesfähigkeit bejaht, was vor aller Entscheidung als unabänderliche Willensäußerung feststeht: denn, gewiß, der Mensch strebt nach Macht und keine Macht ist größer, als die Macht zu lieben, wobei darin natürlich auch der Haß enthalten ist, da ansonsten keine Wahl und damit auch keine Macht vorläge, weshalb übrigens auch gerade die Liebe zur Liebesfähigkeit feststeht, da ansonsten Macht zu Ohnmacht führen würde, wohingegen diese Macht, von welcher wir hier reden, sich als welterzeugendes Prinzip selbst erhält), das entscheidende Kriterium beim Tauchen ist, daß man seine Liebe vom Wachen in der Welt weglenkt.

Und wenn man auftaucht, strömt sie in einen zurück. Es ist das genaue Spiegelbild des Gefühls des Mangels, welches sich in dem einstellt, welcher seine Liebe nicht vom Wachen in der Welt weglenken kann, seine Lunge will ihm bersten, er weiß gar nicht, wie ihm geschieht, wohingegen der, welcher es kann, von der Welt wie von einem reichlich ordinären Weib an ihren Busen gepreßt wird. Ist dies erst einmal geschehen, muß man beißen. Der Triumph des eigenen Willens ist es indes, es nicht vor der Zeit geschehen zu lassen.

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