Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

11. September 2013

Stellungen zum Leben, Stellungen zur Existenz

Das Seltsame ist oftmals schwer zu fassen zu kriegen. Warum, zum Beispiel, träume ich immer wieder von diesem Schwimmbad, mit einer gläsernen Trennwand hinter dem in die Breite gehenden 50-Meter-Becken zu einem Bereich mit mehreren Becken und einer Rutsche, die nach außen führt? Ich war definitiv nie in einem solchen Schwimmbad und wahrscheinlich gibt es auch nirgends so eins, zu wenig Attraktionen, zu seltsam die Anlage, fast wie Schloß Sanssouci auf seinem Hügel. Und wenn man sich schon in seinen Träumen halt irgendwas ausdenkt, warum kehrt es immer wieder?

Wenn man das so liest, kommt man vielleicht auf den Gedanken, es ginge mir darum, Herrschaftswürden zu verspotten, aber ich kann guten Gewissens versichern, daß es mir darum nicht geht. Dieses Schwimmbad ist vielmehr eine Metapher für verschiedene Bereiche, und in diesen Träumen geht es immer darum, in welchem Bereich ich mich aufhalten sollte, insbesondere um die Frage, ob ich für das Rutschen zusätzlich bezahlen sollte oder nicht.
Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall.
Noch ein Schwimmbad? Nun, vielleicht auch etwas anderes. Aber ein weiterer möglicher Bezugspunkt.

Nicht unbedingt die eleganteste Überleitung von meinen Träumen zur Offenbarung, aber über letztere möchte ich hier kurz sprechen. Was Johannes beschreibt, ist Technologie, das zweite Tier das Bild des ersten auf der Mattscheibe, das Neue Jerusalem ein Raumschiff (ja, ist so, und zwar von der Form der Borgschiffe aus Raumschiff Enterprise), Mensch-Insekten-Kreuzungen Abfangjäger mit Piloten mit Sauerstoffmaske, das Blut eines Toten Rohöl und so weiter. Und der Teufel ist Abaddon, das heißt Apollon, der Gott der Wissenschaft und Kunst. Das ist oberflächlich betrachtet nicht seltsam. Schließlich beschreibt Johannes Bilder, wie sie beispielsweise im Ersten Golfkrieg zu sehen waren, und wer diese Seite der Technologie zu sehen bekommt, ist sicherlich mehr als geneigt, in der Technik das Werk des Teufels zu sehen.

Aber der Kontext macht es seltsam, sogar sehr seltsam. Was ist denn das Gegenteil einer technischen Welt? Doch wohl eine Welt der Wunder, oder, wie sie in der Offenbarung genannt werden, Zeichen. Und bezüglich dieser sagt Johannes, daß viele ihrer gewirkt werden werden, doch daß man nicht seine Hoffnung in sie setzen sollte, bis sich die Technik voll entfaltet hat und mit ihr ihr Schrecken.

Ist das ein guter Ratschlag? Zunächst sieht es doch wohl so aus, als ob hier jemand genau das Gegenteil bewirken möchte von dem, was er vorgibt, bewirken zu wollen, nämlich nicht die Abkehr vom Teufel, sondern seine Unterstützung. Andererseits mag es rein deskriptiv sein, doch wozu eine rein deskriptive Prophezeiung?

Im Motiv der Errettung durch Außerirdische liegt definitv eine Abkehr von eigenen Anstrengungen. Daß andererseits eine Notwendigkeit zur Bündelung der Anstrengungen besteht und deshalb auf Alleingänge verzichtet werden sollte, mag stimmen. Aber hat die Offenbarung diese Wirkung?

Schwer das objektiv vor der Zeit zu beurteilen.

Letzte Güter wie Erleuchtung gibt es jedenfalls nicht, oder sagen wir lieber es gibt sie für Menschen nicht, denn Mensch zu sein, verträgt sich nicht mit unwandelbarer Vollkommenheit. Freilich, am Ende sagt Johannes, daß, wer nicht alles glaubt, diese Güter nicht geschenkt bekomme, und wer etwas hinzudichtet, alle Höllenstrafen zu erleiden habe. Glauben wir also vielleicht besser nicht alles, wenn wir die menschliche Natur gut genug verstehen, der Hinweis kann deutlich genug genannt werden.

