Zusammenfassende Bemerkungen zum I Ching
Ich möchte hier nicht im Detail die Richtigkeit der Urteile durchgehen, welche das I Ching fällt, im Großen und Ganzen scheinen sie mir aber zu stimmen, sondern mich lieber mit seiner grundlegenden Konzeption und auch etwas mit seiner Rezeption beschäftigen.
Fangen wir vielleicht mit den sieben gesellschaftsprägenden Figuren an. Es stimmt schon irgendwo, ein (Gott-)König vereinigt Prinz und Minister, Priester und Herzog, Weisen und Umstürzler in sich, und diese Klassifikation ist auch vollständig, weil es nur möglich ist, die Gesellschaft zu prägen, wenn sich ein Konsens eines oder mehrerer Teile menschlicher Seelen in der eigenen Person manifestiert. Der Herzog ist der Vertreter der organisierten Lust, der Minister der Vertreter der organisierten Achtung und der Weise der Vertreter der organisierten Sorge und entsprechend dann der Umstürzler Herzog und Minister, der Prinz Herzog und Weiser, der Priester Minister und Weiser und der König schließlich Herzog, Minister und Weiser zugleich.
Das I Ching macht nun diesbezüglich die naheliegende Annahme, daß dieser Konsens sich nicht zwangsläufig auf die gesamte Gesellschaft erstreckt, sondern notwendigerweise nur auf eine Elite, welche die Gesellschaft als Ganzes zu prägen versucht.
Und also ergibt sich ein Verhältnis zwischen dem seelischen Konsens der Elite und der Bereitschaft der Gesellschaft sich in Teilen ihrer Seele ihr unterzuordnen, indes auch in solchen, in welchen innerhalb der Elite kein Konsens besteht, in welchem Fall sich die Gesellschaft üblicherweise einem Minimalkonsens der Elite in diesen Teilen unterwirft, wobei ein solcher Minimalkonsens nicht Teil der Prägungsabsicht der Elite ist, sondern nur Mittel zum Zweck.
Das ist ein wohlbegründeter Ansatz zur Klassifikation gesellschaftlicher Prägungsprozesse, und das Nähere dazu enthält das I Ching. Es bleibt dabei nur die Frage der Vereinbarkeit mehrer Prägungsabsichten mit einander, welche in Teilen implizit im I Ching behandelt wird, im allgemeinen aber der Einsicht des Lesers überlassen bleibt.
Das I Ching zur Weissagung zu benutzen ist kurios, und wohl nur dadurch erklärlich, daß man sich wenigstens in Gedanken einmal in fast allen Rollen aufhält, wodurch früher oder später der Eindruck entsteht, daß sich die Prophezeiung gerade jetzt erfüllt habe, wobei neben den sieben gesellschaftsprägenden Figuren noch sieben Figuren mit Prägungsabsichten im kleinen Kreis stehen und eine, welche überhaupt keine Prägungsabsichten hat, womit die 64 Fälle voll sind.
Es fasziniert wohl auch die Vollständigkeit des I Chings, wobei diese Klassifikation ihrerseits, wenn sie nicht zur Weissagung verwendet worden wäre, wahrscheinlich längst verloren gegangen wäre, weil sich zu wenige für sie interessiert hätten, ebenso wie Platons Schriften wohl nicht überlebt hätten, wenn er nicht von Atlantis erzählt hätte.
Na, ich muß mir vielleicht auch noch was ausdenken. Wirklich interessant ist die Tatsache, daß der Seelenbegriff des I Chings mit Platons Seelenbegriff identisch ist, ein Seelenbegriff der heute ja, mit Ausnahme meiner Schriften, verloren gegangen ist. Ob dies ein Fall paralleler oder sich verzweigender Erkenntnis war, kann ich natürlich nicht sagen, indes müßte man den Verzweigungspunkt mindestens bis auf 2000 vor Christus zurückverschieben und eher mehr als das.
