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20. August 2013

Zum Vorzug der Vernunft bei der Suche

Ich habe mich im letzten Beitrag auf das Wesentliche beschränkt, nämlich den Übergang von einer begrifflichen Erfassung zu ihrer konkreten Bestimmung, aber natürlich beinhaltet eine Suche üblicherweise eine ganze Reihe solcher Übergänge, welche von ihrem Ende her zu einem erfolgversprechenden Anfang zurückverfolgt wird, also etwa wenn ich Pfifferlinge suche, dann glotz' ich ja nicht einfach in alle möglichen Richtungen, in der Hoffnung eine Form zu finden, welche der begrifflichen Erfassung eines Teils eines Pfifferlings entspricht, sondern tue das erst, wenn ich das Moos einer erfolgversprechenden Stelle durchspähe.

Nein, zunächst einmal frage ich mich, wie trocken es ist, und wo man unter solchen Umständen wohl Pfifferlinge findet. Wenn ich dann beispielsweise auf Moose über den Wurzeln von Kiefern komme, suche ich danach, wobei es ja auch wieder einen Unterschied macht, wie das Moos genau aussieht und wo die Kiefer steht. Und dann ist man schon dabei, nach Kiefern zu suchen, welche irgendwie pfifferlingisch aussehen, ohne daß es so ganz einfach wäre zu erklären, warum.

Es kommt also zu einer ganzen Kaskade von Suchen, welche eine anfängliche Suche nach sich zieht, wobei unsere Erfassung der Gesetzmäßigkeiten der Welt ein Glied an das andere fügt, und genau an der Stelle kommt unsere Vernunft zum Einsatz, indem sie ihre eigenen Glieder formt und ihre Zusammenhänge untersucht, denn Glieder formen und ihre Zusammenhänge untersuchen tut natürlich auch der Verstand, nur tut er das nicht um ihrer selbst willen, sondern nur im Rahmen einer Suche, wie das Glied der erwähnten pfifferlingischen Kiefer, auf welches selbstverständlich nicht die Vernunft führt.

Menschen können also ihre Suchen über Wege leiten, welche sie frei von den Umständen der Suche entwickeln können. Zu ihrem Vorteil ist das meistens nicht, meistens leistet der Verstand bessere Arbeit, der tierische Instinkt ist einfach sicherer als die Theorien der Vernunft, aber natürlich wissen die Menschen die Vorteile, welche sich hin und wieder auf diese Weise ergeben, systematisch aufzutürmen, wodurch es ihnen schließlich gelungen ist, satellitengestützt durch den Dschungel zu navigieren.

Aus Sicht der künstlichen Intelligenz handelt es sich bei dieser Bereichsbegriffsformung wahrscheinlich um einen Algorithmus zur Auffindung global optimaler Suchen mäßiger Effizienz, während der Verstand Bereichsbegriffe zur Auffindung lokal optimaler Suchen mit hoher Effizienz formt. In beiden Fällen tritt aber so noch neben die Aufgabe des Suchens die Aufgabe des Verwaltens von Suchen unter Ausnutzung eines Gesetzeskanons, welcher ebenfalls zu erstellen ist. Indes, auch diese Aufgabe ist wieder eine Suche, nämlich nach Bereichsbegriffen für effiziente Suchstrategien und nach Gesetzmäßigkeiten zwischen ersteren.

Deshalb ist Intelligenz eben im wesentlichen die Fähigkeit zu suchen, also eine begriffliche Erfassung zu konkretisieren.

Ich besitze seltsamerweise ein ziemliches Talent darin, Bereichsbegriffe im Rahmen der Suche nach effizienten Suchstrategien zu formen, aber weit weniger Talent darin, die eigentlichen Suchen zu vollziehen, für welche ich jene geformt habe, oder, um es einfacher zu sagen, ich bin gut darin, Arbeit zu gliedern, aber nicht unbedingt gut darin, zu arbeiten. Vielleicht liegt es ja daran, daß die Suche nach effizienten Suchstrategien eine besonders einfache Suche ist, wenn man nur ihre Gegenstände versteht, und vielleicht läßt sich ein Leben auch in Randbereichen, in extremer Einseitigkeit leben, wenn man nur die Zeit hat, sich entsprechend einzurichten.

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