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9. September 2014

Kleinigkeiten

Geben ist seliger denn Nehmen,
denn was man nimmt, war und bleibt,
und was man gibt, wurde und wird.

Wir archivieren die Vorarbeiten
und adoptieren ihre Fortführungen auch dann noch,
wenn sie längst schon wieder von einem anderen übernommen wurden.

Wahrlich, was wäre unser Leben mehr als eine Vitrine,
wenn wir nicht gäben?

Die Meisten aber glauben,
sie könnten erst geben,
nachdem sie genug genommen hätten.

Daraus entspringt die ungeheure Macht dessen,
wem die Menschen glauben,
daß er ihnen etwas zu geben hat.

Er hält die Gesellschaft an den Zügeln der Aufmerksamkeit,
welche ihm zu Teil wird.

Und nur einer kann dies jeweils machen,
denn die Menschen fürchten sich sehr davor,
auf einem Nebengleis zu enden.

Ihr Lenker ist ihnen die Garantie für den Reichtum der Zukunft, die Bahn zum Himmel gar,
keine Gelegenheit, sondern Richter von Gottes Gnaden,
eingesetzt, darüber zu wachen, wer in das Leben eingehen darf.

Denn sie haben es noch nicht das Leben,
es muß ihnen erst gegeben werden.


Aber haben sie Recht?
Hat Gott jemals einen solchen Richter eingesetzt?
Damals oder heute gar?

Und was heißt es, diesbezüglich im Irrtum zu sein?
Darf man das Leben, welches man von Gott empfing, verachten?
Ein Kleid statt der eignen Haut anlegen, einer Dramaturgie statt seinem Herzen folgen?

Den Ungläubigen den Glauben, 
so scheint's.

Was täten sie sonst? Sie gehen fehl,
sind andern ein Ärgernis
und sich selbst die Nacht, in welcher sie versinken.

Doch ging es ihnen im entgegengesetzten Falle besser?
Die Übrigen schützt, wo nicht Theater, die Natur,
und wo das Theater sie selbst auch tröstet, fragt sich gleichwohl wobei?

Grimmig scheinen sie mir,
getröstet durch die Kette, welche sie alle an einander bindet.

So gibt denn Gottes Richter den Mißmutigen den Frieden,
nicht allein zur Hölle zu fahren,
sondern mit allen weit und breit zugleich.

Gleichwie, armselig ist das Leben,
vertane Zeit größtenteils,
wie's scheint.

Oder halten der Menschen Herzen sie im Staub?
Verfinstert kindischer Trotz sie bis ins Grab?

Meins. Ach! Nichts.
Sprich, warum nur gibst du nicht?

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