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19. Oktober 2012

Und dann war da noch...

Ich erwähnte ja vor einer Woche William Trubridge, und da dachte ich mir, daß ich die Liste außergewöhnlicher Menschen doch noch etwas verlängern könnte. Und dann war da noch...

Wim Hof



Prahlad Jani



Oleg Vorslav



Mit Free Running hab' ich's nicht so, auch wenn ich stets ein guter Geräteturner war, und wohl für mein Alter und meinen Trainingsstand auch immer noch bin. Das ist mir dann doch zu gefährlich. Um so bewundernswerter natürlich Oleg Vorslavs Leistung, auch unter kreativen Gesichtspunkten, letztlich hat er durch sie ja auch noch gleich ein ganzes Computerspielgenre mitbegründet.

Free Climbing und Free Diving sagen mir da schon eher zu, hingegen, was Prahlad Jani da macht, ist natürlich der Gipfel der Körperbeherrschung und etwas, was die meisten Menschen wahrscheinlich noch nicht einmal glauben dürfen.

Wim Hof wiederum, nun, ich war auch schon einmal eine Stunde bei -26 Grad Celsius und ziemlich starkem Wind draußen, ohne Handschuhe und mit nichts auf dem Kopf, was meine Ohren oder meine Nase geschützt hätte. In gewisser Weise ist er eine Karikatur des nordeuropäischen Suchenden Typus, sein Blick, sein Gehabe, seine Einstellung zum Leben. Außergewöhnlich hauptsächlich aufgrund seiner Einseitigkeit.

Ich kann das alles nachvollziehen, die Kälte als edle Kraft, das Aufbauen einer inneren Stärke, um ihr zu begegnen, allein, meine Pumpe ist nicht ganz so stark und eine Stunde innerer Widerstand schlaucht ungemein.

Ich hätte hier natürlich auch noch gleich den Weltmeister im in der Sauna Sitzen mitanführen können, da liegt der Fall dann eben genau umgekehrt. Mir gefällt das, keine Frage. Einen Eimer Wasser bei 85 Grad Celsius schmeiße ich regelmäßig auf die Steine bevor ich rausgehe. Dann ab ins Wasser, etwas treiben, dann die ganze Luft aus den Lungen pressen, bis man auf den Boden sinkt. Da ein bißchen rumsitzen, und schließlich wieder auftauchen.

Natürlich gibt es auch praktische Gründe für sowas, Krätzebekämpfung wohl in erster Linie, obwohl ich noch nirgends gelesen habe, daß bei Krätze ein extremer Saunagang empfohlen würde, um die Viecher zu garen, aber gegart würden sie wohl, doch bei alledem sehe ich in erster Linie eine spezifisch asiatische Kultur am Werk, welche durch das Anhalten des Atems nach dem Ein- oder Ausatmen, dem über Kohlen oder in die Sauna Gehen oder auch das Eisbaden spirituelle Ziele verfolgt. Es muß schon deshalb so sein, weil Apnoetauchern wie William Trubridge ein völlig irrationaler Haß gerade aus wohl situiertem bürgerlichen Millieu entgegenschlägt. Freilich, so ganz geht das nicht zusammen, Parkour und Gurtpflicht, aber was das Tauchen so besonders verabscheuenswürdig macht, ist erstens der unangenehme Hinweis auf die eigene Gefesseltheit durch das Bedürfnis Luft zu holen und zweitens die ihm unentreißbar eignende gelebte Abkehr vom traditionellen Leistungsprinzip, denn Anstrengung und Ehrgeiz sind ihm entgegengesetzte Kräfte.

Wiewohl, das sollte ich fairerweise sagen, es durchaus nütztlich beim Tauchen ist, sich nach einem mentalen Einknicken einer srengen Routine zu unterwerfen, um wieder stabil zu werden. So habe ich es unlängst auch wieder einmal geschafft, die 50 Meter trotz verkorkster Wende voll zu machen.

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