Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

24. August 2013

Der öffentliche Diskurs

Es scheint mir nicht so, als ob die europäischen Nationen große Kunstfertigkeit auf dem Gebiet des öffentlichen Diskurses entwickelt hätten, Großbritannien partiell ausgenommen.

Das Problem besteht darin, daß diese Bühne unter Marktgesichtspunkten, sei es ihr politischer oder privater Wert, wenn nicht verkauft, so doch getauscht wird, oder auch, was genauso schädlich ist, als Zeichen der Anerkennung zur Verfügung gestellt.

Mit anderen Worten steht der Wert des Sprechens im Mittelpunkt, nicht der des Hörens.

Der öffentliche Diskurs sollte indes nicht als Werbefläche begriffen werden, welche Redner mieten können, sondern als eine Art Debattierclub, in welchen die Öffentlichkeit aus Neugier heraus einlädt.

Aber das kann nur die Öffentlichkeit selbst leisten, kein Staatsfernsehen an ihrer Statt.

Freilich, nicht Wenige ziehen durch's Land und halten Vorträge in kommunalen Sälen, aber wo ist das Forum, in welchem die Kommune darüber diskutieren würde, wen sie als nächstes gerne einlüde? Dies dem Bürgermeister zu überlassen, heißt, ihm alle paar Wochen einen Abend für ein paar zehntausend Euro zu sponsorn. Und sicher, bei wichtigen Reden könnte man auch auf's nächste Sportstadium ausweichen, sofern man es schaffte, die Fragen im Vornherein präzise zu formulieren.

Aber natürlich können auch Teile der Öffentlichkeit einladen, der lokale Unternehmerverband oder sonstwer, der es scbafft, den Abend zu organisieren. Und dafür sollte eine Infrastruktur existieren, welche solche Veranstaltungen als Teil des öffentlichen Diskurses bekannt macht.

Publikumsfragen sollten stets einbezogen werden, wenn nötig, wie gesagt, vor der Rede, wobei die Auswahl der Fragen zufällig erfolgen sollte.

Die physische Anwesenheit ist dabei natürlich nicht zwingend, Reden können auch per Radio oder Fernsehen übertragen werden und Fragen per Telephon oder auf sonstigem Wege gestellt, nur daß es kommunale Sender sein müßten, um zu verhindern, daß ihr Marktwert als Bühne zu groß wird. Wahrscheinlich wäre es diesbezüglich das Beste, wenn von parallelen Veranstaltungen keine übertragen würde, auf diese Weise erzöge man zur Rücksicht.

Nun, ich schreibe das nur zur Veranschaulichung, als Exemplar, nicht um das Wesen einer Demokratie zu verdeutlichen, sondern das einer staatlichen Organisation überhaupt, denn wo es kein institutionell befriedigtes gemeinsames Interesse am Zuhören gibt, da gibt es auch keinen Staat, und wenn es ein paar Hundert Kongreßabgeordnete sind, welche es tun, ist es eben ihr Staat.

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