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7. April 2013

Ein paar Worte zum vierten Laterankonzil von 1215

Ich knüpfe an den Beitrag Das Abendmahl bei Johannes an. Wie ich dort ausführte, sehe ich die Dogmatik der Kommunion, welche ihre heutige Form im vierten Laterankonzil von 1215 fand, im expliziten Widerspruch zum Johannesevangelium. Ich habe dort allerdings auch die Wichtigkeit des Rituals der Kommunion betont. Und deshalb möchte ich an dieser Stelle einen Vorschlag machen, wie die Kommunion und ihre Dogmatik dem Johannesevangelium gemäß aussehen könnten.

Nun, wenn man diesen Ansatz wählt, sucht man nicht beim Abendmahl, sondern bei der Speisung der 5000 und findet dort folgendes.
Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden. Wirket Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn den hat Gott der Vater versiegelt. Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Da sprachen sie zu ihm: Was tust du denn für ein Zeichen, auf daß wir sehen und glauben dir? Was wirkst du? Unsere Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: "Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen." Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Mose hat euch nicht das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel. Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. Da sprachen sie zu ihm: HERR, gib uns allewege solch Brot. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Viel zu diskutieren gibt es da nicht, offensichtlich meint Jesus mit dem Brot seine Lehre. Und also wäre bei der Kommunion das Brot zu reichen, um den Gläubigen auf diese Weise die Möglichkeit zu geben, zu bekennen, daß sie seine Lehre, oder sagen wir gleich den Logos, annehmen, und zwar dreifach:
  1. als Jesum Christum selbst
  2. als den Text und den Geist der Bibellesung des betreffenden Gottesdienstes
  3. als den Text und den Geist der Predigt des betreffenden Gottesdienstes.
Störte einen was an der Lesung oder der Predigt, könnte man dem Priester so auch gleich eine Rückmeldung geben, indem man der Kommunion fern bleibt. Das Nähere könnte man dann ja in einer Beichte klären.

Zur praktischen Seite. Der Priester spricht bei der Übergabe des Brotes die Worte: Jesus spricht: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Zur dogmatischen Seite. Die Übergabe des Brotes bedeutet die Bezeugung des Bekenntnisses des Gläubigen durch den Priester (der Gläubige nimmt öffentlich Jesu Brot an), welche mit seinem und durch ihn mit Jesu Segen verbunden ist, in dem Sinne, daß der Priester kraft seiner apostolischen Nachfolge über Jesu Segen verfügt. Es ist allerdings auch klar, daß diese Handlung nicht heilsnotwendig ist, sondern lediglich ein Angebot darstellt, Stärkung durch den Priester zu empfangen.

Gut, mit diesem Vorschlag sehe ich meine Schuld als beglichen an, nicht habe ich etwas Gutes weggenommen, ohne es durch etwas Besseres zu ersetzen.

Kommen wir jetzt noch auf einen anderen Punkt des vierten Laterankonzils, nämlich die Geschöpflichkeit des Teufels.

Das schlägt dem Faß den Boden aus: Ja, wo wohnt er denn?

Der Teufel ist genau das, als was er naiv dargestellt wird, nämlich diese kleine Figur auf der linken Schulter. Er ist derjenige Teil unserer Inspiration, welchen wir im Widerspruch zu unseren Idealen erleben. Man kann ihn nicht einfach mit der Lust identifizieren, im Gegensatz zur Sorge etwa, denn es gibt auch heilige Lust. Wir wissen es schon bei uns selbst, was des Teufels ist und was Gottes. Es definieren zu wollen, wäre eine große Verirrung. Allerdings ist der Teufel als lediglich individuell als unheilig empfundene Inspiration nicht im engeren Sinne gegenwärtig.

Das ändert sich allerdings, wenn es zur Koordination der unheiligen Inpiration in Vielen kommt, wenn man geradezu spürt, wie dort einer die Strippen zieht, wie eine Stimme vielen Rat gibt. Und dies geschieht genauso, wie auch heilige Inspiration koordiniert auftritt.

Nun habe ich aber den Koordinator Gott genannt, und dabei bleibe ich auch. In diesem Sinne ist der Teufel ein Teil Gottes, und der heilige Geist ein anderer Teil Gottes.

Der Grund hierfür liegt natürlich darin, daß der Mensch eine Weiterentwicklung des Tieres ist, und in ihm ein tierischer Rest verblieben ist. Wenn nun tierische Koordination Tiere koordiniert, kann wohl niemand darin etwas Schlechtes sehen. Wenn hingegen tierische Koordination Menschen koordiniert, dann spüren wir das Böse.

Es ist ein relatives Böse. Das ist wesentlich. Ein absolutes Böse gibt es nicht, und wozu sollte Gott es auch erschaffen haben? Das zu behaupten ist schon Blasphemie. Gott hat uns den Tieren verbunden gelassen, und in Folge dessen begegnet uns das Böse, welches durchaus für uns Böses ist, aber nicht an und für sich.

Denn wenn man das Böse auch nicht definieren kann, so ist es doch sein Kennzeichen, daß es frei wird, wenn wir als Menschen in menschlicher Gesellschaft den Anspruch aufgegeben haben, unser Leben wie Menschen zu meistern, und gleich nachdem das geschehen ist, ergreift die tierische Koordination Macht über uns.

Wer wie die Gnostiker behauptet, es gebe zwei Götter, einen guten und einen schlechten, der setzt das absolut Böse in eine Welt, in welcher es absolut Böses nicht gibt. Wenn er in Folge dessen denkt, daß Tierquälerei keine Sünde sei, so ist das noch eine harmlose Folge seiner Häresie.

Freilich, weit schlimmer ist die Häresie zu glauben, daß weil Teufel und heiliger Geist beide Teile Gottes sind, sie für den Menschen gleichwertig seien. Wer das glaubt, mag gar wie Charles Manson enden, welcher just diese Häresie im Interview mit Geraldo Rivera bekannt hat.

Dogmatik ist in sofern ein seltsames Geschäft, als bereits die unscheinbarsten Änderungen zu den gravierendsten Verhaltensänderungen führen. Eine Folge davon ist, daß jemand wie Manson, um sich zu rechtfertigen, 99 wahre Dinge sagen kann und nur eine kleine Lüge dazusetzen muß, und analog: Jemand kann stundenlang schönen Absichtserklärungen lauschen, und eine kleine Fußnote mittendrin verwandelt alles in das Werk von Teufeln.

Es hat schon seinen Grund, warum geraten wird: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Schlecht wäre es fürwahr zu glauben, man könnte jemanden so ohne weiteres an seinen Dogmen erkennen. Schlecht ist es insbesondere, wenn sich die öffentliche Diskussion von Vorgängen löst und beginnt, Dogmen gegen einander aufzuwiegen. Aber trotz alledem muß sich jeder Glaube der Aufgabe stellen, seine Dogmen zu fixieren, denn nur so läßt er sich stabil kommunizieren.

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