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29. August 2013

Ideen, Abstimmung und das wiederkehrende Scheitern der Sorge an sich selbst

Ich gehe von einem Modell der Existenz aus, dessen Elemente Ideen sind, welche nicht unabhängig von einander neben einander bestehen, sondern steter Abstimmung auf einander unterworfen sind.

Diese Elemente fallen in vier Klassen, nämlich Beharren, Lust, Achtung und Sorge, welche sich, bei Neigung dazu, als Folge zunehmender begrifflicher Verfeinerungen verstehen lassen, in sofern auch Lust beharrt, auch Achtung anstrengt und Sorge auch auswählt. Näheres dazu habe ich im Beitrag Bewußtseinsentwicklung durch Rückkoppelung geschrieben.

Und zwischen diesen Elementen bestehen also Abstimmungen, etwa wenn sie im menschlichen Bewußtsein zusammenkommen und dieses sich in unterschiedliche Richtungen neigt, was genauer gesagt bedeudet, daß die in ihm vorhandenen Ideen sich ihrer jeweiligen Umwelt auf ihre eigene Weise zuwenden.

Analog bilden die chemischen Elemente ein Beispiel unterschiedlicher Abstimmungen zwischen Ideen des Beharrens, wobei ich mir die Freiheit nehme, nicht zwischen abstrakten Ideen und ihren konkreten Vertretern zu unterscheiden. Kommen dabei zwei verschieden ausgerichtete Formen des Beharrens zusammen, mögen sie in eine dritte Form übergehen. Daß sie dies tun ist zugleich die Voraussetzung der Lust, als des Willens zur Anstrengung der Kräfte zum Zwecke der Umgestaltung des Beharrenden, als auch zugleich die Anpassung an sie, die Abstimmung zwischen den Ideen des Beharrens und der Lust.

Damit sollten die ersten beiden Begriffe des Titels dieses Beitrags hinreichend genau erläutert worden sein, kommen wir nun zum dritten Gegenstand.

Es ist das Wesen der Sorge, den Zustand der Welt zu erfassen, ihre Gesetzmäßigkeiten zu studieren und unter ihrer Ausnutzung ihn ihrem Willen gemäß zu ändern. Und dabei begegnet es ihr stets auf's Neue, daß der Zustand, welchen sie selber geschaffen hat, sich für sie problematischer gestaltet als der ursprüngliche.

Was sich darin exemplarisch zeigt, ist die Endlichkeit des Raumes, welche das Beharren den dynamischen Ideen läßt und sie so zu Zykeln zwingt. Nicht können jene sich seiner immer weiter bedienen, sondern nähern sich stattdessen der Grenze dessen an, was sie handhaben können, und wenn sie dies tun, müssen sie ihre Abstimmung erneuern.

Dazu dienen die transzendenten Akte, wobei sich jede Idee auf ihre eigenen Voraussetzungen beschränkt. Im Falle von Lust und Achtung ist es hinreichend offensichtlich, daß durch einen unverhofften Übergang oder eine unverhoffte Erwiderung das Problem gelöst ist. Im Falle der Sorge müssen wir die Situation hingegen noch weiter ausleuchten.

Im Zentrum des christlichen ideellen Zykels stand die Gewährleistung von Frieden. Der Preis, welcher dazu bezahlt werden mußte, wurde dabei mit der Zeit immer kleiner, aber er wurde dies dadurch, daß sich die Sorge zunehmend auf das Beharren verließ, um sich Lust und Achtung zu erwehren. Und was so mit wuchtigen Burgen anfing, endete mit der Herrschaft der Maschinen. Und diese Welt voller Maschinen ist nun eine problematischere geworden als es die Welt des Römischen Imperiums je war.

Wenn man den Gang der Dinge bedenkt, könnte man auch sagen, daß der letzte ideelle Zykel durch die Anbetung des Metalls gekennzeichnet ist. Wurde es gar erst dadurch leitend, daß wir es zuvor seit so langer Zeit als unser teuerstes Gut verehrten?

Nun, wie dem auch sei, unser Problem heute besteht darin, daß wir an die sich gebildet habenden Gesetze des Beharrens ausgeliefert sind, und seine einzig mögliche Lösung darin, daß sich die Sorge anders orientiert, also nicht länger auf das Beharren baut, sondern vermehrt auf die lebendigen Ideen. Mehr Möglichkeiten gibt es auch nicht. Wir haben gar keine andere Wahl, als eine Wissenschaft ihrer zu schaffen, denn Wissen schafft Sorge immer. Nur das Wesen der Anwendung dieses Wissens unterscheidet sich gemäß den Wesensunterschieden der studierten Ideen, Beharren beharrt, Lust lüstet, Achtung achtet und Sorge sorgt.

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