Weiterhin ist natürlich die Natur des I Chings als eine sehr formale, soziologische Betrachtung von Interesse, in welcher die Auswirkungen von Spiritualität studiert werden, ohne das Geringste über Spiritualität selbst zu sagen. Der Kontrast zu Indien könnte gar nicht krasser sein. Indes ist es unmöglich, daß das I Ching von jemandem geschrieben wurde, der nichts von Spiritualität selbst wußte, wie gesagt, der platonische Seelenbegriff war vorhanden, eine zyklische Vorstellung ganz offensichtlich auch, aber das heutige taoistische Verständnis ist eine über Jahrtausende gewachsene Entstellung. Man hat es Kindern mit irgendwelchen Bildern beigebracht, und in Bildern wird noch heute davon gesprochen: Lust ist Donner, Achtung Wasser und Sorge ein Berg (Namen der Trigramme mit einer geschlossenen Linie). Seltsamerweise habe ich diese Bilder genauso zugeordnet: den Berg dem Fortschritt im ideellen Zykel, das Meer der Zurücksetzung des funktionalen Zykels und den Regenguß (Donner) der Zurücksetzung des materiellen Zykels (siehe Transzendenz in Bildern).
Komische Zufälle möchte ich an dieser Stelle nicht weiter verfolgen, statt dessen Stellung zur Entwicklung der Soziologie beziehen. Ich denke nicht, daß wir diesbezüglich heute weiter sind. Die ganze moderne Gesellschaftswissenschaft beruht auf Korrelationen. Das I Ching ist eine Klassifikation mit Anleitungen (nun ja, und ein Weissagungssystem), aber diese Erläuterungen zu den unterschiedlichen Fällen bringen einen erheblichen Erkenntnisgewinn.
Übrigens möchte ich noch einen Nachtrag zu meinem bereits erwähnten Beitrag I Ching machen. Die Weissagung bezüglich der Armee hat sich noch in anderer, konkreter Form erfüllt. Die Frage ist jetzt nur, warum? Ich vermute, daß ich, als mich die Kälte überfiel, die Notwendigkeit einer neuerlichen Prüfung akzeptierte, ein weiteres kurzes Eintauchen in das, was ist. Letztlich witzlos. Die Ereignisse wiederholen sich. Nun, vielleicht macht diese Erfahrung es leichter, einen Strich zu ziehen. Moonraker jedenfalls sah ich zuletzt nur noch als Kulissenmontage.
Fangen wir vielleicht mit den sieben gesellschaftsprägenden Figuren an. Es stimmt schon irgendwo, ein (Gott-)König vereinigt Prinz und Minister, Priester und Herzog, Weisen und Umstürzler in sich, und diese Klassifikation ist auch vollständig, weil es nur möglich ist, die Gesellschaft zu prägen, wenn sich ein Konsens eines oder mehrerer Teile menschlicher Seelen in der eigenen Person manifestiert. Der Herzog ist der Vertreter der organisierten Lust, der Minister der Vertreter der organisierten Achtung und der Weise der Vertreter der organisierten Sorge und entsprechend dann der Umstürzler Herzog und Minister, der Prinz Herzog und Weiser, der Priester Minister und Weiser und der König schließlich Herzog, Minister und Weiser zugleich.
Das I Ching macht nun diesbezüglich die naheliegende Annahme, daß dieser Konsens sich nicht zwangsläufig auf die gesamte Gesellschaft erstreckt, sondern notwendigerweise nur auf eine Elite, welche die Gesellschaft als Ganzes zu prägen versucht.
Und also ergibt sich ein Verhältnis zwischen dem seelischen Konsens der Elite und der Bereitschaft der Gesellschaft sich in Teilen ihrer Seele ihr unterzuordnen, indes auch in solchen, in welchen innerhalb der Elite kein Konsens besteht, in welchem Fall sich die Gesellschaft üblicherweise einem Minimalkonsens der Elite in diesen Teilen unterwirft, wobei ein solcher Minimalkonsens nicht Teil der Prägungsabsicht der Elite ist, sondern nur Mittel zum Zweck.
Das ist ein wohlbegründeter Ansatz zur Klassifikation gesellschaftlicher Prägungsprozesse, und das Nähere dazu enthält das I Ching. Es bleibt dabei nur die Frage der Vereinbarkeit mehrer Prägungsabsichten mit einander, welche in Teilen implizit im I Ching behandelt wird, im allgemeinen aber der Einsicht des Lesers überlassen bleibt.
