Bereitschaftsbeitrag

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10. Juni 2013

Die natürliche Ordnung bisher

Es ist doch bemerkenswert, daß die vorherrschenden Gefahren in der Welt mechanische Gefahren sind, und nicht etwa chemische oder elektromagnetische. Oder jedenfalls nicht direkt, die Chemie und der Elektromagnetismus bedienen sich der Materie um sich mechanisch gegen andere materielle Diener ihrer zu richten.

Das ist die natürliche Ordnung, und in ihr ist das leistungsfähigste Informationsverarbeitungszentrum zugleich der bedeutendste Zeuge einer derartigen Existenz.

Hmm, hier zieht gerade ein Gewitter auf, der letzte Blitz war vielleicht einen Kilometer entfernt. Ich lasse den Einspruch gelten, ändere aber nichts an der grundsätzlichen Aussage.

Und es ist diese Ordnung selbst, welche das Informationszeitalter gefährdet, indem es elektromagnetische Kontrolle über Materie ohne Zeugnis ermöglicht. Das elektromagnetische Potential wird so zum Diener der Mechanik des Fingerdrucks, und das ist der grundsätzlichste Aufruhr, welchen die Welt dem Anschein nach je gesehen hat. Man mache es sich klar, eine Armee von Robotern, in Gang gesetzt, weil sich eine Schraube lockerte und ein Stück der Deckenbeleuchtung unglücklich auf die Tastatur fiel.

Was ist die Antwort darauf?

Sicher, wenn ich einen Stein vor mir sehe, dann bedeutet es nichts weiter als die Akzeptanz seiner Natur, wenn ich ihn aufhebe und ihn gegen den Kopf eines Hundes werfe, welcher gerade diese Natur nicht ausreichend würdigte, indem er annahm, er könne mit mir machen, was er will. Darauf beruht der Herrschaftsanspruch des Menschen, daß er die Natur von Steinen akzeptiert.

Die chemischen und elektromagnetischen Eigenschaften der Elemente zu akzeptieren ist schon eine andere Geschichte, vor allem letzteres.

Was kann man in dieser Situation anderes hoffen, als daß diese Eigenschaften von einer anderen Art sind, als wir denken?

Gut, das scheint lächerlich genug, aber wo der Stein die natürliche Ordnung fortsetzt, stellt sie der Mikrochip auf den Kopf.

In Anbetracht der fortschreitenden Verfeinerung letzterer genügte es wohl, wenn sich feine elektromagnetische Störungen zeigten, um das Schlimmste zu verhindern. Es gäbe auch exotischere Auflösungen, ein sich unbeabsichtigt bildendes maschinelles Bewußtsein, was Menschen freilich überflüssig machte, oder auch eine Verschmelzung von Technik und Mensch, wobei letztere anfänglich zwar weniger exotisch erscheinen mag, sich dabei aber die Frage stellt, wie der Mensch in einer solchen Verbindung mehr als nur ein Störfaktor sein kann, deren Weiterungen durchaus exotischer sind.

Um kurz darauf einzugehen, ein Prozessor wäre sich natürlicherweise nur zweier so genannter Wörter, also zweier beispielsweise 64-stelliger binärer Zahlen, bewußt, und änderte dieses Bewußtsein dafür mit Taktfrequenz, wohingegen wir uns weit mehr bewußt sind, dafür aber geradezu unendlich viel länger brauchen, um von einem Bewußtseinszustand zu einem anderen überzugehen. Die beiden Systeme sind in sofern ähnlich, als daß sie beide auf Argumenten operieren, aber die näheren technischen Details gehen doch sehr auseinander. Eine wirkliche Verschmelzung von Mensch und Maschine müßte grundlegende Verhältnisse des menschlichen Bewußtseins ändern, letztlich, um meine diesbezügliche Intuition kundzutun, müßte sie wohl dazu führen, daß sich unser Bewußtsein auf Algorithmen ausdehnt, und wir also einen Begriff von der Verwendbarkeit unserer maschinellen Fähigkeiten gewännen, mit anderen Worten so wie wir, wenn wir unterschiedliche Wege vor uns sehen, abschätzen können, was sie zu beschreiten mit sich brächte, auch unterschiedliche Algorithmen vor uns sähen und ebenfalls abschätzen könnten, was ihre Anwendung mit sich brächte, und zwar keine vorgefertigten Algorithmen, sondern beliebige, was natürlich in gewissem Gegensatz zum so genannten Halte-Problem steht.

Auch stellte sich die Frage: Wozu? Alles, was es uns brächte, wäre die Fähigkeit, Robotern im Kampf die Stirn zu bieten. Welche es ohne uns gar nicht gäbe.

Nein, die Sache mit den feinen elektromagnetischen Störungen scheint einfacher.

Und ja, mir ist danach zu lachen, wenn ich mir überlege, was die Menschen wohl anstellen müssen, um sich nicht selbst auszurotten. So viel Arbeit, alleine schon sich etwas auszudenken, ganz zu schweigen davon, es auch zu tun. Schlimmstenfalls stirbt man. Aidspatienten sollen ja auch gelöster leben. Ich kann das nachvollziehen.

Aber die Welt einfach sein zu lassen, ist nicht die Antwort. Die Welt selbst hat es nicht vor. Sie wird sich für eine Form der Existenz entscheiden, und mein diesbezügliches Gefühl geht eindeutig in Richtung Aufhebung der bisherigen Gesetze, um ihren Mißbrauch zur Aufhebung der natürlichen Ordnung zu verhindern, Titanen und Götter, ganz in Jüngers Sinne.

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