Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

15. Dezember 2012

Vom institutionalisierten Vollzug der Spiritualität

Zunächst einmal unterteilen wir die Spiritualität dem zyklischen Grundverständnis allen Seins gemäß in eine verkörpernde und eine entkörpernde Phase. Daneben betrachten wir noch den zeitlosen Aspekt ihrer Reflexion.

Unser Ziel ist es, Institutionen zu charakterisieren, welche dafür Sorge tragen, daß diese drei Bereiche der Spiritualität von den Menschen in angemessenem Umfang vollzogen werden.

Zur Vorbereitung dieses Unterfangens halten wir zunächst einmal die Wirkungen fest, welche diese drei Institutionen also zu befördern haben, als da wären.
  1. Verkörperung: Die Erweckung und Konkretisierung idealistischer Vorhaben.
  2. Entkörperung: Das Aufbrechen von Verhärtungen, die Regeneration der Liebe.
  3. Reflexion: Die Erkenntnis der transzendenten Eingebundenheit des Menschen.
Um uns das Leben leichter zu machen, schauen wir uns nun als nächstes an, welche existierenden Institutionen diesen Anforderungen in wieweit gerecht werden.

Ad 1. Koranstudiengruppen junger Männer. Zweifellos gelingt ihnen die Erweckung und Konkretisierung idealistischer Vorhaben. Sie sind indes durch die Qualifikation ihrer Mitglieder eingeschränkt. Wer nichts weiter als den Koran studiert, wird am Ende nur über die Anwendung und -drohung von Gewalt diskutieren können.

Ad 2. Gottesdienste und karitative Arbeit. Diese genügen sicherlich den beschriebenen Anforderungen, und ihre Wirksamkeit ist nur in soweit eingeschränkt, als sie von einander getrennt sind, womit zu diesem Punkt auch schon alles gesagt ist.

Ad 3. Buddhistische und hinduistische Meditationsschulen. Das Problem hierbei besteht in erster Linie darin, daß die Adepten quasi Versuchskaninchen sind, welche auf verschiedene Weisen durchgeschüttelt werden, in der Hoffnung, daß sich in manchen eine Reaktion einstellt. Es gibt keine Möglichkeit, Verantwortung für den Einzelnen zu übernehmen und damit auch keine Möglichkeit, Adepten sinnvoll vorzuselektieren.

Es bleiben also noch Verkörperungs- und Reflexionsinstitutionen nach Kräften zu verbessern.

Ad 1. Es liegt nahe, an Studiengruppen an Universitäten zu denken. Allerdings geht dieser Ansatz aus zwei Gründen fehl. Erstens, weil Frauen anwesend sind, und zweitens, weil Gewaltanwendung und -drohung die einzige Wissenschaft ist, welche sich selbst bezahlt. Abhilfe für den ersten Punkt zu schaffen stellt zunächst einmal, das heißt, wenn einem die Spiritualität von Frauen egal ist, keine größere Schwierigkeit dar. Abhilfe für den zweiten besteht entweder darin, daß andere Wissenschaften nach Maßgabe des Erfolgs in der Gewaltanwendung und -drohung von den Meistern in dieser mitfinanziert werden, was indes keine sonderlich gute Lösung ist, oder darin, daß die Adepten von Beginn an wirtschaftlich unabhängig sind.

Konkret heißt letzteres, daß Männer ihren Lebensunterhalt unabhängig von höherer Qualifikation bestreiten können müssen, wozu sie allerdings auch eine rudimentäre Ausbildung und einen gewissen Arbeitseinsatz als Anfangskapital einzubringen haben, etwa im Hausbau. Wenn dieses erledigt ist, sagen wir vielleicht mit 22 Jahren, wären sie frei, sich Studiengruppen ihrer Wahl anzuschließen.