Aber vor welcher Wahl stehen wir hier eigentlich?

Wir könnten unsere Nase über unser Mensch Sein rümpfen und das Ganz Andere umarmen.

Dazu ist zu sagen, daß unser Mensch Sein in der Tat eine erbärmliche Angelegenheit ist, wenn nicht im Potentialen, so doch sicher im Aktualen, wobei man natürlich sagen muß, daß wir das Potentiale gar nicht kennen können, sondern immer nur die Konsequenzen unserer Annahmen über es. Aber wenn wir uns nach dem Ganz Anderen sehnen, tun wir es nicht aus unserer Haut heraus? Ist es etwa mehr als eine zu spezifizierende Verallgemeinerung?

Ich glaube es nicht. Es ist Schwäche, eine Art Nervenzusammenbruch, der letzte Strohhalm, an welchen wir uns überladen klammern, wenn uns die Kraft zur Vorstellung fehlt. Und damit hat es auch seine rechte Bewandtnis, denn wir tun es nicht umsonst, sondern um unsere Seele in diese Richtung zu lenken, nur ist es eine Richtung und kein Ziel.

Freilich, vielleicht ist es gut, sich blind dem Strom der Schöpfung zu überlassen, jedenfalls im allgemeinen keine schlechte Idee, nur gibt es verschiedene Zeiten, und dem Ende zu treibt alles in den Ruin, so daß es dann gilt, sehenden Auges neue Formen zu prägen.

Die Ahnung des nahenden Todes ist unterschiedlich stark unter den Menschen. Der Eine flieht schon, wenn der Andere noch feiert.

Nun, wie auch immer, wenn wir das Ganz Andere nicht umarmen, wie und was sollten wir dann umarmen?

Etwas Konkretes wohl, nicht wahr? Doch es muß uns begegnen, konkrete Vorstellungen, das Ideale, sind nur Anfänge, welche einen hoffentlich auf einen schicksalsmäßigen Weg führen, auf welchem ihnen Gegenstände entsprechen, mit welchen man umgeht. Und diesen Umgang muß man pflegen, in ihm entwickelt sich der eigene Glaube fort.

Keiner von uns sitzt zu Gericht über dem Ganzen, und wenn wir auch Klage einreichen können, so ist doch auch keiner von uns als Staatsanwalt geboren, sondern wir bringen immer nur das vor Gericht, was sich in unserem Gesichtskreis und ethischen Verständnis befindet.

Ich hege Hoffnung auf eine Zeit der Ruhe, auf eine Zeit, in welcher alles bis ins Mark stimmt, in welcher niemand an den Menschen rüttelt und man sich trifft, um zu besprechen, wie man das eigene Kapital einbringt.

Es ist ein Fehler zu glauben, daß unser Weg nicht dahinführt. Wer kann es denn verhindern? Eben.

Was nicht im Fels wurzelt, wird stets auf's Neue abgewaschen, das ist der Lauf der Welt. Arme, und dumme, Schweine, welche Sicherheit suchen. Es ist nicht mehr als eine Entscheidung, welche es braucht, sicher zu sein, sich zu entscheiden, daran zu glauben, daß etwas, was man verfolgen kann, gut ist.

Ich sehe in der Offenbarung zuvörderst den Beleg dafür, daß sich die Welt zur Zeit wandelt, daß eine andere geschichtliche Phase begonnen hat. Mehr mag ich nicht extrapolieren. Und besser sein Glück mit Zeichen versuchen als sich in Ketten schlagen lassen. Die Erde wird so oder so weiter um die Sonne kreisen, es geht nur darum, was wir auf ihr machen. Stellen wir uns unserer Ohnmacht oder unterwerfen wir uns ihr?

Post scriptum. Johannes 20:18.
Maria Magdalena kommt und verkündigt den Jüngern: Ich habe den HERRN gesehen, und solches hat er zu mir gesagt.
Tja, wenn es denn so ist. Nehme ich das ruhig als Zeichen. Hilft aber auch nicht viel. Die Wahrheit wird sich erweisen müssen.

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