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11. Dezember 2013

Übergänge im I Ching

Vielleicht sollte ich die Chance nutzen, welche sich mir durch den gestrigen Beitrag bietet, das I Ching einmal genauer auf Übergänge hin zu prüfen.

Das Hexagramm 41 (Berg über'm See, Verminderung) ist nämlich in sofern bemerkenswert, daß es explizit sagt, aus Hexagramm 11 (Erde über Himmel, Frieden) hervorgegangen zu sein. Normalerweise finden sich solche Aussagen nicht, vielleicht ist dies sogar der einzige Fall, jedenfalls aber einer von wenigen. Ich werde hier also einmal die komplette Beschreibung des Friedenshexagramms durchgehen, um zu sehen, wie stimmig seine Aussagen in Hinsicht auf den Übergang zur Verminderung sind.
Frieden. Das Kleine geht, das Große nähert sich. Segen. Erfolg.
Hört sich zunächst einmal natürlich gut an, beschreibt aber selbstverständlich die gegenwärtigen Bedingungen des Friedens, und nicht die Bedingungen, welche auf ihn folgen.

Sehen wir uns die Zeilen von der ersten bis zur obersten an.
  1. Wenn Rohrglanzgras ausgerissen wird, kommt der Boden mit. Jedem das Seine. Unternehmungen bringen Segen.
  2. Ertrage die Unkultivierten mit Nachsicht, durchschreite den Fluß entschlossen, vernachlässige nicht das Ferne, schätze deine Gefährten nicht, dann magst du die Mitte halten.
  3. Keine Ebene, auf welche keine Neigung folgt. Kein Aufbruch ohne Wiederkehr. Wer in der Gefahr standhaft bleibt, den trifft keine Schuld. Beschwer dich nicht über diese Wahrheit, genieße den Segen, welchen du noch besitzt.
  4. Sein Flügel schwingt nach unten, er gibt nicht mit seinem Reichtum an. Er ist mit seinem Nachbarn zusammen, arglos und ernst.
  5. Der Herrscher läßt seine Tochter vermählen. Dies bringt Glück und höchsten Segen.
  6. Die Mauer fällt zurück in den Graben. Führe jetzt keine Kriege. Mache deine Befehle in der eigenen Stadt bekannt. Standhaftigkeit bringt Demütigung.
1.) - 3.) beschreiben altes Yang und 4.) - 6.) altes Yin. 6.) kündet also von der Wiederkehr der Einigkeit der Großen in Glaubensdingen und 3.) vom Verlust des Glaubens der Kleinen, mithin also den beiden Änderungen, durch welche Frieden in Verminderung übergeht. Diese beide Zeilen betrachtend ist wohl zu bemerken, daß es gut ist, am Yang festzuhalten, aber nicht am Yin.

2.) beschreibt die Gefahr der Korruption, daß man sich zu gut kennt, in den eigenen Kreisen, und das Wohl der anderen vergißt. Die Warnung hier entspricht der nämlichen Warnung in der Verminderung, die Beziehungen sind zu stark, das Netzwerk zu gut geölt.

1.) ist hingegen ein Verweis auf eine schon lange anhaltende Glückssträhne, welche die Menschen zusammenwachsen lassen hat.

4.) bedeutet, daß unter den Bedingungen des Friedens der Aufstieg des Fürsten, die Organisation materieller Macht zu materiellen Zwecken, nicht zu befürchten ist. Der Reiche bleibt seines Nachbarn Freund. Diese Zeile bestätigt, was ich gestern zur Verminderung sagte: ein Hitler oder Stalin entsteht nicht aus allgemeinem Wohlstand, in ihm hat er nichts zu tun.

5.) besagt dasselbe für den Minister, auch die sozial Höhergestellten verschwören sich nicht gegen das Volk, sondern nehmen es großzügig in ihre Ränge auf, alle sind gleich, der Maurer heiratet die Tochter des Professors, um es auf den Punkt zu bringen.

Ich muß sagen, daß die Beschreibung des Friedens dem I Ching jedenfalls gut gelungen ist, egal was Alex Jones dazu zu sagen hat. Eine Zeit der Sorglosigkeit, in welcher das Glück selbst seine Grundlagen zerstört, was die Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft natürlicherweise in die Hände der Weisen legt, als welche den Verarmten einen neuen Glauben geben müssen.

Wenn sie das denn können... sonst liegt es halt an einem Größeren, es zu tun.

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