Bleiben die Frauen. Männer im Hausbau einzusetzen hätte jedenfalls den Vorteil, daß es Frauen leicht klarzumachen wäre, daß ihr Anteil also darin besteht, das Haus in Ordnung zu halten. Entsprechend könnten sie zu der Zeit, in welcher junge Männer Häuser bauen, Kochen, Stricken, Weben, Spinnen und so weiter lernen. (Mit Hilfe welcher Maschinen Männer Häuser bauen und Frauen etwa weben und spinnen ist an dieser Stelle unwesentlich.)

Aber was dann?

Für Frauen ist das bestehende Universitätssystem wie gemacht. Sie können da überall reinkucken und sich alles mögliche von allen möglichen Männern erzählen lassen, um auf diese Weise ihren Horizont zu erweitern.

Das ist indes von untergeordneter Wichtigkeit, und das muß man so klar sagen. Nichtsdestotrotz, irgendetwas von der Art sollte eine Verkörperungsinstitution Frauen schon ermöglichen. Ich will mich in dieser Sache nicht festlegen, aber auf den ersten Blick scheint es mir geeignet, wenn junge Frauen in administrative Aufgaben einbezogen würden, wodurch sich ihr Horizont auch erweitern sollte, also die Organisation von Veranstaltungen aller Art und dergleichen mehr.

Später dann, nach der Heirat, könnten sich die Studiengruppen auch Frauen öffnen, allerdings in Form gesonderter Gruppen für ältere Adepten, mithin also rein männliche Gruppen für 22 bis 36 Jährige und dann ab 37 Jahren gemischtgeschlechtliche. (Hmm, ja, der Spott liegt nahe, hier statt Heirat Ehe zu setzen. Aber dazu sage ich an dieser Stelle auch nichts.)

Ich bin recht zuversichtlich, daß dieses System koranischen Studiengruppen überlegen ist, und die sind seine einzige existierende Konkurrenz.

Ad 3. Hier ist es schon schwieriger auf Verbesserungsvorschläge zu kommen, denn Erkenntnis läßt sich nunmal nicht erzwingen. Indes will es mir so scheinen, daß es besser ist, alle Menschen leicht zu schütteln, und für diejenigen, bei welchen sich etwas regt, Köder auszulegen, welche sie von alleine in den nächsten Schüttelgang führen und so weiter und so fort, als Menschen, welche keine andere Alternative in ihrem Leben sehen, so kräftig durchzuschütteln, wie man kann.

Letzteres ist nicht so schlecht, wie es sich anhört, denn Alternativlosigkeit ist das zentrale Element bei der Erkenntnis der eigenen transzendenten Eingebundenheit, ohne existentielle Not keine transzendente Anstrengung, aber menschliche Leben sind halt vielschichtig und existentielle Not zeigt sich zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Graden, weshalb eine stetige Beeinflussung besser sein dürfte, in der Regel, wenigstens. Andererseits spricht auch nichts gegen eine letztgültige Anlaufstelle.

Es sollte also neben dieser letzten Anlaufstelle ein Geflecht aus Informationen, Freizeit- und Festaktivitäten geben, welche darauf ausgelegt sind, die Erkenntnis der eigenen transzendenten Eingebundenheit zu befördern. Bei den Informationen denke ich in erster Linie an scheinbare Paradoxien, welche es hervorzuheben gilt, bei den Aktivitäten an Konfrontationen mit den eigenen Ängsten und körperlichen Grenzen und das gemeinschaftliche Erleben von Surrealität, wie es sich bei der gemeinschaftlichen Hingabe an gemeinsame Idealvorstellungen, etwa während Hochzeitsfeiern, einstellt.

Gut, damit wäre diesbezüglich das Nötigste gesagt. Die Bedeutung dieser Institutionen kann nicht überschätzt werden, da sie letztlich dafür verantwortlich sind, was den Menschen ihr Leben ist. Ein Orden, welcher diese Institutionen gewährt, hält damit den Lebenswillen der von ihm Versorgten in der Hand. Er kann die Herrschaft selbst in die Hand nehmen, aber er muß es nicht, und ich denke auch, er sollte es nicht. Dazu habe ich schon das eine oder andere geschrieben, hier wiederum nicht mehr dazu.

Labels: , , , , ,