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20. November 2013

Die doppelte Falle

Ich schreibe diese Bibelkommentare, weil sie für die heutige Zeit wichtig sind.
Johannes 19:14-15. Es war aber der Rüsttag auf Ostern, um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Sehet, das ist euer König! Sie schrieen aber: Weg, weg mit dem! kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König denn den Kaiser. 
Das war nicht nett von Pilatus. Warum eigentlich nimmt niemand Johannes beim Wort? Ich jedenfalls bin die klischeehaften Darstellungen satt. Natürlich müssen die Hohepriester ihre Loyalität zum Kaiser bekennen, wenn sie keinen Ärger mit Pilatus wollen. In die Falle gehen sie natürlich nicht. Aber Pilatus' Worte sind eine doppelte Falle, aus welcher es kein Entkommen gibt.
Johannes 11:46-50. Etliche aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte. Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer einen Rat und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Lassen wir ihn also, so werden sie alle an ihn glauben; so kommen dann die Römer und nehmen uns Land und Leute. Einer aber unter ihnen, Kaiphas, der desselben Jahres Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts, bedenket auch nichts; es ist uns besser ein Mensch sterbe für das Volk, denn daß das ganze Volk verderbe.
Kaiphas hält  es also zumindest für wahrscheinlich, daß Jesus Lazarus auferweckt hat, denn andernfalls wären ja keine weiteren Zeichen und keine weiteren Anhänger zu befürchten. Wenn es aber so ist, welches Opfer fordert Pilatus dann von ihm?

Nichts anderes als die messianische Hoffnung. Wenn Johannes' Worte stimmen, geht es Pilatus genau darum.

Seltsam, daß 19:14 also ein Symbol für die Frage: Leben oder Hoffnung? ist, aber so ist.

Ich habe die Auferweckung des Lazarus zuvor ausschließlich als Metapher betrachtet, als Zeichen des Abschieds Jesu. Nun, das steht mit dieser Betrachtung hier nicht im Widerspruch, der ganze Text ist Metapher und es geht ausschließlich darum, zu erkennen, worauf er gerade verweist. Johannes wird üblicherweise nach außen schielend dargestellt, selbst wieder eine Metapher dafür, daß das, was nicht zusammenzupassen scheint, doch tatsächlich in der Form gesehen wurde.

Die Juden wählten das Leben, die Christen die Hoffnung. Dies ist als doppelte Tragik zu verstehen, eine Tragik, vor deren Hintergrund die Gestalt des Paulus überhaupt erst denkbar wird.

Und es ist ein Fingerzeig, denn diese Prüfung wartet immer wieder auf uns.

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