Das I Ching zur Weissagung zu benutzen ist kurios, und wohl nur dadurch erklärlich, daß man sich wenigstens in Gedanken einmal in fast allen Rollen aufhält, wodurch früher oder später der Eindruck entsteht, daß sich die Prophezeiung gerade jetzt erfüllt habe, wobei neben den sieben gesellschaftsprägenden Figuren noch sieben Figuren mit Prägungsabsichten im kleinen Kreis stehen und eine, welche überhaupt keine Prägungsabsichten hat, womit die 64 Fälle voll sind.
Es fasziniert wohl auch die Vollständigkeit des I Chings, wobei diese Klassifikation ihrerseits, wenn sie nicht zur Weissagung verwendet worden wäre, wahrscheinlich längst verloren gegangen wäre, weil sich zu wenige für sie interessiert hätten, ebenso wie Platons Schriften wohl nicht überlebt hätten, wenn er nicht von Atlantis erzählt hätte.
Na, ich muß mir vielleicht auch noch was ausdenken. Wirklich interessant ist die Tatsache, daß der Seelenbegriff des I Chings mit Platons Seelenbegriff identisch ist, ein Seelenbegriff der heute ja, mit Ausnahme meiner Schriften, verloren gegangen ist. Ob dies ein Fall paralleler oder sich verzweigender Erkenntnis war, kann ich natürlich nicht sagen, indes müßte man den Verzweigungspunkt mindestens bis auf 2000 vor Christus zurückverschieben und eher mehr als das.
Weiterhin ist natürlich die Natur des I Chings als eine sehr formale, soziologische Betrachtung von Interesse, in welcher die Auswirkungen von Spiritualität studiert werden, ohne das Geringste über Spiritualität selbst zu sagen. Der Kontrast zu Indien könnte gar nicht krasser sein. Indes ist es unmöglich, daß das I Ching von jemandem geschrieben wurde, der nichts von Spiritualität selbst wußte, wie gesagt, der platonische Seelenbegriff war vorhanden, eine zyklische Vorstellung ganz offensichtlich auch, aber das heutige taoistische Verständnis ist eine über Jahrtausende gewachsene Entstellung. Man hat es Kindern mit irgendwelchen Bildern beigebracht, und in Bildern wird noch heute davon gesprochen: Lust ist Donner, Achtung Wasser und Sorge ein Berg (Namen der Trigramme mit einer geschlossenen Linie). Seltsamerweise habe ich diese Bilder genauso zugeordnet: den Berg dem Fortschritt im ideellen Zykel, das Meer der Zurücksetzung des funktionalen Zykels und den Regenguß (Donner) der Zurücksetzung des materiellen Zykels (siehe Transzendenz in Bildern).
Komische Zufälle möchte ich an dieser Stelle nicht weiter verfolgen, statt dessen Stellung zur Entwicklung der Soziologie beziehen. Ich denke nicht, daß wir diesbezüglich heute weiter sind. Die ganze moderne Gesellschaftswissenschaft beruht auf Korrelationen. Das I Ching ist eine Klassifikation mit Anleitungen (nun ja, und ein Weissagungssystem), aber diese Erläuterungen zu den unterschiedlichen Fällen bringen einen erheblichen Erkenntnisgewinn.
Übrigens möchte ich noch einen Nachtrag zu meinem bereits erwähnten Beitrag I Ching machen. Die Weissagung bezüglich der Armee hat sich noch in anderer, konkreter Form erfüllt. Die Frage ist jetzt nur, warum? Ich vermute, daß ich, als mich die Kälte überfiel, die Notwendigkeit einer neuerlichen Prüfung akzeptierte, ein weiteres kurzes Eintauchen in das, was ist. Letztlich witzlos. Die Ereignisse wiederholen sich. Nun, vielleicht macht diese Erfahrung es leichter, einen Strich zu ziehen. Moonraker jedenfalls sah ich zuletzt nur noch als Kulissenmontage.
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