Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

5. Januar 2013

Eine Nachbetrachtung zu van Gogh

Nach eingehenderer Beschäftigung mit der menschlichen Farbwahrnehmung in den letzten beiden Tagen ist mir der Unterschied meiner zu van Goghs Welt, wie sie sich in den von Asada aufbereiteten Bildern darstellt, nun sehr spürbar geworden.

In dem Maße, in welchem rot und grün zurücktreten, verliert die Welt ihre zähmende Kraft, alles erscheint im Licht des Gegensatzes zwischen Gewahrsein und schmerzender Gewaltausübung, welche dadurch auch an Gleichzeitigkeit gewinnen. Genuß und Vertrauen sind unbeachtetes Beiwerk, Sexualität wie getrocknetes Blut, Hoffnung als die bestimmende Brücke zwischen Schmerz und Gewahrsein, das eigentlich Weltliche.

Van Goghs Welt ist schauderhaft und tröstlich zugleich. In ihr hat der Betrachter die Gewalt über die Zeit, welche sich nicht entfaltet, sondern in vorhersehbaren Umläufen einem Uhrwerk gleich abläuft. Entfalten tut sich der Kampf der Einwohner dieser Welt, inneres Wachstum findet nicht statt, weder verliert man sich in dieser Welt, noch findet man wieder zu sich zurück, denn genau dafür stehen Rot und Grün.

Nein, die Frage nach der eigenen Rolle in dieser Welt stellt sich stets gleich, stets gleich aber auch die Versicherung, daß sie ihr Wesen bekannt gibt: Ja, das bin ich! Ja, das bist du!

Schauderhaft und tröstlich zugleich, angesprochen, aber nicht berührt, Welterzählung statt Weltwerdung.

Und was es betrifft, Erleben und Lust, nur schwer ist es zu fassen.

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